Willst du meine Liebe nicht
Italien zurückgekehrt. Sie können gehen, wohin Sie wollen, außer in diese Pension oder die Bar, in der Sie gearbeitet haben.” Eines hatte er ihr allerdings noch mitzuteilen. “Rico Forza darf in der Geburtsurkunde Ihres Kindes nicht genannt werden. Das kann überprüft werden. Befolgen Sie diese Anordnung.”
Sie fand ein möbliertes Zimmer, schloss die Tür hinter sich und weinte zwei Tage ununterbrochen. Sie weinte, bis nur noch eine große Leere in ihr war. Nur der Gedanke an das Baby hielt sie am Leben. Sie zwang sich, regelmäßig zu essen, ohne jedoch etwas zu schmecken.
Obwohl Vanzani verschwunden war, schien er sie noch immer zu überwachen. Leider hatten Rico und sie keine gemeinsamen Freunde gehabt, sonst hätte sie vielleicht jemanden gebeten, ihn anzurufen. Sie hatten einander alles bedeutet und kein Verlangen nach der Gesellschaft anderer verspürt. Julie erwog tausend Möglichkeiten, Kontakt mit ihm aufzunehmen, und verwarf sie allesamt wieder. Die Angst, Rico in irgendeiner Weise Schaden zuzufügen, lähmte sie.
Schließlich verließ sie London und zog in eine Kleinstadt, wo niemand sie kannte. Dort begann sie, alle Spuren ihrer einstigen Identität zu tilgen. Ihr neuer Name, Julie Hallam, war frei erfunden und hatte keinerlei Bezug zu Patsy Brown.
Sie lebte bescheiden, damit das Geld so lange wie möglich reichte. Am liebsten hätte sie es den skrupellosen Forzas vor die Füße geworfen, aber sie brauchte es für ihr Baby. Um keinen Preis wollte sie die letzte Verbindung zu ihrem Geliebten gefährden.
Ihr kleiner Sohn hatte die dunklen Augen und Haare seines Vaters. Sie hätte ihn gern Richard genannt, doch das hätte zu sehr nach Rico geklungen. Also gab sie ihm den Namen Gary.
Als er heranwuchs, entdeckte sie in ihm Ricos Wärme und Intelligenz sowie dessen sprunghaftes Wesen. Manchmal war er seinem Vater so ähnlich, dass ihr fast das Herz brach, aber er brachte Freude in ihr Leben, und das war jedes Opfer wert.
Es war schwer, eine Karriere aufzubauen und gleichzeitig ein Kind aufzuziehen. Durch einen glücklichen Zufall traf sie eine entfernte Cousine wieder. Tante Cassie, wie Julie und Gary sie nannten, war um die fünfzig, einsam und nur zu bereit, sie als Untermieter aufzunehmen. Wenn Julie unterwegs war, sorgte Cassie wie eine Mutter für Gary.
Julie Hallam arbeitete sich Stufe für Stufe die Erfolgsleiter empor, bis sie schließlich die Spitze erreicht hatte. Der leichte Babyspeck, der ihre Züge mit siebzehn geprägt hatte, war verschwunden, so dass nun ihr fein geschnittenes Gesicht mit den hohen Wangenknochen perfekt zur Geltung kam. Je bekannter sie wurde, desto eleganter, anmutiger und weltgewandter wirkte sie. Sie konnte ein Chanson mit solch unterschwelliger Sinnlichkeit vortragen, dass die Clubmanager sich um sie rissen.
Dies war die Karriere, von der sie immer geträumt hatte, doch nun waren die kostbaren Momente wichtiger, wenn sie die Tür hinter sich schließen und ihren geliebten Sohn in die Arme nehmen konnte.
Sie sorgte dafür, dass Gary zweisprachig aufwuchs, und lernte selbst Italienisch, damit sie sich mit ihrem Sohn in der Sprache seines Vaters unterhalten konnte.
In diesen Jahren dachte sie oft voller Kummer daran, dass Rico diese Freude mit ihnen nicht teilen durfte. Eines Tages vielleicht, so redete sie sich ein, werden wir uns wieder treffen, und dann stelle ich ihm seinen Sohn vor und sehe den Stolz in seinen Augen.
Nun war es zu diesem Wiedersehen gekommen, und es war eine Katastrophe. Rico hatte alles genauestens geplant. Nach acht Jahren wollte er seine Rache.
Sie schlief schlecht. Ihre Träume drehten sich um Rico, wie er vor langer Zeit gewesen war. Seine Hände berührten sie, zuerst zärtlich, dann drängend, und seine Stimme raunte: “Meine Geliebte - für immer.” Und schließlich spürte sie ihn in sich, er erfüllte sie mit Freude und Befriedigung, erfüllte die ganze Welt mit Liebe. Nichts ließ sich mit den köstlichen Wonnen vergleichen, wenn zwei Menschen miteinander verschmolzen.
Jedes Bild erzählte von Wärme, und nun sah sie deutlich, dass diese Wärme ihre Beziehung bei Tag und Nacht geprägt hatte. Seine Hände waren so warm gewesen wie sein Herz.
Wenn er sie anlächelte, schien die Wärme in seinen Augen auf sie überzugreifen, sie einzuhüllen und vor der Welt zu schützen.
Aber die Welt war stärker gewesen. All ihre Liebe hatte nicht ausgereicht, um ihm ein gebrochenes Herz zu ersparen, und nun hatte es den Anschein, als
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