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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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daß du ihn unter die Erde bringst, nur um mein Eigentum an dich reißen zu können?»
    « Ich bin der Testamentsvollstrecker, und ich sage, er wird begraben, ob es dir gefällt oder nicht!»
    «Und ich bin ebenfalls Testamentsvollstrecker – und ich sage, er wird nicht begraben. Er kann in allen Ehren über der Erde bleiben, und da bleibt er auch.»
    «Aber hören Sie mich doch mal an!» rief der Pfarrer, verzweifelt hin- und hergerissen zwischen diesen beiden ebenso hitzigen wie wütenden jungen Männern.
    «Wir werden ja sehen, was Graham dir zu sagen hat», brüllte Haviland.
    «Ach ja, der ehrliche Makler Graham», feixte Martin. « Er wußte doch, was in dem Testament stand, oder? Ich nehme an, er hat dir gegenüber nicht zufällig einmal etwas fallenlassen?»
    «Nein», versetzte Haviland. «Dafür wußte er zu gut, was für ein Stinktier du bist. Nicht genug, daß du uns mit deiner schändlichen Erpresserehe entehren mußtest–»
    «Mr. Burdock, Mr. Burdock –»
    «Nimm dich in acht, Haviland!»
    «Du hast ja so wenig Anstand im Leib –»
    «Schluß jetzt!»
    «– daß du sogar schon die Leiche deines Vaters und mir mein Geld stiehlst, um mit deiner verfluchten Frau deinen losen Lebenswandel mit lauter Filmschauspielern und Tänzerinnen fortsetzen zu können –»
    «Hör mal zu, Haviland, du läßt gefälligst meine Frau und meine Freunde aus dem Spiel. Wie steht es denn bei dir selbst? Jemand hat mir erzählt, daß Winnie ganz schön umzutreiben versteht – bist du nicht so gut wie bankrott vor lauter Pferdchen und Spieltischen und so weiter? Kein Wunder, daß du versuchst, deinen eigenen Bruder um sein Geld zu bringen. Ich habe noch nie sehr viel von dir gehalten, Haviland, aber bei Gott –»
    «Einen Augenblick!» Es gelang Mr. Frobisher-Pym endlich, sich durchzusetzen, teils durch sein autoritätsgewohntes Auftreten, teils, weil die Brüder sich atemlos gebrüllt hatten.
    «Einen Augenblick, Martin. Ich nenne Sie Martin, weil ich Sie schon sehr lange kenne und Ihren Vater lange kannte. Ich verstehe Ihren Zorn über die Dinge, die Haviland gesagt hat. Sie waren unverzeihlich, und das wird er sich auch selbst eingestehen, wenn er wieder zu Verstand kommt. Aber Sie dürfen nicht vergessen, wie überaus schockiert und empört er – gleich uns allen – über diese außerordentlich schmerzliche Geschichte war. Und es ist nicht fair, zu sagen, Haviland habe Sie ‹um etwas bringen› wollen. Er wußte nichts von diesem ungerechten Testament und hat natürlicherweise dafür Sorge getragen, daß die Beisetzung auf die übliche Weise vonstatten ging. Sie beide müssen die Zukunft in Freundschaft miteinander regeln, wie Sie es ja auch hätten tun müssen, wenn das Testament nicht versehentlich verlegt worden wäre. Also, Martin – und Sie auch, Haviland –, denken Sie in Ruhe darüber nach. Meine lieben jungen Leute, dieser Auftritt ist einfach erschreckend. So etwas darf wirklich nicht sein. Sicher kann das Vermögen gütlich zwischen Ihnen geteilt werden. Es ist entsetzlich, daß die Leiche eines alten Mannes zum Zankapfel zwischen seinen eigenen Söhnen werden soll, und nur des Geldes wegen.»
    «Es tut mir leid», sagte Martin. «Ich habe mich vergessen. Sie haben vollkommen recht, Sir. Vergessen wir die Sache, Haviland. Ich gebe dir die Hälfte des Geldes ab –»
    «Die Hälfte des Geldes! Aber es gehört doch alles mir! Du willst mir die Hälfte abgeben? Von meinem eigenen Geld? Wie großzügig!»
    «Nein, mein Lieber, es ist im Augenblick mein Geld. Unser Vater ist nämlich noch nicht begraben. Ist es nicht so, Mr. Frobisher-Pym?»
    «Doch; das Geld gehört in diesem Augenblick rechtlich Ihnen. Das müssen Sie einsehen, Haviland. Aber Ihr Bruder bietet Ihnen die Hälfte an, und –»
    «Die Hälfte! Der Teufel soll mich holen, wenn ich die Hälfte annehme. Der Mann hat versucht, mich darum zu prellen. Ich rufe die Polizei und lasse ihn wegen Kirchenraubes verhaften. Daran hindert mich keiner! Wo ist das Telefon?»
    «Entschuldigung», sagte Wimsey. «Ich möchte mich nicht gern noch mehr in Ihre Familienangelegenheiten mischen, als ich es so schon getan habe, aber ich kann Ihnen wirklich nicht raten, die Polizei zu rufen.»
    « Sie können mir dazu nicht raten? Was zum Teufel geht das Sie an?»
    «Nun», sagte Wimsey abbittend, «wenn die Geschichte mit diesem Testament vor Gericht kommt, werde ich wahrscheinlich als Zeuge auftreten müssen, weil ich das Huhn war, das den Wurm gefunden hat, nicht

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