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Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Titel: Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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ohne Sherrysoße!«
    Er tat so, als sei das eine gute Idee.
    Die Muschwitz beschwerte sich bei Dieter über einige Textpassagen in den Szenen, die für den nächsten Tag geplant waren. Sie sollte Oswald Meyer anschmachten, und das fand sie nicht angemessen, denn schließlich war sie der Star und Meyer nur der Ko-Star. »Wenn Tom Cruise mein Partner wäre, oder wenigstens Til Schweiger, okay, aber nicht Oswald Meyer. Er ist so blass, so nichtssagend. Schau dir bloß mal seine dünnen Ärmchen an! Eine Frau wie ich lässt sich doch nicht von so einem Typen beeindrucken.« Zur Demonstration schüttelte sie ihre langen blonden Locken – »das Versprechen ewiger Mädchenhaftigkeit«, wie mal ein Friseur gesagt hat.
    »Darum geht’s doch nicht«, sagte Dieter. Er hatte einen Schweißfilm auf der Oberlippe, und seine Hände fuchtelten unmotiviert herum.
    »Du redest gequirlte Scheiße«, stellte Muschwitz fest.
    Dieter wurde rot bis zum Hals. »Ich – ich meine, äh, als ich – ich den Dialog geschrieben habe, war noch, äh, Becher ...«
    Sie lachte empört. »Noch schlimmer. Kannst du dir vorstellen, wie das ausgesehen hätte: Becher mit seinem fetten Bauch auf mir drauf? Das Liebesleben der Walrösser ist nicht annähernd so ekelhaft.«
    »Aber, äh ...«
    »Hör zu, ich habe in Der Killer und das Kind gespielt, das Kind, wenn du es genau wissen willst, ich war die Tochter von Sabine Sinjen in dem letzten Weihnachts-Dreiteiler des ZDF ...«
    Dieter nickte heftig. »Weiß ich, weiß ich.«
    Der Kellner brachte mein Kalbsrückenfilet ohne Sherrysoße, aber mit Butternudeln und buntem Salat.
    »Na also. Dann hast du ja eine Ahnung, wovon ich rede. Wegen mir kriegen die Zuschauer einen trockenen Hals, wegen mir zappen sie nicht zu einem anderen blöden Sender.«
    »Katinka, ich bewundere Sie«, brachte Dieter heraus.
    Sie zuckte mit keiner ihrer langen Wimpern. »Ich sage dir jetzt, wie wir die Rolle anlegen: Das Mädchen, diese Caroline, ist nicht einfach in den alten Geldsack verknallt, so mir nichts, dir nichts weibchenhaft-naiv, nein, sie will ihn abzocken, sie krallt sich einen Teil der Beute und haut damit ab.«
    »Welche Beute?«, fragte ich. »Die Versicherung zahlt nie.«
    Katinka Muschwitz warf mir einen langen Blick zu. »Schreiben Sie etwa auch am Drehbuch mit?«
    »Nein. Aber es ist mein Fall, der hier verfilmt wird. Und die Pointe an der Geschichte ist, dass der Detektiv den Betrug aufdeckt.«
    Sie tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Darauf kommt’s ja gar nicht an. Sagen wir, Caroline will sich einen Teil der Beute krallen und damit abhauen. Das heißt, mein Part muss hinterhältiger werden. Caroline lässt sich nur zum Schein auf das Liebesgesülze ein. Keine großen Veränderungen im Text, nur ein paar ironische Bemerkungen hier und da, die deutlich machen, dass ich mich natürlich nie ernsthaft in einen Typen wie Oswald Meyer verlieben würde.«
    Dieter wischte sich mit der Serviette den Schweiß von der Stirn. »Ich kann nichts versprechen. Ich muss erst mit Charly sprechen.«
    »Tu das!«, sagte sie.
    »Tja dann«, Dieter schaute mich unsicher an, »will ich mal unseren Regisseur suchen.«
    Ich hatte gerade ein Stück Fleisch im Mund und nickte ihm wortlos zu.
    Katinka Muschwitz wollte ebenfalls aufstehen.
    Ich schluckte hastig. »Warten Sie! Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Was gibt es noch?«, versetzte sie patzig.
    »Über die Unfälle.«
    »Stimmt. Sie sind ja der Hercule Poirot Münsters. Poppelhove hält große Stücke auf Sie. Haben Sie den Übeltäter schon überführt?«
    »Leider nein. Deswegen möchte ich ja Ihre Meinung hören.«
    »Meine Meinung!« Sie schnaufte durch ihre zierliche sommersprossige Nase. »Nach meiner Meinung ist das eine große Sauerei. Aber das hilft Ihnen nicht weiter, oder?«
    »Nicht viel. Sie mögen Karl-Heinz Becher nicht, richtig?«
    »Richtig. Er ist ein aufgeblasener geiler alter Wichtigtuer. Hält sich für einen großen Star. Vielleicht war er das mal. Ich meine, er lebte ja drüben, im Osten, sonst hätte er wahrscheinlich bei Sissy mitgespielt. Das war in etwa seine Kragenweite. Für die heutige Zeit ist er einfach nicht cool genug.« Sie kräuselte ihre Lippen. »Der macht viel zu viel. Wie ein Knattercharge.« Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihre eisblauen Augen. »Bevor Sie jetzt auf schlimme Gedanken kommen: Ich habe ihn nicht umnieten lassen. Mein Gott, Oswald Meyer ist wahrlich keine Alternative. Für River Phoenix wäre ich

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