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Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss

Titel: Wilsberg 06 - Schuss und Gegenschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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erzähl!«
    Ich erzählte, und zwar von dem Augenblick an, wo das Licht ausging.
    »Hmmm«, machte Stürzenbecher. »Hast du eine Ahnung, wer diesen Wildkat gekillt hat?«
    Ich sagte, dass ich keine Ahnung hätte.
    Der Staatsanwalt steckte seinen Kopf zur Tür hinein und tauschte mit Stürzenbecher ein paar Nichtigkeiten aus.
    »Komm schon!«, fuhr Stürzenbecher fort, als wir wieder alleine waren. »Du hängst hier tagelang rum, lebst mit diesen Typen Tür an Tür und willst nicht mal die Spur einer Ahnung haben, wer wem nicht grün ist?«
    »Darf ich mal?« Ich klaute ihm einen Schluck Kaffee. »Andersherum wäre die Frage leichter zu beantworten. Es gibt hier kaum jemanden, der keinen Intimfeind hat. Nehmen wir Karl-Heinz Becher, den Schauspieler, den ich versehentlich angeschossen habe. Seine Frau war früher mit Charly Rommersberger, dem Regisseur, befreundet, Becher hat sie ihm ausgespannt. Becher glaubt, dass Rommersberger ihn umbringen wollte. Katinka Muschwitz, der kommende Star des deutschen Fernsehspiels, kann Becher ebenfalls nicht leiden. Ich vermute aus dem einzigen Grund, weil sein Name als Erster im Vorspann aufgetaucht wäre. Sie sagt, ich zitiere wörtlich, Becher sei ein hässlicher geiler alter Sack.«
    Stürzenbecher zuckte zusammen. »Hat sie das wirklich gesagt? Meine Tochter guckt mit Vorliebe diese Bauernhof-Serie, in der die Muschwitz ein Pony reitet. Wenn man sie auf dem Pony sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass sie solche Worte kennt.«
    »Ich fürchte, sie kennt noch ganz andere Worte. Gehen wir weiter zu Poppelhove, dem Produzenten und Besitzer der Mega Art Filmproduktion GmbH. Wildkat, der Redakteur von Kanal Ultra, die Leiche, hat Poppelhove fest zugesagte Aufträge wieder weggenommen und damit Mega Art an den Rand eines Ruins getrieben. Poppelhove muss Wildkat gehasst haben. Wildkat wiederum hielt Poppelhove für einen Pfuscher und Rommersberger für einen Alkoholiker, was er meines Erachtens tatsächlich ist. Das sind, im Groben, die soziodramatischen Beziehungen. Was überhaupt nicht da hineinpasst, ist der Beinahetod des Stuntman Nick.«
    »Wie?«, fragte Stürzenbecher entgeistert.
    Ich berichtete von dem Unfall, bei dem Nick nur knapp tödlichen Verbrennungen entgangen war.
    Stürzenbecher schüttelte sich. »Mein Gott, wir werden Tage brauchen, um allen auf den Zahn zu fühlen und ihre Alibis, falls sie welche haben, zu überprüfen.«
    Ich trank Stürzenbechers Tasse aus. »Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wer sagt denn, dass Becher oder Wildkat nicht was mit einer Maskenbildnerin oder Kostümfrau hatten, die sich beziehungsweise deren Freund sich gekränkt fühlte?«
    Im Hotelfoyer stritten sich lautstark ein Mann und eine Frau. Die Schreie drangen bis in den Fürstenberg-Saal.
    »Du wirst es noch selber merken«, sagte ich. »Diese Filmleutchen sind etwas seltsam.«
    Stürzenbecher stand ächzend auf. »Warum kommen die eigentlich nach Münster? Können die nicht in ihren gottverdammten Filmstudios bleiben?«
    »Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich reise noch heute ab«, schrie Katinka Muschwitz.
    »Sie bleiben hier. Es gibt einen Vertrag, und den werden Sie erfüllen«, brüllte Poppelhove.
    »Sie haben mir zugesichert, dass der Vertrag beim nächsten Zwischenfall null und nichtig ist. Und jetzt«, dicke Tränen kullerten über ihre Wangen, »ist ein Mensch ermordet worden.«
    »Haben Sie das schriftlich?«, höhnte Poppelhove. »Ich kann mich nicht erinnern, eine derartige Vereinbarung unterschrieben zu haben.«
    »Oh, oh.« Muschwitz hielt sich an dem knackledernen Requisitenheini fest, der allerdings nicht dazu gekommen war, seine Knacklederne anzuziehen, was er in diesem Moment wahrscheinlich bereute, denn seine kurze schwarze Schlafanzughose beulte sich vorne peinlich aus.
    Muschwitz grapschte nach der Brust des Requisitenheinis, die Ausbuchtung wurde steiler. »Das ist kein Mensch, das ist ein Tyrann, ein Schinder, einer, der über Leichen geht.«
    »Sie werden bleiben, bis wir die letzte Szene im Kasten haben, basta«, krakeelte Poppelhove.
    Muschwitz fiel, aber so langsam, dass der Requisitenheini sie mit der rechten Hand festhalten konnte, während er seine linke schützend vor die Genitalien hielt.
    »Hören Sie auf zu schreien!«, schnauzte Stürzenbecher Poppelhove an. » Alle bleiben hier, bis ich sage, dass jemand abreisen darf.«
    Der Staatsanwalt stand auf der Treppe: »Was ist hier eigentlich los?«
    In den nächsten Stunden wurde

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