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Willkür

Willkür

Titel: Willkür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Disher
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gewachsen.
    »Vergiss meine Frage«, sagte Coulthart schließlich. »Aber woher wissen wir denn, dass dein Mann nicht heimlich, still und leise mit den Mesics gemeinsame Sache macht? Was diesen Punkt betrifft — sind die Berichte in Ordnung?«
    Alle Berichte, von denen Coulthart Kenntnis haben musste, waren in Ordnung, deshalb antwortete Bax mit einem Ja.
    »Und die kleinen Fische, wie du sie nennst«, fuhr Coulthart fort, »dieser Mechaniker zum Beispiel — arbeitet der für die Mesics?«
    »Nein«, erwiderte Bax. »Und hier enden auch jedes Mal die Spuren, bei den kleinen Fischen. Aber ich bleib dran. Doch was die Mesics betrifft, die mögen vielleicht das Finanzamt übers Ohr hauen, aber das war’s dann auch. Mir scheinen sie sauber zu sein.«
    Coulthart überzeugte das offensichtlich wenig. Er trug die Verantwortung für eine mittlerweile recht undurchsichtige Geheimoperation, die für die Schreiberlinge von der Boulevardpresse ein gefundenes Fressen wäre. »Wie viele Autos haben wir am Laufen?«, fragte er besorgt.
    »Vierzig.«
    Coulthart starrte auf die Schreibtischplatte. »Vierzig«, wiederholte er dumpf, als kämpfe er mit ersten Zweifeln. Er hatte sich eine Strategie ausgedacht, die alle in Schwierigkeiten bringen könnte. Auf seine Anordnung hin hatte Bax zwei professionelle Autodiebe angeheuert und ihnen gute Bezahlung und Straffreiheit zugesichert. Dafür sollten sie neuere Ford-Modelle der Luxusklasse stehlen. Unter Bax’ Aufsicht wurden die Nobelkarossen auseinander gebaut, die Einzelteile jeweils mit einer bestimmten Nummer versehen, um danach auf dem Schwarzmarkt in Umlauf gebracht zu werden. Ziel war es, die Teile bis zum Käufer verfolgen zu können. Coulthart hoffte, die Mesics auf diese Weise zu überführen, doch der Plan war reiner Wahnsinn und von vornherein mit dem Risiko behaftet, mit großem Getöse zu scheitern.
    Nun, solange Coulthart den Kopf dafür hinhalten muss, dachte Bax, und nicht ich ... Seit sechs Monaten war er nun schon mit dieser Scheiße befasst, hatte ein gutes Dutzend Statisten wie diesen Automechaniker festgenagelt und sich wie blöd abgestrampelt, die Mesics aus der Schusslinie zu halten. Er selbst balancierte dabei immer nah am Abgrund.
    »Vierzig Autos«, wiederholte Coulthart und unterdrückte ein Seufzen. »Wenn das stimmt, was du sagst, unterstützen wir lediglich ein Verhalten, das sowieso an der Tagesordnung ist.«
    Bax rückte sein Jackett zurecht, damit es nicht unnötig Knitterfalten bekam. »Genau so ist es, Boss. Autos werden immer geklaut und es wird auch immer Elemente geben, die Einzelteile verhökern oder woanders einbauen. Wenn Sie mich fragen, die einzige Chance zu punkten besteht darin, die Einfuhr dieser zweifelhaften Daimler aus Hongkong genau unter die Lupe zu nehmen.«
    Coulthart möglichst auf eine andere Fährte bringen, egal wie. Bax musste sich jetzt richtig ins Zeug legen, um seine fünfhundert Dollar die Woche zu sichern. Bisher brauchte er die Mesics nur vor den eigenen Kollegen zu schützen. Aber seit dem Tod von Karl Mesic hieß es, Angriffe anderer Banden abzuwehren. Gestern Mittag, der Typ in dem Volvo zum Beispiel; hinzukamen Gefahren aus den eigenen Reihen in Gestalt eines Victor Mesic.
    Außerdem hatte sich Karl Mesic bereit erklärt, nur komplette Fahrzeuge von Bax zu kaufen. So musste Bax nur jeden zehnten ›offiziell‹ geklauten Wagen aus dem Papierkram heraushalten, ihn in eine der Mesic-Klitschen manövrieren und schon brachte es ihm einige tausend Dollar im Jahr zusätzlich zu seinen wöchentlichen fünfhundert. Die hatte er auch bitter nötig. Doch bevor Bax dieses Verfahren zu einem festen Bestandteil seiner Geschäftsbeziehungen zu den Mesics machen konnte, verstarb der Alte und das Imperium drohte zu zerfallen. Sollte Coultharts Operation scheitern, könnte dies auch das Aus für ihn, Bax, bedeuten.
    Er fixierte das welke Usambaraveilchen, während Coulthart weiter vor sich hin seufzte. Seine einzige Rettung war Stella Mesic. Sie war stark. Wenn er Stella und Leo dazu bewegen könnte, Victor aufs Abstellgleis zu schieben, indem man ihn vielleicht zurück in die Staaten schickte, könnte die Firma endlich dort weitermachen, wo Karl Mesic aufgehört hatte. Mit Leo fürs Grobe, Stella für die Organisation und er würde seinen Verstand einbringen und allen den Rücken freihalten.
    Coulthart rollte seinen Stuhl zurück und erhob sich schwerfällig. Er bevorzugte Knitteranzüge aus leichten Stoffen, sommers wie winters,

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