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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Farren. Was ist denn los?»
    «Wo ist dieser … Campbell?» röhrte der Sergeant aus vollem Hals. «Verzeihung, Sir, aber ich soll ja das Gespräch genauso rekonstruieren wie berichtet. Wo ist Campbell hin?»
    «Campbell? Hab ich heute den ganzen Tag noch nicht gesehen. Keine Ahnung, wo er ist. Was wollen Sie denn von ihm?»
    «Den Hals will ich ihm umdrehen!» brüllte der Sergeant mit Genuß. «Ich will dieses Sch … nicht mehr um meine Frau herumscharwenzeln sehen. Sag mir, wo ich den drrreckigen … finde, und ich hau ihm die Birne zu Brei.»
    «Sie sind ja betrunken», sagte Ferguson.
    «Ob ich betrunken bin oder nicht», antwortete Dalziel voller Elan, «geht dich überhaupt nichts an. Ich bin jedenfalls nicht so betrunken, daß ich nicht mehr sehe, wenn so eine Drecks … mit meiner Frrrau rrrumpoussiert. Wo ist der Hund?»
    «Machen Sie sich nicht lächerlich, Farren. Sie wissen ganz genau, daß Campbell das nicht tut. Reißen Sie sich zusammen und vergessen Sie’s. Gehen Sie Ihren Rausch ausschlafen.»
    «Du kannst mich doch mal!» schrie der Sergeant. «Das kann ich dir sagen, ihr seid alle beide, du und er, zwei ganz gemeine – das weißt du schon selbst!»
    «Mensch, geh dich doch aufhängen!» sagte Ferguson.
    «Ja, genau das mach ich auch», antwortete Dalziel. «Ich will mich gerade aufhängen gehen, aber vorher muß ich noch diesen Campbell kaltmachen.»
    «Na klar, einverstanden, häng dich auf alle Fälle auf, aber mach nicht solchen Lärm dabei. Geh und mach’s in Gottes Namen woanders.»
    Pause. Ferguson blieb am Fenster.
    Dann fragte eine zaghafte Stimme von draußen: «Was muß ich jetzt tun, Sir? Nach meinen Anweisungen soll ich mich noch ein Weilchen hier rumtreiben.»
    «Hauen Sie kräftig gegen die Tür», antwortete Ferguson, «und gehen Sie ums Haus und machen Sie auch hinten Lärm. Dann kommen Sie zurück, lassen noch eine Serie von Kraftausdrücken vom Stapel und fahren mit Ihrem Fahrrad davon.»
    «Ist das richtig so, Sir?»
    «So ungefähr», sagte Ferguson. «Ausgezeichnet gespielt. Ich gratuliere.»
    «Fahre ich jetzt weg?»
    «Stellen Sie das Fahrrad an seinen Platz», sagte Wimsey, indem der zu Ferguson ans Fenster trat, «und kommen Sie wieder hierher.»
    «Sehrrr gut», sagte Dalziel. Sein rotes Rücklicht entfernte sich zum Gatter hin und verschwand hinter der Hecke.
    «Unser werter Sergeant scheint sich zu amüsieren», meinte Ferguson. «Aber seine Wortwahl ist nicht ganz so schön wie die von Farren.»
    «Wahrscheinlich hemmt unsere Gegenwart seinen Stil», meinte Wimsey. «Viertel nach acht. Der nächste Akt beginnt erst um zehn. Was sollen wir so lange machen? Karten spielen oder Geschichten erzählen? Oder soll ich Ihnen etwas vorlesen? Ferguson hat eine hübsche Sammlung Kriminalromane.» Er spazierte zu den Bücherregalen hinüber. «He, Ferguson, wo ist denn dieses Buch von Connigton, Das Geheimnis der zwei Fahrkarten? Das wollte ich eben unserem Staatsanwalt empfehlen. Es würde ihm sicher gefallen.»
    «Das hab ich dem Pater im Anwoth Hotel geliehen», erwiderte Ferguson.
    «Wie schade! Aber macht nichts. Hier wäre Austin Freeman. Bei ihm kann man sehr viel lernen. Wie wär’s hiermit? Das Auge des Osiris . Wunderbar. Handelt von einer Mumie. Oder Kennedys Die Leiche auf der Matte – das ist hübsch und leicht und lustig, wie der Titel. Oder wenn Sie von Morden die Nase voll haben, versuchen Sie den neuen Cole: Einbruch in Bucks .»
    «Danke», sagte der Staatsanwalt mit gestrenger Stimme, die von dem Blinzeln hinter seinen Brillengläsern Lügen gestraft wurde. «Ich habe mir die neueste Ausgabe des Blackwood mitgebracht, um mir die Zeit zu vertreiben.»
    «Schon wieder abgeblitzt!» sagte Wimsey. «Ah, da kommt Dalziel. Kommen Sie, Sergeant, ich fordere Sie zu einer Partie Domino zu einem halben Penny den Punkt heraus. Ich bin ein großer Domino-Experte.»
    Ferguson nahm sich ein Buch und setzte sich ans Feuer.
    Wimsey holte ein Schächtelchen Dominosteine aus der Tasche und verstreute sie auf dem Tisch. Der Sergeant zog sich einen Stuhl heran. Der Staatsanwalt blätterte die Seiten des Blackwood um.
    Die Stille wurde bedrückend. Das Rascheln der Blätter, das Klicken der Dominosteine und das Ticken der Uhr klangen unnatürlich laut. Es schlug neun. Wimsey zahlte dem Sergeant vier Pence, und das Spiel ging weiter.
    Es schlug zehn.
    «Um diese Zeit machen Sie sich fertig zum Zubettgehen, nicht wahr, Ferguson?» meinte Wimsey, ohne die Augen vom Tisch zu

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