Willst du meine Liebe nicht
anders.
Sie hatte sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, als sie die Tür öffnete und den dezent gekleideten Mann vor sich sah. Er war so erschreckend korrekt und beflissen, dass sie sich unwillkürlich ihres eigenen schäbigen Outfits schämte.
“Ich suche Signorina Brown.”
“Ich bin Patsy Brown.” Sie bat ihn herein.
Er bedachte das Zimmer mit dem gleichen abschätzenden Blick wie sie. Sein Lächeln wirkte herablassend. “Ich nehme an, Sie haben mich erwartet, Signorina.”
“Nein. Warum sollte ich? Ich weiß gar nicht, wer Sie sind.”
“Mein Name ist Ettore Vanzani. Ich bin Rechtsanwalt und vertrete die Familie Forza in dieser Sache.”
“In welcher Sache?”
“Es geht um Ihre versuchte arglistige Täuschung von Rico Forza.”
“Meine was?” fragte sie verblüfft. “Wovon reden Sie?”
“Bitte, Signorina, keine Unschuldsbeteuerungen. Wir wissen beide, wie die Dinge liegen. Sie haben Ihre Karten sehr geschickt ausgespielt. Rico glaubt, Sie wären schwanger …”
“Das stimmt. Ich erwarte Ricos Kind. Ich liebe ihn. Wir werden heiraten und …”
“Ja, ja, Sie sind sehr energisch. Der junge Mann ist vernarrt in Sie, und Sie können von seiner Familie einen hohen Preis verlangen.”
“So ein Unsinn! Ricos Familie ist genauso arm wie ich.”
“Seine Verwandten sind - wie Sie sehr wohl wissen - reiche Bankiers, die es sich etwas kosten lassen würden, ihn aus dieser Verstrickung zu befreien.”
“Wenn Rico tatsächlich aus einer reichen Familie stammt, warum wohnt er dann in einer solchen Unterkunft?”
Vanzani zuckte die Schultern. “Jugendliche Rebellion hat die unterschiedlichsten Formen. Ein junger Mann, der seit seiner Geburt jeden nur erdenklichen Luxus genossen hat, findet diese Umgebung vielleicht romantisch.”
Seine kühle Überheblichkeit war Furcht einflößend. Es war ausgeschlossen, dass er die Wahrheit sagte. Und trotzdem …
“Ich glaube Ihnen kein Wort”, behauptete sie kühn.
Allerdings wollte sie damit nur ihre eigenen Ängste zum Schweigen bringen. “Rico liebt mich. Er ist nach Hause gereist, um seine Familie zu informieren, dass wir heiraten werden.”
“Das hat er ihnen tatsächlich mitgeteilt. Sein Großvater hat sich unverzüglich mit meiner Kanzlei in Verbindung gesetzt und Erkundigungen über Sie einziehen lassen. Die Forzas sind sehr kritisch, wenn es ums Heiraten geht. Ihre Angehörigen haben der Überprüfung nicht standgehalten. Ihr Vater und Ihr Bruder sind Kleinkriminelle, die bereits einige kürzere Haftstrafen verbüßen mussten.”
“Das ist nicht meine Schuld.”
“In meinem Land sind Familienbande sehr wichtig. Signor Forza wird alles tun, um seinen Enkel an einer Heirat mit Ihnen zu hindern. Und ich darf Ihnen versichern, dass ,alles’ auch
,alles’ bedeutet.”
“Wollen Sie mir etwa drohen? Mir und meinem Baby …”
“Die Drohung”, warf Vanzani trügerisch sanft ein, “betrifft eher Rico. Sein Großvater würde ihn notfalls einsperren, bis er wieder zur Vernunft kommt.”
“Das glaube ich nicht.”
“Dann sagen Sie mir eines: Warum bin ich wohl hier, wenn Rico tatsächlich so arm ist? Wer zahlt mein Honorar? Wer würde sich dafür interessieren, wen er heiratet?” Während sie noch nach einer Antwort suchte, öffnete Vanzani seinen Aktenkoffer und nahm einen Umschlag heraus. “Vielleicht sollten Sie sich das einmal anschauen”, empfahl er kühl.
Das Kuvert enthielt Fotos. Im Mittelpunkt jeder Aufnahme stand ein junger Mann - eindeutig Rico in jüngeren Jahren. Es war Rico, wie sie ihn nie gesehen hatte, in eleganter Kleidung stand er neben kostbaren Antiquitäten. Ein Bild zeigte ihn auf dem Rücken eines edlen Vollbluts. Es gab auch ein Foto, auf dem er zusammen mit einem alten, grimmig dreinblickenden Mann zu sehen war.
“Das ist Arturo Forza, das Oberhaupt der Familie und Ricos Großvater”, erklärte Vanzani.
“Warum haben Sie die Bilder mitgebracht?” Sie fand selbst, dass ihre Stimme schrill und beinahe hysterisch klang.
“Für den Fall, dass Sie Beweise brauchen.”
“Sie sagten doch vorhin, ich sei von Anfang an über Ricos Hintergrund informiert gewesen. Wenn das wahr wäre, warum sollte ich dann noch Beweise brauchen?”
Vanzani nickte anerkennend. “Sie sind intelligent, Signorina.
Nun gut, ich gebe zu, dass ich mir nicht ganz sicher war.
Möglicherweise sind Sie tatsächlich so unschuldig, wie Sie behaupten. In diesem Fall tun Sie mir leid, aber dadurch ändert sich gar nichts. Der
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