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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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Durchbruch? Und was war eigentlich mit Conny? Ich fühlte mich schuldig, als mir einfiel, dass ich seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts mehr von ihr gehört hatte.

XIII
    Die vier gotischen Maßwerkfenster verwandelten den Schein der untergehenden Sonne in ein buntes Farbenspiel. Auf die Menschen im großen Festsaal des Rathauses wirkte das weder beruhigend noch anregend. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes Schauspiel zu inszenieren. Im Saal herrschten hektischer Leerlauf und gereizte Lustigkeit, das Vorspiel einer öffentlichen Ratssitzung.
    An der Stirnseite, vor den farbig verglasten Fenstern, hatten die Oberbürgermeisterin und die Dezernenten Platz genommen, flankiert von ihren Referenten und Stichwortgebern. Auf dem Parkettmosaik davor bildeten zwei Stuhl- und Tischreihen einen großen Halbkreis. Hier saßen oder standen die Ratsmitglieder von CDU, SPD und Grünen. Eine Gruppe von Zuschauern war auf die Empore im hinteren Teil des Saales verbannt, Journalisten und geladene Gäste mussten mit dem harten eichenen Gestühl an den Längswänden Vorlieb nehmen.
    Oberrat Lewandowski schien wenig Gefallen an dem historischen Inventar zu finden, unruhig rutschte er auf der Holzbank herum, während er auf zwei Männer einredete, die vor ihm in die Hocke gegangen waren. Ich nahm das nur beiläufig wahr, denn Lewandowski interessierte mich herzlich wenig. Mit zunehmender Unruhe blickte ich mich nach einem blonden Bürstenhaarschnitt um, den ich in den gelichteten Reihen der Grünen schon vergeblich gesucht hatte.
    Als ich mich gerade entschlossen hatte, über die rote Kordel zu steigen und Heiner Kleine-Langen meinen Verdacht ins Gesicht zu schleudern, rauschte Conny an mir vorbei. Ich hielt sie am Arm fest.
    »Georg, was machst du denn hier?«
    »Wo warst du?«
    Mit einer Sekunde Verzögerung begriff sie, was ich meinte. »Ich war mit meinem Mann und den Kindern in Holland, eine Verwandte besuchen. Lass uns nachher reden! Die Ratssitzung fängt jeden Moment an.« Sie wollte weiter.
    »Einen Moment noch!«
    »Georg, ich …«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Lewandowski wütend zu uns herüber starrte. Ich näherte meinen Mund ihrem Ohr und flüsterte: »Der Leiter der Mordkommission will dich gleich in aller Öffentlichkeit bloßstellen.«
    »Was?«
    »Er hat ein Foto aufgetrieben, auf dem du zusammen mit Dietzelbach, Hennekamp und Holthausen zu sehen bist.«
    »Na und?«
    »Ihr seid nicht die Einzigen auf dem Foto. Global Artists -Manager Steffenhagen steckt euch gerade eine Menge Geld zu.«
    Connys Gesicht nahm die Farbe von gerührtem Kefir an.
    In diesem Augenblick läutete die Oberbürgermeisterin die Sitzungsglocke. Das hinderte mich an der Frage, warum sie das Geld genommen habe.
    Der Anfang der Ratssitzung war bestimmt von den traurigen Ereignissen der letzten Wochen. Die Oberbürgermeisterin gedachte der beiden ermordeten Ratsherren und begrüßte sodann die Nachrücker, die die Fraktion der Grünen wieder vollzählig machten.
    »Bevor wir in die eigentliche Tagesordnung einsteigen«, fuhr sie fort, »möchte ich einen Punkt aufrufen, der ein Novum in der Ratsgeschichte darstellt. Ich habe mich, in Absprache mit dem Ältestenrat, zu diesem außergewöhnlichen Schritt entschlossen, weil die Mordserie, von der Münster heimgesucht wird, nicht nur eine menschlich tragische, sondern auch eine politische Dimension beinhaltet. Wenn zwei Ratsmitglieder und ein Ausschussmitglied auf schändlichste Weise getötet werden, müssen wir dies als Angriff auf den Rat und die Selbstverwaltungsorgane der Stadt begreifen und können nicht einfach zum politischen Tagesgeschäft übergehen.«
    Allgemeines Klopfen im Halbkreis.
    »Ich habe deshalb den Leiter der kriminalpolizeilichen Sonderkommission, Herrn Kriminaloberrat Lewandowski, gebeten, uns einen vorläufigen Bericht über den Stand seiner Ermittlungen zu geben. Herr Lewandowski, bitte!«
    Lewandowski ging nach vorn und stellte sich neben den Tisch der Oberbürgermeisterin. Blitzlichter flackerten auf, die gediegenen Kristallleuchter an der Decke wurden von klotzigen Scheinwerfern überstrahlt, eine Fernsehkamera begann zu surren.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren!« Lewandowski hob sein Kinn in Richtung des Blitzlichtgewitters. »Ich bin mir der Ehre bewusst, vor dem Rat der Stadt Münster sprechen zu dürfen. Sie können mir glauben, dass wir fieberhaft, Tag und Nacht, vierundzwanzig Stunden ohne Pause an der Aufklärung der Verbrechen

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