Willküra (German Edition)
Spielverderber!«
»Warte«, wandte sich General Faulidös an den Koch, wobei die Mädchen mit ihrem Sprechchor nicht aufhörten. »Weder der Gesandte, noch der Willkürherrscher kennen mich. Ich könnte doch einfach jemand anderen dorthin schicken. Diese Treffen langweilen mich ohnehin immer zu Tode. Was die anderen beiden zu erzählen haben, geht mir da rein da raus.«
Er zeigte erst auf sein rechtes, dann auf sein linkes Ohr. »Und was das Schlimmste ist: alle körperlichen Bedürfnisse werden über Kabel erledigt. Also auch das Essen. Ist das nicht schlimm?«
»Als die Schwester des Willkürherrschers noch zu den Herrschertreffen gegangen ist, war das für dich nie ein Problem«, antwortete der Koch.
»Kannst du da nicht einfach hingehen? Ich hab doch hier noch zu tun«, quengelte General Faulidös nun ein bisschen und wies mit dem Kopf auf die kleine Blonde, die, wie alle anderen auch, immer noch »Spielverderber« sagte.
»Ich lass dir jetzt mal eine Sänfte kommen, dann kannst du dich darin auf dem Weg zur Blende von der kleinen Blonden schnell, aber gebührend verabschieden lassen.«
»Ja, O.K.«, stimmte General Faulidös missmutig zu. »Aber die Sänfte soll mich genau hier abholen. Ich gehe da keinen einzigen Schritt freiwillig hin.«
Der Koch lächelte mild.
»Ich glaube, deine Stelle als faulster Mann im Faulen Staat wird nie in Gefahr sein.«
55
»Willkürherrscher, äh, Willkürerrscher. Mist! Nochmal von vorn: Willkürerrscher, wir müssen dringend reden! Oder vielleicht: Willkürerrscher, allo. Äh, Mist!«
Gerolat ging schnellen Schrittes auf das Willkürherrschaftliche Schloss zu. Nicht weit vor ihm auf dem Weg sah er schon die letzte Bank vor dem Schloss.
Er würde nachher darauf achten müssen, hinter Willkürerrscher nicht sofort ein Wort zu benutzen, das ein ausgesprochenes h enthielt, denn das würde ihn in Aussprache-Schwierigkeiten bringen, und den Willkürherrscher sofort vom eigentlichen Thema ablenken.
»Hallo Willkürerrscher.« Ja, in der Reihenfolge ging es, stellte Gerolat erfreut fest. »Also, Hallo Willkürherrscher. Ach Mist!«
Ein ausgesprochenes h zieht das nächste einfach nach sich. Und ein nicht ausgesprochenes h eliminiert offensichtlich ein folgendes. Interessant, dachte Gerolat. Dann eben ohne hallo.
»Willkürerrscher, ich bin wieder da, aber nicht für immer, sondern nur so lange, bis du das Buch über die unbewussten Handlungen wieder in die Läden bringst.«
Er ging schnell an dem Bänkchen vorbei. Gerne hätte er sich jetzt ein bisschen Verschnaufpause gegönnt. Aber er wollte die Sache nun so schnell wie möglich erledigen, und dann für immer das Glück mit der Kursleiterin leben.
Er kam an das Willkürherrschaftliche Tor, an dem rund um die Uhr die gefährlichsten Wachen des Staates standen. ‚Allzeit schussbereit‘ war der interne Spitzname für diese Wachen, die Gerolat manchmal an kleine, böse Hunde erinnerten, die nur darauf warteten zuzuschnappen. Er war gespannt, was gleich passieren würde. Hatte dieser Arzt wohl alle im Schloss schon vorgewarnt und die Wachmänner eingewiesen, dass er kommen würde, um den Willkürherrscher zu eliminieren? So wie er es vor der Kursleiterin behauptet hatte? Oder hatte der Willkürherrscher vielleicht eine Anordnung heraus gegeben, dass er vermisst sei und sofort anzuhalten, sobald er das Tor passieren wollte?
Gerolat versuchte, so normal wie möglich zu gucken und sich darauf zu konzentrieren, was er gleich beim Willkürherrscher sagen würde. Das sollte ihn ein bisschen ablenken, denn wenn er sich jetzt nur darauf konzentrieren würde, so normal wie möglich zu gucken, dann würden sie das sofort spüren und misstrauisch werden.
Er nickte den Wachmännern in angebrachtem Abstand von ihnen zum Gruße zu, und sie nickten kaum sichtbar zurück. Denn bewegen durften sie sich natürlich nicht. Schon war er drin.
Das war einfach, dachte er, ging durch etliche Gänge, und nickte etlichen Wachmännern zu, bis er den Regierungssaal erreichte und sich dort über die riesengroße Treppe wunderte, die zu seinen ehemaligen Gemächern hoch führte.
Das ging ja schnell, die scheinen mich ja gar nicht mehr zurück zu erwarten, ärgerte sich Gerolat fast ein bisschen. Und wieso war hier weit und breit überhaupt niemand?
»Willkürerrscher?«, rief er zaghaft.
Dann schrie er aus voller Kehle, im gleichen Stil, wie der Willkürherrscher immer nach ihm gerufen hatte.
»Willkürerscheeeeeeeeer!?«
Es tat sich
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