Willküra (German Edition)
Liebe.
Lächerlich.
Wie er gestrahlt und überhaupt nicht mehr über das übertrieben ergebene Volk gehetzt hatte. Nur um die Hochzeit ging es ihm jetzt. Dabei war er fast schon so weit gewesen, seine Herrschaft zu überdenken.
Diese Amanus war das Problem. Es musste jetzt schnell etwas passieren, entschied die Schwester des Willkürherrschers. Die Situation ließ nun keine Pläne mit langen Zeiträumen mehr zu. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Willkürherrscher Nachfahren zeugen würde, welche er ihr selbst vorziehen würde, wenn es um seine Nachfolge gehen würde, war sehr hoch.
Diese Amanus würde ihren vollen Zorn zu spüren bekommen, dachte die Schwester des Willkürherrschers. Spätestens wenn sie an die Macht sein würde, würde sie Amanus erledigen! ‚Wenn‘, leider im Moment kein temporaler Ausdruck, sondern eher ein konditionaler.
Die Schwester des Willkürherrschers ärgerte sich über Amanus, über WED, auch wenn die gar nichts falsch gemacht hatten, über Jamel, über den Willkürherrscher und auch darüber, dass sie der junge Anwärter für den Chefposten beim Stab für Zahlen, Diagramme und Hochrechnungen nicht dazu gedrängt hatte, das 3D-Flussdiagramm im handlichen Taschenformat zu bauen, denn jetzt hätte sie es hier gut brauchen können.
Egal, sie würde jetzt schnell alleine einen neuen Weg finden müssen, um ihr Ziel noch erreichen zu können. Sie hatte jetzt keine Zeit für eine Fehleranalyse, sondern musste nach vorne blicken.
Sie war die Schwester des Willkürherrschers, die zukünftige Herrscherin über dieses Land und vielleicht die gefährlichste Frau im Universum. Wenn sie sich jetzt keinen brauchbaren Ausweg aus dieser Situation würde ausdenken können, wäre sie nicht geeignet und müsste zurücktreten vom Anstreben des Postens des Willkürherrschers.
Jamel saß die ganze Zeit genau in derselben Position auf dem Sofa, starrte ins Leere und wartete ab, was als nächstes passieren würde.
»Jamel!«, riss ihn die Schwester des Willkürherrschers im Hochfrequenzbereich aus dem Bereitschafts-Modus. Er zuckte erst zusammen und fürchtete dann ihre weiteren Order.
»Da du also nicht dazu in der Lage bist, die Gegner des Willkürherrschers aufzutreiben …«
»Es gibt einfach keine Gegner des …«
»Unterbrich mich nicht! Da du also nicht dazu in der Lage bist, die Gegner des Willkürherrschers aufzutreiben, wirst du eben so tun müssen, als gäbe es Gegner.«
Jamel verstand nun überhaupt nichts mehr. Er würde ja machen, was sie von ihm verlangte, aber dafür musste er es erst einmal verstehen.
Die Schwester des Willkürherrschers erklärte Jamel also, dass sie gleich zu zweit zum Willkürherrscher gehen würden, um ihn mit der Tatsache zu konfrontieren, dass die gesamte Bevölkerung gegen ihn sei und seinen Rücktritt fordere. Sie seien alle wütend und gewaltbereit und wollten die Situation, so wie sie zurzeit im Staate war, nicht mehr hinnehmen.
Jamel würde den Anführer der Gegner mimen, oder besser die Stimme des Volkes, denn den Anführer würde ihm wohl keiner abnehmen, hatte die Schwester des Willkürherrschers eingewandt, und als Stimme des Volkes sollte er dem Willkürherrscher Angst machen, dass ihm etwas zustoßen würde, wenn er sich nicht sofort damit einverstanden zeigen würde, das Amt niederzulegen.
Als Nachfolger für den Posten hätte sich das Volk für die Schwester des Willkürherrschers entschieden.
Sie würde dann überrascht tun, sich aber natürlich der Entscheidung des Volkes beugen. Und alles Weitere würde sie dann entscheiden, sozusagen schon im Amt.
»Warum sollte sich das Volk denn für dich entscheiden? Die kennen dich doch gar nicht«, fragte Jamel, der den Ernst der Lage nicht so richtig begriff. »Und ich glaub auch nicht, dass es sich jemand traut, dem Willkürherrscher was anzutun. Und ich trau mich das Ganze auch nicht. Am Ende tut er mir noch etwas an, wenn ich ihm diese Sachen sage. Weißt du, ich glaub, ich möchte das nicht machen.«
Die Schwester des Willkürherrschers setzte ein künstliches Lächeln auf und blieb ganz ruhig.
»Du sollst es ja auch nicht machen möchten, du musst es machen. Das ist der Riesengefallen, den du mir schuldest.«
»Nein, der Riesengefallen, den ich dir schulde, ist doch, dass ich die Gegner des Willkürherrschers zusammentrommele. Hast du doch vorhin gesagt.«
»Ach, vergiss es. Und überhaupt, hast du Schlau-Saft getrunken? So schnell mitdenkend kenne ich dich gar nicht«, war die
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