Wilson Cole 01 - Die Meuterer
»Es war jedoch entscheidend, dass wir Sigardson befreiten. Er kannte die Aufstellung unserer sämtlichen Streitkräfte, und er wusste, wo wir als Nächstes angreifen wollten. Er war ein zäher Bursche, aber niemand hält ewig durch. Früher oder später hätten sie ihn gebrochen.«
»In den Nachrichten hieß es, er wäre tot gewesen, als Sie ihn fanden«, sagte Sharon. »Ich habe das keine Sekunde lang geglaubt.«
»Er lebte noch. Sie hatten ihn jedoch schon seit Wochen in der Mangel gehabt. Er war zu schwach, um mit mir zu fliehen, und ich war zu schwach, um ihn zu tragen.«
»Also haben Sie ihn getötet?«
Er nickte. »Er wusste, dass ich es tun musste. Verdammt, er hat mich angefleht, es zu tun!« Coles Kiefermuskeln zuckten. »Ich fühle mich deshalb immer noch wie der letzte Dreck.«
»Ich habe Holos von Ihnen bei der Ordensverleihung gesehen. Sie wirkten richtig ausgemergelt.«
»Das ist eine alte Geschichte«, sagte er unbehaglich. »Kommen Sie mit Ihren abschließenden zehntausend Kalorien zum Ende, damit Sie mich so ausrüsten können, dass Sie mich überall überwachen, wo ich jeweils stecke.«
»Das können wir wahrscheinlich ohnehin«, sagte Sharon.
»Lassen Sie uns aufNummer sicher gehen.«
»In Ordnung«, sagte sie und verdrückte endlich ihren letzten Bissen Gebäck. »Gehen wir.«
Er folgte ihr zum Aufzug, und kurz darauf betraten sie Sharons Büro. Sie erteilte einen Befehl, und das Türfenster wurde undurchsichtig.
»Ziehen Sie das Hemd aus.«
Er tat wie geheißen.
»Nicht schlecht«, fand sie und musterte ihn fachkundig. »Ich beteilige mich vielleicht auch an der Wette.«
»Falls Sie das tun, melde ich Sie beim Sicherheitsdienst.«
Sie lachte und nahm ein kleines Instrument zur Hand, wie er es noch nie gesehen hatte. »Halten Sie jetzt still«, sagte sie. »Das dauert eine Minute.«
Er spürte einen scharfen Stich in der rechten Schulter. Die Empfindung schwand einen Augenblick später.
»Das ist der Chip, nach dem alle suchen werden«, erklärte sie. »Er taucht auf so ziemlich jedem Scanner auf, und ihn zu entfernen wird nicht furchtbar viel schmerzhafter sein als die Implantierung. Reichen Sie mir jetzt Ihre Hand.«
Er hielt ihr die linke Hand hin, und sie besprühte den Daumen mit einer Lösung, die ihn völlig betäubte.
»Vielleicht wenden Sie lieber den Blick ab«, sagte sie. »Sie spüren zwar nichts, aber die meisten Leute zucken trotzdem zusammen, wenn sie sehen, was da geschieht.«
»Wie lange dauert es?«
»Vielleicht drei Minuten.«
»Fangen wir an.«
Er sah, dass sie einige scharfe medizinische Instrumente an seinen Daumen führte, und folgte ihrem Rat, den Blick abzuwenden. Er fürchtete sich nicht vor den Schmerzen, pflichtete ihr aber darin bei, dass er womöglich zusammenzuckte, und er wollte keine Zeit vergeuden.
»Okay, alles vorbei«, sagte sie, als sie fertig war.
Er betrachtete seine Hand. Sie erschien ihm unverändert.
»Was haben Sie gemacht?«
»Ich habe einen Mikrochip unter Ihrem Daumennagel implantiert. Er wird auf neun von zehn Scannern nicht zu erkennen sein, und die meisten Leute kommen nie auf die Idee, dort nachzusehen, besonders nachdem sie den Chip in Ihrer Schulter gefunden haben.«
»Was leistet dieser Chip?«
»Er empfängt jedes Geräusch in einem Radius von gut fünfzehn Metern und laute Geräusche noch auf eine viel größere Entfernung. Er sendet auch alle fünf Sekunden ein Positionssignal, sodass wir nicht nur ständig wissen, was Sie hören, sondern auch, wo Sie sind.« Sie unterbrach sich. »Es ist nicht möglich, irgendeine Art Bildempfang unter Ihrem Daumennagel unterzubringen, aber wir haben Holokameras überall an Bord, sogar auf den Toiletten.«
»Sie sind einfach eine schmutzige alte Frau.«
»Eine schmutzige junge Frau«, korrigierte sie ihn. »Obwohl ich zugeben muss, dass man in meinem Beruf schnell altert - besonders an Bord der Teddy R.« Sie ging zu der Computerbank an der Rückwand und kontrollierte eines der Geräte. »Sie senden ein Signal, und alles, was wir gesagt haben, wurde aufgezeichnet. Also sind Sie hier fertig.
Ziehen Sie Ihr Hemd an, damit die Damen Sie nicht sofort anfallen, wenn sie Sie sehen, und gehen Sie Ihrer üblichen Tätigkeit nach - was bis zur blauen Schicht zweifellos bedeutet, dass sie mit einem guten Buch oder einer schlechten Frau flach in der Koje liegen.«
»Sie erleben einfach zu viele private Augenblicke mit«, sagte Cole. »Sie haben nur noch Sex im Kopf.«
»Ernsthaft:
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