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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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den Raum und ignorierte Gerolats Begründung. Als Willkürherrscher musste er sich zum Glück nicht damit auseinandersetzen, was er wann wie und warum getan hatte, sondern nur mit dem, was er gerade jetzt wollte und für gut oder schlecht befand.
    »Das ist zu viel Komfort, Gerolat! Wem es zu gut geht, der hört auf zu denken. Der dreht sich nur noch um sich selbst und um die Verbesserung seines Komforts. Das ist ja nichts Erstrebenswertes, oder findest du etwa doch, Gerolat?«
    Der Willkürherrscher schaute Gerolat fragend an, bekam aber keine Antwort, nicht mal eine kleine Bewegung, und auch kein Zucken.
    »Siehst du, ich werde somit die Auflösung deiner Unterkunft anordnen, und du wirst zurück in die normalen Angestellten-Unterkünfte ziehen müssen?«
    Der Willkürherrscher stand nicht wirklich hinter seiner Entscheidung, das war an der Verwendung des Fragezeichens deutlich zu erkennen. Doch obwohl Gerolat das sofort wahrnahm, versuchte er ihn nicht vom Gegenteil zu überzeugen. Nicht, weil er sich nicht getraut, oder es nicht für angemessen gehalten hätte, sondern weil er immer noch keine Lösung für das ‚Herr-wird-zu-Willkürherrscher’-Problem gefunden hatte.
    So nickte Gerolat nur traurig.
    »Nein, bitte nicht! Nicht abreißen!«
    An der rechten Wand ging eine Tür auf und eine junge Frau stand etwas verschüchtert vor ihnen.
    Der Willkürherrscher starrte sie an. So eine Person hatte er noch nie gesehen. Mit ihrem bloßen Erscheinen hatte sie ihn sofort so in ihren Bann gezogen, dass er selbst nicht mal merkte, wie er starrte. ( An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass der Willkürherrscher soeben erst seinen zwanzigsten Geburtstag hinter sich hatte. Er war der jüngste Willkürherrscher des Willkürherrschaftlichen Staates und vor ein paar Jahren nur durch eine willkürliche Entscheidung seines Vorgängers auf diesem Posten gelandet. Die letzten Jahre hatte er viel Zeit darauf verwandt, alles über Willkürherrschaft zu lernen und hatte kaum Gelegenheit gehabt, Frauen kennen zu lernen. Das nahe gelegene Haus, in dem Frauen einsamen und/oder unattraktiven Männern ihre Liebes-Dienste anboten, war ihm bekannt, jedoch zuwider. Er hatte mal einen Artikel über Vagina-Verwandte gelesen, in dem es um die Verbindung zweier Männer durch die Nutzung ein und derselben Vagina ging. Er wollte nicht unnötig viele Verwandte haben und verzichtete daher lieber auf diese Art von Vergnügen. )
    »Bitte, Willkürherrscher, bitte überdenkt eure Entscheidung noch einmal.«
    Ihre Stimme war so sanft und rein, dass der Willkürherrscher ihr am liebsten sofort jeden Wunsch erfüllt hätte. Und für ihr Aussehen hätte sie auch noch mal ein paar Wünsche frei haben können.
    »Warum sollte ich?«, versuchte sich der Willkürherrscher nichts anmerken zu lassen.
    »Weil«, sie errötete, was nun größten Eindruck auf den Willkürherrscher machte, »weil, weil, äh, weil, ja …«, sie sah Gerolat Hilfe suchend an.
    »Weil sie auch hier wohnt!«, sagte Gerolat ungeduldig und vergaß darüber alle sprachlichen Probleme, die ihn soeben noch geplagt hatten.
    »Gestatten Sie, das ist meine Cousine Amanus, Cousine Amanus, das ist der Willkürherrscher.«
    Gerolat winkte seine Cousine hektisch mit dem Einsatz seines gesamten Armes heran und erinnerte sich gleichzeitig an einen der vielen Weiterbildungskurse, die er am Hofe belegt hatte.
    »Erwähnen Sie jeweils eine kleine Zusatzinformation«, hatte die Kursleiterin gesagt. »Das vereinfacht es beiden Parteien im Weiteren, die Konversation auch allein in Gang zu halten. Welche gesellschaftliche Position haben die Gesprächspartner, welche Hobbies oder welche Gemeinsamkeiten?«
    »So, also dann jetzt noch mal richtig!«, sagte Gerolat fast etwas überambitioniert in seiner Freude, tatsächlich etwas aus einer Weiterbildung auch mal im wahren Leben anwenden zu können. »Gestatten Sie, das ist meine Cousine Amanus, Cousine Amanus, das ist der Willkürherrscher.«
    Die beiden gaben sich die Hand.
    »Amanus ist«, Gerolat überlegte, was die beiden gemeinsam hatten. Er hatte die Worte seiner Kursleiterin noch sehr gut im Ohr. Jedes ihrer Wörter hatte er förmlich in sich eingesaugt, denn er hatte sich damals in sie verliebt und auch jetzt noch verging kein Tag, an dem er nicht an sie dachte. Doch er hatte sich nie getraut, sie diesbezüglich anzusprechen oder nach dem Kurs noch mal zu kontaktieren.
    Was haben diese beiden denn gemeinsam?, dachte Gerolat angestrengt

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