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Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern

Titel: Wimsey 04 - Der Mann mit dem Kuperfingern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Unterredung.»
    «Das kann ich mir sehr gut vorstellen», meinte Mrs. Frobisher-Pym mitfühlend.
    «Wir müssen Mr. Burdock aufsuchen», sagte der Friedensrichter im Aufstehen. «Was auch immer der alte Burdock mit seinem schändlichen Testament bezweckt haben mag oder nicht, fest steht, daß Hubbard, Rawlinson und Mortimer ein großes Unrecht begangen haben. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht einmal, ob es eine strafbare Handlung ist, eine Leiche zu stehlen. Das muß ich nachsehen. Aber ich würde sagen, es ist eine. Wenn es ein Eigentumsrecht an einer Leiche gibt, dann steht es wohl der Familie oder den Testamentsvollstreckern zu. Und ein Sakrileg ist es auf alle Fälle, ganz zu schweigen von dem Skandal in der Gemeinde. Ich muß sagen, Hancock, daß uns so etwas in den Augen der Nonkonformisten gar nicht guttut. Aber das wissen Sie zweifellos selbst. Nun, jedenfalls ist das eine unerfreuliche Aufgabe, und je eher wir sie in Angriff nehmen, desto besser. Ich fahre mit Ihnen zum Pfarrhaus und helfe Ihnen, es den Burdocks beizubringen. Wie steht es mit Ihnen, Wimsey? Sie haben letzten Endes doch recht behalten, und ich finde, Burdock müßte sich bei Ihnen entschuldigen.»
    «O nein, ich halte mich da heraus», sagte Wimsey. «Sehen Sie, ich bin dort nicht gerade eine persona grata. Für die Familie Haviland Burdock bedeutet das ja wohl einen großen finanziellen Verlust.»
    «So ist es. Höchst unangenehm. Na ja, vielleicht haben Sie recht. Kommen Sie, Herr Pfarrer.»
    Wimsey und seine Gastgeberin saßen noch eine halbe Stunde am Feuer und diskutierten die Angelegenheit, als plötzlich Mr. Frobisher-Pym den Kopf zur Tür hereinsteckte und sagte:
    «Wissen Sie was, Wimsey – wir fahren alle zusammen zu Mortimer. Könnten Sie nicht mitkommen und den Wagen lenken? Merridew hat sonntags immer seinen freien Tag, und ich selbst fahre nicht gern bei Nacht, schon gar nicht in diesem Nebel.»
    «Wird gemacht», sagte Wimsey. Er lief nach oben und war Sekunden später mit einem schweren ledernen Fliegermantel und einem Päckchen unterm Arm wieder unten. Er grüßte die Burdocks knapp, setzte sich hinters Lenkrad und steuerte den Wagen vorsichtig durch den Nebel in Richtung Herriotting.
    An der Stelle unter den Alleebäumen, wo ihm die Geisterkutsche begegnet war, lächelte er grimmig vor sich hin. Als sie an dem Gatter vorbeikamen, durch das die raffinierte Erscheinung verschwunden war, konnte er sich einen Hinweis darauf nicht verkneifen und wurde durch ein Knurren von Haviland belohnt. An der bewußten Straßengabel nahm er die rechte Abzweigung nach Frimpton hinein und fuhr gemächlich noch etwa sechs Meilen weiter, bis ein Zuruf von Mr. FrobisherPym ihn ermahnte, von jetzt an auf die Abbiegung zu Mortimers Anwesen zu achten.
    Mr. Mortimers Haus stand mit seinen ausgedehnten Stallungen und Scheunen etwa zwei Meilen von der Straße abgesetzt. In der Dunkelheit konnte Wimsey nicht viel davon sehen, aber er bemerkte, daß im Erdgeschoß alle Fenster erhellt waren, und als auf das gebieterische Läuten des Friedensrichters die Tür aufging, schlug ihnen aus dem Innern lautes Lachen entgegen, dem sie entnehmen konnten, daß Mr. Mortimer sich seine Missetat wohl nicht allzusehr zu Herzen nahm.
    «Ist Mr. Mortimer zu Hause?» fragte Mr. Frobisher-Pym, ganz im Ton eines Mannes, mit dem nicht zu spaßen ist.
    «Ja, Sir. Würden Sie bitte nähertreten?»
    Sie traten in eine große Diele alten Stils, die hell erleuchtet war und durch eine schwere Eichenblende vor der Haustür eine sehr gemütliche Note bekam. Als Wimsey blinzelnd aus der Dunkelheit ins Helle kam, sah er einen großen, kräftigen Mann mit rötlichem Gesicht und ausgestreckten Händen auf sie zukommen.
    «Frobisher-Pym! Alle Welt! Wie nett von Ihnen, mal herüberzukommen! Wir haben ein paar alte Freunde von Ihnen hier. Oh!» (Letzteres in verändertem Ton.) «Burdock! So, so …»
    «Zum Teufel mit Ihnen!» sagte Burdock, indem er sich an dem Friedensrichter vorbeidrängte, der ihn zurückzuhalten versuchte. «Zum Teufel mit Ihnen, Sie Schwein! Schluß mit dieser elenden Farce! Was haben Sie mit der Leiche gemacht?»
    «Mit der Leiche?» fragte Mortimer, indem er einigermaßen verdutzt einen Schritt zurücktrat.
    «Ja, verdammt noch mal! Ihr Freund Hubbard hat alles ausposaunt. Leugnen hat gar keinen Sinn. Was soll das, zum Teufel? Sie haben die Leiche hier. Wo ist sie? Heraus damit!»
    Er trat drohend um die Eichenblende herum ins Licht der Lampe. Da erhob sich

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