Willküra (German Edition)
Schwester des Willkürherrschers überrascht über die Denkfähigkeiten Jamels. So hatte sie ihn wirklich noch nie erlebt.
»Wenn ich Angst um meinen Körper habe, fällt mir schon immer was ein«, gab Jamel zu.
Diese neue Information nutzte die Schwester des Willkürherrschers sofort für sich.
»Ach mein lieber Jamel, wenn du wüsstest, was dir passieren wird, wenn du mir den Riesengefallen jetzt nicht tust. Ich sage nur, dass ich sehr gut mit einem Arzt befreundet bin, der auf die permanente Ausschaltung der Erektionsfähigkeit spezialisiert ist. Und wenn er richtig gut drauf ist, dann leitet er auch den Verfall des Körpers ein, so dass du ab dem Zeitpunkt des Eingriffs, den ich bestimmen werde, bis an dein Lebensende aussiehst wie ein alter Greis. Die Hormone aber werden dich behandeln wie bisher und deine Lust auf Frauen wird ungebrochen sein. Du willst, aber kannst nicht und bleibst für immer unbefriedigt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dir das gefallen könnte.«
Jamel wurde bleich.
»Ich nehme also an, du kommst mit?«, fragte die Schwester des Willkürherrschers gehässig lachend.
»Ich komme ganz bestimmt nicht mit dir mit«, schrie plötzlich aufgeregt der kleine Zwerg und kniff die Schwester des Willkürherrschers fest ins Bein. »Du kommst nämlich jetzt mit mir mit. Jawohl! Abführen!«
»Ich soll die Schwester des Willkürherrschers abführen?«, fragte Jamel ungläubig.
»Von mir aus!«, ordnete der Zwerg an. »Abführen, los, mitkommen. Ansonsten fällt mir nichts ein.«
Die Schwester des Willkürherrschers hoffte, dass der Zwerg von selbst wieder verschwinden würde, denn obwohl sie ihn jetzt ziemlich gut packen könnte, hatte sie jetzt wirklich keine Zeit, sich jetzt auch noch zu überlegen, was sie mit ihm machen sollte. Jetzt hatte sie eine andere Priorität. Das Rätsel ‚Gehässiger, kleiner Zwerg’ würde sie lösen, sobald sie an der Macht war. Und das würde jetzt zum Glück nicht mehr lange dauern!
31
»Das Volk, Amanus, weißt du, das Volk! Ich muss da neu überlegen.«
Der Willkürherrscher hatte einen trockenen Hals, Schwierigkeiten zu sprechen und überhaupt Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Ein regelmäßiger, sehr starker Pulsschlag im ganzen Kopf schmerzte und lenkte ihn ab. Eine gewisse Übelkeit war auch zu präsent, als dass er sie hätte ignorieren können. Er rieb sich mit der Hand die Stirn und sein ganzes Gesicht, weil seine Haut wahnsinnig juckte. Als er sich schnell und fest über seine Haut fuhr, merkte er aufgrund der entstehenden Reibgeräusche, wie trocken seine Haut war. Er wollte sich eine Creme holen, aber das Bett schien ihn magnetisch anzuziehen, so dass jedwede Handlung unmöglich war. Auch seine Augen konnte er nicht öffnen, die Augenlider waren zu schwer. Der Willkürherrscher drückte sich mit seinen Händen hoch, um sich am Bettkopf anzulehnen. Im Sitzen, so hoffte er, würden seine Gedanken klarer werden.
»Amanus?«, der Willkürherrscher vermutete, dass Amanus schlief und stupste sie vorsichtig an. Sie wackelte ein wenig.
»Ja?«, brummte sie im Halbschlaf, ließ die Augen aber zu.
»Amanus, ich habe Kopfschmerzen.«
»Mmmmmmhhhmmm«, stöhnte sie mehr schlafend als wach.
Der Willkürherrscher stupste Amanus wieder an.
»Amanus«, jammerte er, »ich habe Kopfschmerzen. Und Übelkeit. Einen trockenen Mund und einen trockenen Hals. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Außerdem kribbelt es überall unter der Haut und es juckt fürchterlich. Ich schwitze und mir ist kalt. Und die Augen krieg ich auch nicht richtig auf.«
Amanus stieß erst seltsame Geräusche aus, wie ein kleines Tier, das nicht gestört werden will, und legte dem Willkürherrscher dann tröstend die Hand auf den Bauch.
»Dann schlaf einfach weiter«, krächzte sie.
»Oh, nein! Nicht auf den Bauch!«, stöhnte der Willkürherrscher laut auf, und schob Amanus’ Hand fast ein bisschen zu grob weg. Er hatte große Angst, ihm könnte wieder übel werden. Amanus wurde dadurch nun doch richtig wach.
»Was hast du denn?«, fragte sie ihn besorgt, gähnte und setzte sich auf.
»Mir geht es nicht sehr gut. Kannst du mir vielleicht ein paar Tabletten bringen? Ich weiß allerdings nicht welche, Gerolat hat die immer für mich ausgesucht.«
»Ach, Gerolat!«, wurde Amanus fast ein bisschen sentimental. »Wo ist er bloß?«
Sie stand auf und ging zu einer Schublade, die auf Knopfdruck aus der Wand kam. Eine ganze Weile lang kramte sie darin herum, so
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