Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
Vom Netzwerk:
nichts.
    Was ist hier eigentlich los, fragte er sich, da ist man mal für ein paar Stunden ohne Ankündigung verschwunden und hier steht alles still?
    Er ging zurück zu der letzten Wache, an der er vorbeigegangen war.
    »Wo ist der Willkürherrscher?«, fragte er streng.
    Als er keine Antwort bekam, entschloss er sich, mal oben in seiner Wohnung nachzusehen.

56
     
    »Sobald ihr in die Blende geht, könnt ihr nichts mehr falsch machen. Man muss halt nur zusehen, dass man es genau zur angegebenen Zeit macht. Wenn einer der Herrscher zu spät die Blende betritt, muss das Herrschertreffen neu organisiert werden und der Staat des Zuspätkommers schuldet den anderen beiden Staaten 50% der diesjährigen Bruttoeinnahmen.«
    »Wow!«, sagte Jamel. »Das ist bestimmt nicht wenig.«
    Die Schwester des Willkürherrschers war ein bisschen genervt von Jamel. Er schien den Eindruck zu haben, dass er plötzlich mehr leisten müsste, als nur gut auszusehen. Wie überflüssig, dachte sie.
    »Nein, das ist in der Tat nicht wenig«, tat sie ihn ab wie ein kleines, nerviges Kind. Dann drehte sie sich zum Willkürherrscher. » Wie viel wäre das in unserem Fall?«
    »Weiß doch ich nicht«, knurrte er sie an. »Ist mir auch egal. Erst sagst du, wir haben keine Zeit, und dann quatschst du hier unnötig herum. Können wir das hier jetzt mal hinter uns bringen?«
    »O.K. hier ist der Diamant.« Sie reichte ihm das Beutelchen. »Damit kannst du den Herrschern Dinge aus unserem Staat demonstrieren, und auch die Dinge, die sie dir zeigen, aufzeichnen. Pass gut darauf auf.«
    Der Willkürherrscher packte das Beutelchen, schob seinen Mantel leicht beiseite und steckte es sich in die Jackentasche.
    »Den Mantel musst du hier lassen«, freute sich die Schwester des Willkürherrschers und streckte ihm schon ihre Hände entgegen.
    »Nie und nimmer!«, hielt er seinen Mantel fest. Kein anderer würde seinen Mantel so gut behandeln, wie er es tat. Er wollte ihn nicht einfach hier lassen. Und er konnte auch nicht, denn er hatte die Verantwortung für ihn übernommen.
    »Zum Herrschertreffen sind wirklich keine Herrschaftszeichen zugelassen, Willkürherrscher«, klärte ihn Fürchtedich IX. auf.
    Bisher hatten sie es vermieden, miteinander zu reden, denn ihnen war beiden klar, dass sie zwar eine schöne Zeit zusammen verbracht hatten beim Bohnenschnaps, aber ebenso wussten beide, dass Fürchtedich IX. schuld war an dem desaströsen Zustand des Willkürherrschers. Er wollte ihm keine Vorwürfe machen, aber reden konnte er noch nicht mit ihm.
    »Nun gib schon her«, versuchte die Schwester des Willkürherrschers den Mantel wieder zu greifen. Doch der Willkürherrscher ließ es wieder nicht zu.
    »Vielleicht könnte ich den Mantel ja tragen?«, schlug Jamel vor. »Ich bin ja kein Herrscher, deshalb wäre es ja auch kein Herrscherzeichen, sondern ein modisches Beiwerk?!«
    »Ach Jamel«, fuhr ihn die Schwester des Willkürherrschers an und ermahnte ihren Bruder. »Wenn ihr jetzt wegen des Mantels nicht hingeht, weißt du ja, wie teuer das wird.«
    »Du nervst, Schwester!«
    »Und du nervst auch, König.«
    »Ich bin kein König, ich bin ein Willkürherrscher«, schrie er sie an. »Sag es jetzt, sag Willkürherrscher!«
    »Nur wenn du den Mantel hergibst!«
    »Erst sagst du Willkürherrscher!«
    »Erst gibst du den Mantel her!«
    Die Tür der Blende verwandelte sich in gleißend rotes Licht.
    »Sei vernünftig, ihr müsst jetzt rein gehen, Willkürherrscher!«, drängte Fürchtedich IX. Gern wäre er anstelle Jamels mit in die Blende gegangen, aber was wäre dann? Wohin würde er zurück kommen? In einen von der Schwester des Willkürherrschers beherrschten Staat? Das konnte, wie er seit kurzem wusste, nur ein kalter Staat sein. Nein, er würde vernünftig bleiben, die Spinne geben und dafür sorgen, dass es hier einigermaßen übersichtlich blieb, bis der Willkürherrscher zurück kommen würde.
    »Na gut, aber ich gebe ihn dir, Fürchtedich IX!«
    Der Willkürherrscher zog sich traurig seinen Mantel aus, streichelte zärtlich darüber und übergab ihn dem ihn vorsichtig annehmenden Fürchtedich IX.
    »Bis bald, meine liebe Amanus«, umarmte der Willkürherrscher Amanus und küsste sie.
    Das gleißend rote Licht verwandelte sich in gelbes.
    »Bei grün müsst ihr spätestens rein, Willkürherrscher und Jamel!«, informierte Fürchtedich IX. die beiden.
    »Komm bald wieder«, streichelte Amanus dem Willkürherrscher über seine Wange. Der fing mit seinem

Weitere Kostenlose Bücher