Wilson Cole 01 - Die Meuterer
Cole. »Aber ich denke, es wäre praktischer, etwas mehr Disziplin auf der Teddy R durchzusetzen, um dadurch zu verhindern, dass solche Situationen überhaupt erst entstehen. Man findet sogar auf Rameses VI Drogenhöhlen mit weniger Süchtigen, als unser Schiff sie hat, und man kennt Hurenhäuser, die in einer Nacht weniger Aktivität erleben als die Teddy R.«
»Haben Sie noch weitere Kritikpunkte vorzubringen?«
»Falls das so ist, wende ich mich direkt an den Captain.«
»Sie haben Ihre Befugnisse überschritten, als Sie die Sergeanten während der weißen Schicht verhaftet haben«, sagte Podok. »Ich befehle, dass die drei Männer freigelassen werden. Wir dürfen nicht ohne Geschütztechniker bleiben.«
»Sie werden ohne Geschützexperten sein, ob Sie sie nun freilassen oder nicht. Kudop hat Alphanella-Samen gekaut; er wird für den Rest des Tages komatös bleiben. Den beiden anderen geht es nicht viel besser.«
»Erteilen Sie mir Befehle, Mr. Cole?«
»Ich gebe Ihnen nur einen Rat.«
Podok starrte ihn kalt an. »Gestatten Sie mir, Ihnen einen Rat zu geben. Falls Sie meinen Befehlen widersprechen, kommt Sie das teuer zu stehen.«
»Ich weiß nicht, weshalb Sie wütend auf mich sind, aber ich denke, ich sollte Sie daran erinnern, dass wir auf derselben Seite stehen.«
»Sie haben schon am Tag Ihrer Ankunft das ganze Schiff in Gefahr gebracht«, sagte Podok. »Ganz allein haben Sie uns einen Kampf aufgezwungen. Die Tatsache, dass wir siegreich daraus hervorgingen, rechtfertigt nicht Ihren Verstoß gegen die Vorschriften.« Sie brach ab und funkelte ihn weiter an. »Jetzt sind Sie weniger als einen Tag lang zurück und meinen schon, Sie müssten drei Viertel unserer Geschütztechniker einsperren, obwohl wir im Begriff stehen, in ein neues und potenziell feindliches Gebiet vorzudringen. Beantwortet das Ihre Frage?«
»Die Bortelliten gehören zur Teroni-Föderation«, gab Cole zu bedenken. »Widerstrebt es Ihnen, dass wir sie von Rapunzel verjagt haben?«
»Mir widerstrebt die Tatsache, dass diese Aktion ohne Befehl von oben erfolgte und die Kommandohierarchie unberücksichtigt blieb.«
»Das ist Blödsinn. Ich habe Ihnen nicht befohlen, das Bortellitenschiff anzugreifen. Fleet Admiral Garcia hat es befohlen.«
»Das reicht jetzt. Sie biegen die Wahrheit ebenso zurecht wie die Vorschriften. Ich rede nicht weiter mit Ihnen.«
»Warum zum Teufel haben Sie mich dann auf die Brücke gerufen?«
»Um Ihnen zu sagen, dass Sie mir ernsthaft missfallen und ich die Freilassung der drei Mannschaftsmitglieder anordne.«
»Ich sperre sie nur gleich wieder ein.«
»Ich befehle Ihnen, das zu unterlassen.«
»Unter allen Umständen?«
»Unter allen Umständen.«
»Selbst wenn sie weiter Drogen benutzen und der Polonoi erneut katatonisch wird?«
»Sie haben mich schon verstanden.«
»Das habe ich ganz gewiss.« Er wurde lauter. »Darf ich davon ausgehen, dass der Sicherheitsdienst mitgehört hat?
«
Sharon Blacksmiths Gesicht tauchte auf. »Mitgehört und aufgezeichnet.«
»In Ordnung, Commander Podok«, sagte Cole. »Jetzt ist unser beider Standpunkt aktenkundig. Sind Sie sicher, dass Sie die Gefangenen freilassen möchten?«
Podok funkelte ihn an. Er konnte nach wie vor das Mienenspiel von Polonoi nicht deuten, aber er brauchte keine besondere Vorstellungskraft, um sich den Abscheu auszumalen. »Die Gefangenen bleiben in der Zelle«, sagte Podok schließlich. »Sie, Mr. Cole, sind ein gefährlicher Mann.«
»Ich bin nur ein Offizier, der sich bemüht, seine Pflicht zu tun, Commander Podok«, entgegnete Cole gelassen.
»Gibt es sonst noch etwas, oder steht es mir frei zu gehen?«
»Gehen Sie.«
Er wandte sich ab.
»Und salutieren Sie!«
Er drehte sich erneut zu ihr um, salutierte und ging zum Aufzug. Als er ausstieg und sich seiner Kabine näherte, fand er sich von einem Dutzend Mannschaftsmitglieder umringt, meist Menschen, die ihm stürmisch Beifall spendeten. Einige von ihnen klopften ihm sogar auf den Rücken.
Er war verwirrt, bedankte sich jedoch und suchte seine Unterkunft auf. Er trat ein, ging zum Waschbecken, spülte sich das Gesicht und setzte sich an den kleinen Schreibtisch. Einen Augenblick später trat Forrice ein.
»Nette Aktion«, fand der Molarier.
»Wovon zum Teufel redest du da?«
»Du hast Freunde an unterster Stelle«, sagte Forrice und prustete vor Lachen. »Sharon Blacksmith hat deine Begegnung mit Podok ins ganze Schiff übertragen.«
»Toll«, brummte er. »Als wäre
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