Willst du meine Liebe nicht
treiben.”
Mariella schenkte ihm ein katzenhaftes Lächeln. “Nun gut.
Du wirst die Wahrheit schon noch herausfinden. Hoffentlich ist sie nicht allzu schmerzlich.”
“Ich habe alles verdorben.” Rico stöhnte auf.
“Und das merkst du erst jetzt?” Anna knallte einen Teller mit Spaghetti carbonara vor ihn auf den Tisch. “Iss.”
“Wie kann ich essen, wenn alles vorbei ist?”
“Iss. Dann ist es nicht vorbei.”
“Danke, Nonna.”
“Nenn mich nicht Nonna. Es soll niemand hören, dass ich geholfen habe, einen Trottel großzuziehen.”
Rico rang sich ein Lächeln ab. Er liebte Nonna für ihre Offenheit. Früher hatte er bei ihr in der riesigen Küche der Villa Trost gesucht, heute saß er in der kleinen Küche ihres Apartments. Und wieder tröstete sie ihn - diesmal allerdings mit einer Schimpftirade auf Romagnolo. Er antwortete in dem gleichen Dialekt.
“Es schien alles so einfach, als ich es geplant habe”, meinte er zwischen zwei Bissen. “Aber von dem Moment an, als ich sie wieder gesehen habe, ist es gründlich schief gelaufen.”
“Kein Wunder. Bei dir läuft es nie wie geplant.”
“Beim alten Mann hat immer alles geklappt.”
“Weil er kein Herz hatte. Er war rücksichtslos und kümmerte sich nicht um die Leute. Du bist nicht so.”
“Ich hatte völlig vergessen, wie empfänglich ich für sie bin.
Ich war verwirrt und habe Fehler gemacht. An jenem Abend fuhren wir in einer carrozza - eine gute Idee, wie ich glaubte.
Eine andere Taktik, romantische Stimmung, damit sie den Kopf verliert und mir erzählt, was ich wissen will - es geht um meinen Sohn, sie ist nämlich das Mädchen, das …”
“Meinst du, ich weiß nicht, wer sie ist? Ich habe es schon bei unserer ersten Begegnung gemerkt.”
“Du bist eben klüger als ich, Nonna. Ich jedenfalls habe den Kopf verloren und wollte, dass die Nacht nie endet. Dabei habe ich die Spione völlig vergessen, die sie beobachten sollten. Sie entdeckte sie und …”
Anna stieß einen überaus drastischen Fluch aus, der Ricos Intelligenz und Geisteszustand in Frage stellte.
Er seufzte. “Sie war sehr wütend.”
“Was du nicht sagst! Wie soll eine Frau denn deiner Meinung nach reagieren, wenn sie herausfindet, dass ihr Liebhaber sie beschatten lässt? Soll sie ihm die Füße küssen?”
“Du hast ja Recht. Ich war verärgert über ihre Vorwürfe, und deshalb habe ich sie gezwungen, in meiner Villa aufzutreten. An jenem Abend fungierte Mariella als Gastgeberin und …”
“Und Julie dachte, sie wäre dir egal, und du hättest dich Mariella zugewandt. Herr, gib mir Kraft!”
“Danach wurde es noch schlimmer. Jedes Mal, wenn ich glaubte, ich hätte einen Weg gefunden, ging es wieder schief.”
“Mit anderen Worten, du hast irgendeinen Unsinn verzapft.
Ungeachtet dessen, habt ihr euch hier getroffen und versöhnt.
Sie hat dir verziehen.”
“Davon war ich überzeugt. Jetzt bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Es gibt einen anderen Mann. Sein Name ist Gary. Ich habe gehört, wie sie mit ihm telefoniert hat. In ihrer Stimme schwang ein besonderer Unterton mit, den sie sonst nur bei mir benutzt hat. Ich dachte, sie liebt mich”, fuhr er deprimiert fort,
“aber sie hat nur mit mir gespielt.”
“O Rico. Du läufst mit Scheuklappen durch die Welt. Julie liebt dich, das habe ich sofort gesehen.”
“Warum ist sie dann nicht ehrlich zu mir?”
“Vielleicht hat sie Angst vor dir. Du hast dich zu einem arroganten Mann entwickelt, der oft vorschnell urteilt. Bei dieser Frau benimmst du dich jedoch anders. Sie könnte deine Rettung sein. Also tu etwas, und zwar schnell.”
“Was, Nonna? Es ist zu spät. Sie hat einen anderen.”
Annas Miene verriet, was sie von seinem Kummer hielt.
Nachdem sie ihm Kaffee eingeschenkt hatte, holte sie ihre Handtasche und nahm einen Zettel heraus.
Verwundert las Rico die Notiz. Es handelte sich um eine Adresse in Fregene.
“Meine Nichte hat ein Haus dort. Sie hat Julie durch ein Zeitungsfoto erkannt und mich angerufen, um mit ihrer berühmten Nachbarin zu prahlen.”
“Hat sie den Mann gesehen?”
“Sie hat Gary gesehen. Und nun hör auf, Fragen zu stellen, und fahr nach Fregene.”
Julie wusste, dass er jeden Moment in der Villa eintreffen musste. Er hatte versprochen, sie gleich nach seiner Ankunft anzurufen, doch die Stunden verstrichen ohne ein Lebenszeichen von ihm.
Schließlich rief sie in der Villa an und hörte vom Butler, dass Rico vor drei Stunden gekommen und gleich
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