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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucia Hodinka
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nach Schwachstellen suchen. Das ginge am besten, wenn er sie jetzt nicht von seinem Wissen in Kenntnis setzte. Er hatte sich gefragt, ob er vielleicht einfach feige sei, aber ihm war klar, dass er jetzt mit voller Kraft in den Kampf gegen sie gehen wollte.
    Als er noch jung war, hatte er seinen Feinden alles sofort um die Ohren gehauen und hatte dann geguckt, wie es weiter gehen könnte. Heute war er weiter. Und zum ersten Mal fühlte er eine unglaubliche Ruhe in sich, die es ihm ermöglichte, nun erst mal abzuwarten. Nicht alles direkt rauszuschreien und unbedacht zu handeln, sondern wie eine Spinne zu warten, zu beobachten, und dann im richtigen Moment unerwartet zuschlagen. Und zwar nicht nur harmlos, sondern ernsthaft, wie eine richtig gefährliche Giftspinne. Wenn er die Schwester des Willkürherrschers genau so beobachten würde, dann sollte ihm am Ende das Zuschlagen doch gelingen. Und mit einer gewissen Genugtuung würde er sie dann an seinem Gift verenden sehen. Das war sein neues Ziel, nicht die gleichberechtigte Willkürherrschaft mit ihr.
    Du hast den Kampf begonnen, und ich nehme ihn jetzt an, dachte er. Spät zwar, aber ich nehme den Kampf. Wieder fühlte er diese Kraft, die von der Ruhe in ihm erzeugt wurde. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er sich zuletzt so stark gefühlt hatte.
    Die Schwester des Willkürherrschers nahm den Diamant vom Arbeitstisch, steckte ihn in den dafür vorgesehenen kleinen Beutel und lächelte Fürchtedich IX. zärtlich an. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er sich jetzt darüber gefreut, wie sehr sie ihn liebte.
    »Den Tisch ausmachen lohnt sich jetzt nicht«, sagte sie, »ich komme ohnehin gleich wieder hierher.«
    Sie schnürte das Beutelchen mit dem Diamant darin vorsichtig zu.
    »Komm, ich erzähl dir auf dem Weg alles, was du dringend noch wissen musst.«

54
     
    »Welche von euch Mädchen darf ich denn nachher mit zu mir nehmen?«, grunzte General Faulidös zufrieden und die Mädchen kicherten.
    Zehn Mädchen massierten soeben gleichzeitig den Körper von General Faulidös. Kopf, Hände, Füße, Rücken, Schultern, Nacken, Beine, Arme, Bauch, Brust, alles gleichzeitig.
    Die Mädchen tauschten flink und gewissenhaft ihre Positionen. Wenn sie sich im Weg standen, trippelten sie geschickt um sich herum, ohne mit dem Massieren aufzuhören. Und es galt die Regel, dass keine den Unterhosenbereich anfassen durfte. Das hob sich General Faulidös immer für nach der Massage auf. Denn eins der Mädchen wollte danach immer mit ihm gehen.
    »Ich möchte heute!«, sagte sanft aber auch frech die kleine Blonde, die seine Hände massierte. Sie stellte dabei ihren Kopf schräg und lächelte General Faulidös an, ohne dabei das Massieren zu unterbrechen.
    »Sonst noch wer?«
    Er schaute schnell die Blonde an, die sich angeboten hatte. »Versteh das jetzt nicht falsch Süße, aber ich mag es einfach, wenn ihr euch um mich streitet.«
    Die Mädchen kicherten wieder alle gleichzeitig.
    »Ich würde auch wollen«, sagte die Große, Braungelockte, die ein kleines Muttermal am Kinn hatte und damit beschäftigt war, den Rücken von General Faulidös zu beklopfen.
    »Ich auch«, schauten ihn die zwei großen grünen Augen von der an, die gerade seine Wade weich schüttelte.
    »Ich natürlich auch, aber«, wandte die ein, die gerade großzügig seine Brust bearbeitete, »wir haben uns vorher abgesprochen, dass heute Hand mitgehen darf. Und dann haben wir Lose gezogen, wer was massiert. Und deshalb …«
    »Gehe ich mit!«, beendete die kleine Blonde den Satz und lächelte General Faulidös wieder an.
    »Ach Mädchen, das könnt ihr doch nicht vorher abmachen. Ich möchte doch, dass ihr euch vor mir um mich streitet. Aber für heute lass ich das mal durchgehen.«
    Er zwinkerte der Blonden mit seinem linken Auge zu.
    Da kam der Koch mit einer mittelgroßen Box rein.
    »Keine wird heute mit dir mitgehen, mein lieber Freund, du musst jetzt los zum Herrschertreffen.«
    Er stellte die Box auf den Tisch.
    »Hier hab ich dir ein, zwei deiner Lieblingsspeisen für auf den Weg zur Blende fertig gemacht. Und vergiss nicht, das ist das einzige Mal im Jahr, wo du wirklich nicht zu spät kommen darfst.«
    »Mädels, ihr habt es gehört, ich muss los.«
    Alle Mädchen hörten gleichzeitig mit der Massage auf, stellten sich nebeneinander der Größe nach in einer Reihe auf und riefen einstimmig im Takt völlig monoton »Spielverderber! Spielverderber! Spielverderber!

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