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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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dass der Willkürherrscher nicht wusste, ob sie dabei wieder eingeschlafen war, oder noch ernsthaft suchte und plötzlich drehte sie sich wieder um.
    »Hier, diese nimmt Gerolat immer, wenn es ihm schlecht geht!«
    Amanus kam mit beiden Händen voll von Tabletten zurück.
    »Du musst sie ohne Wasser schlucken, das ist der Trick!«
    »So viele?«, wunderte sich der Willkürherrscher im Rahmen seiner momentan möglichen Fähigkeiten, fing aber trotzdem sofort an, eine nach der anderen in sich hinein zu würgen, da das seine einzige Hoffnung auf Besserung war.
    »Ich hatte gerade so Gedanken, Amanus«, fing der Willkürherrscher an zu reden, musste aber abbrechen, da die Trockenheit in seinem Hals ihm das Reden unmöglich machte. Damit Amanus verstünde was los war, zeigte er auf seinen Hals und holte aus den Tiefen seines Rachens Geräusche raus, als würde er gleich ersticken.
    »Du kannst nicht reden, weil dein Hals trocken ist?«, fragte Amanus diese Pantomime erratend, und der Willkürherrscher nickte. Amanus strahlte froh.
    »Da hab ich eine Idee! Ich stell dir Fragen und du musst nur mit ja oder nein antworten. Als Kinder haben wir das oft gespielt.« Sie schaute den Willkürherrscher freudig an. »In deinem Fall reicht auch ein Nicken oder Kopfschütteln. Und irgendwann weiß ich ja dann genau, was du mir sagen willst. Man muss nicht immer reden, um sich mitzuteilen,« strahlte sie den Willkürherrscher an.
    Amanus’ kindliche Freude über das anstehende Spiel war deutlich größer als die Neugier auf das, was der Willkürherrscher ihr zu sagen hatte, das war dem Willkürherrscher klar, aber was sollte er anderes machen, als mit dem Spiel anzufangen?
    »Bereit?«, fragte sie, und als er einigermaßen unentschieden ein bisschen nickte, klatschte sie vor Begeisterung in die Hände.
    »Denkst du an irgendwas hier im Staat, Willkürherrscher?«
    Der Willkürherrscher nickte, aber ein bisschen irritiert, denn er konnte sich nicht vorstellen, wie irgendwas in seinen Gedanken nicht mit dem Staat zu tun haben könnte.
    »Denkst du an«, sie überlegte und schaute sich im Schlafzimmer um, »denkst du an neue Klamotten? Du willst dir einen neuen Stil zulegen?«
    Der Willkürherrscher schüttelte den Kopf.
    »Hm, denkst du an Tiere?«, fragte Amanus jetzt begeistert.
    Wieder schüttelte der Willkürherrscher seinen Kopf.
    »An Obst?«
    Kopfschütteln.
    »An Sommerferien?«
    Der Willkürherrscher schüttelte erstaunt abweisend den Kopf und hatte für einen Moment eine tiefe Stirnfalte über der Nase.
    »Dann denkst du vielleicht an unsere Hochzeit?«
    Wieder schüttelte der Willkürherrscher seinen Kopf.
    »Denkst du, mmmmm«, Amanus musste immer lange nachdenken, bevor sie eine neue Idee hatte, »mmmmmm, an eine neue Bewässerungsanlage für den Willkürherrschaftlichen Blumenpark?«
    Der Willkürherrscher schüttelte brummend den Kopf.
    »Du denkst an Lachshäppchen?«, rief Amanus nun erfreut aus.
    Der Willkürherrscher stieß einen Übelkeitsurlaut aus und schüttelte dann schwach seinen Kopf.
    Man kann sich vorstellen, wie langwierig dieses Spiel war und wie viel Zeit dabei verging, ohne dass es wirklich konkret wurde. Nach circa einer halben Stunde war der Willkürherrscher zwischendurch einmal aufgestanden, und hatte sich Stift und Papier geholt, um Amanus aufzuschreiben, dass er großen Durst hatte, damit sie danach nicht auch erst umständlich fragen würde. Sie hatte ihm jedoch versichert, dass er mindestens eine Stunde nach Einnahme der Tabletten nichts trinken sollte. Das hätte sie mal in einem schlauen Buch gelesen.
    Der Willkürherrscher schrieb auf, dass er ihr jetzt aufschreiben würde, was er ihr sagen wollte, aber das lehnte Amanus entschieden ab, denn das würde das ganze Spiel kaputt machen.
    Nach dieser kleinen Zurechtweisung fragte sie ihn dann weiter aus.
    Eine weitere Dreiviertel Stunde später schrieb der Willkürherrscher auf den Zettel, dass er das Gefühl habe, die Tabletten hätten sich gegenseitig neutralisiert, denn sein Zustand bessere sich eigentlich gar nicht.
    Amanus sagte daraufhin nur, dass sie davon noch nie gehört hätte, dass sich Tabletten gegenseitig neutralisieren könnten, und dass der Willkürherrscher eine sehr lustige Fantasie hätte. Dann streichelte sie ihm kurz bestätigend und aufmunternd die Stirn und stellte ihm weitere Ja-Nein-Fragen, um herauszufinden, woran er denn wohl gedacht hatte.

32
     
    Fürchtedich IX. drückte seinen Daumen fest in die Ellenbeuge. Das

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