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Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt

Titel: Wilsberg 08 - Das Kappenstein-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Kehrer
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arbeiten. Eine Arbeitsgruppe des Landeskriminalamtes, unterstützt von örtlichen Polizeikräften, insgesamt zweiunddreißig Kriminalbeamte verfolgen zahlreiche Spuren, die sich aus den labortechnischen Untersuchungen der Tatorte und der Durchleuchtung der Lebensumstände der Opfer ergeben haben. Selbstverständlich gehen wir auch allen Hinweisen aus der Bevölkerung nach. Sicher haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen hier keine Details nennen kann, da dies den Fortgang der Ermittlungen gefährden würde.«
    Erste Unmutsäußerungen in den Fraktionen von SPD und Grünen.
    Lewandowski lächelte nervös. »Nichts wäre mir lieber, als Ihnen einen Erfolg, oder zumindest einen Teilerfolg, unserer Bemühungen verkünden zu können.«
    »Kappenstein«, rief jemand.
    Lewandowski drehte sich zu dem Zwischenrufer. »Wie Sie der Presse entnehmen konnten, haben wir einen Anwohner der Siedlung Kappenstein verhaftet. Er ist dringend verdächtig – und auch geständig –, der Stadtkämmerin einen Drohbrief geschrieben zu haben. Ein darüber hinausgehender Verdacht, dass er an den Gewalttaten beteiligt war, hat sich jedoch nicht erhärtet. Wir müssen davon ausgehen, dass der oder die Täter woanders zu suchen sind.« Mit einer Handbewegung stoppte er die aufkommende Unruhe. »Ich will Ihnen auch gleich sagen, wo sie meiner Meinung nach zu suchen sind.«
    Sofort kehrte Ruhe ein, und Lewandowski genoss für einen Moment die erwartungsvolle Stille.
    »Schon von Anfang an hatte ich die Vermutung, dass die Morde politisch motiviert sind. Diese Arbeitshypothese hat sich zur Gewissheit verstärkt. Hier sind nicht willkürlich Menschen, nicht einmal wahllos Politiker zur Zielscheibe von Killern geworden, nein, das Gewaltpotenzial richtet sich ausschließlich gegen Mitglieder der Partei der Grünen. Wer sind nun diese Grünen?«
    »Das möchte ich auch mal wissen«, rief jemand aus der CDU.
    »Als die Partei Ende der Siebzigerjahre gegründet wurde, rekrutierte sie ihre Mitglieder aus verschiedenen ökologischen und sogenannten Friedensbewegungen. Nicht alle, aber viele Grüne der ersten Stunde hatten einen linken bis linksextremistischen Hintergrund.«
    »Unverschämtheit«, polterte Heiner Kleine-Langen. »Ich bin nicht bereit, mir diese Volksverhetzung anzuhören.«
    Die Oberbürgermeisterin schlug gegen die Glocke. »Ruhe bitte! Herr Lewandowski, würden Sie sich auf das eigentliche Thema Ihres Vortrages konzentrieren!«
    »Ich bin mittendrin.« Lewandowski sonnte sich in dem beifälligen Nicken der CDU-Fraktion. »Mit ihrer Bewegung zur politischen Mitte, ihrer Verbürgerlichung, wenn ich so sagen darf, haben die Grünen radikale Systemveränderer, alte Freunde, aber auch neue linksradikale Gruppen vor den Kopf gestoßen. Der politische Werdegang einiger grüner Funktions- und Mandatsträger musste in diesen Kreisen als Verrat empfunden werden. Und nicht zufällig waren alle drei Ermordeten Befürworter des Kappenstein-Projekts. Hinter dem Kappenstein-Projekt – Sie wissen das – verbirgt sich ein großes Investitionsvorhaben eines amerikanischen Medienkonzerns, für bestimmte linke Gruppen das Feindbild schlechthin. Um im Jargon dieser Verblendeten zu sprechen: Das Kappenstein-Projekt ist ein Produkt des US-Imperialismus. Hier schließt sich die Argumentationskette.«
    »Ich habe noch kein Argument gehört«, rief eine grüne Ratsfrau dazwischen.
    »Morde an Verrätern, Abweichlern, Aussteigern«, fuhr Lewandowski ungerührt fort, »kennen wir aus vielen politischen und kriminellen Organisationen. Es gab und gibt sie bei der kurdischen PKK, der irischen IRA oder der deutschen RAF, bei der sizilianischen Mafia genauso wie bei den chinesischen Triaden oder der japanischen Yakuza.«
    Allgemeines Kopfschütteln bei der SPD und den Grünen.
    »Ich verbitte mir solche Vergleiche«, protestierte die grüne Ratsfrau erregt.
    Heiner Kleine-Langen stand auf. Man merkte ihm an, dass er sich nur mit Mühe beherrschte. »Ich bin nicht bereit, mir dieses Geschwafel länger anzuhören, Frau Oberbürgermeisterin. Entweder Sie entziehen dem Mann das Wort, oder die grüne Fraktion verlässt geschlossen die Sitzung.«
    Lewandowski hob den Arm. »Ich habe Ihren Einwand erwartet, Herr Kleine-Langen. Gestatten Sie mir deshalb, dass ich für meine Behauptungen den Beweis antrete.«
    Schlagartig trat eine gespenstische Stille ein. Ein vereinzeltes Niesen in den Zuschauerreihen klang wie eine mittelschwere Explosion. Kleine-Langen setzte sich

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