Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
bißchen nach, während er bedächtig den Weg zum Polizeirevier einschlug.
«Außerdem», fuhr er fort, «war dieses Mädchen mit seinen Antworten nicht so fix bei der Hand wie die anderen beiden.»
Er schob die Mütze zurück und kratzte sich am Kopf.
«Aber das macht nichts», sagte er unverdrossen. «Das krieg ich schon noch raus.»
Mrs. McLeod
Im Cottage zum Blauen Gartentor ging es an diesem Abend recht lebhaft zu. Wimsey hatte seine Besucherinnen an ihre Haustüren geleitet und wollte sich gerade wieder ins Nest begeben, als plötzlich das blaue Tor aufflog und die Schmerzensschreie eines Mitmenschen ihn veranlaßten, dem Polizeipräsidenten zu Hilfe zu eilen, der sich hoffnungslos in den Fahrrädern im schmalen Zugang verfangen hatte.
«Ich gestehe Ihnen freimütig», erklärte Sir Maxwell, nachdem er sicher und geborgen in Wimseys Sessel saß und mit einem Scotch getröstet war, «daß mich dieser Fall doch sehr beunruhigt. Wenn ich doch nur irgendwo einen roten Faden darin sähe, wäre mir schon viel wohler. Selbst angenommen, Ihre Verdächtigenliste schließe alle Möglichkeiten ein (was ich im Augenblick, wohlgemerkt, noch nicht als erwiesen ansehe) –, selbst dann wüßte ich einfach nicht, wo ich mit den Ermittlungen beginnen sollte. Daß der eine oder andere von ihnen kein hieb- und stichfestes Alibi hat, ist ja nur allzu selbstverständlich – aber daß sie genaugenommen allesamt für die Tat in Frage kommen, das bestürzt mich aufrichtig.»
«Weiß Gott!» sagte Wimsey.
«Graham und Strachan», fuhr der Polizeipräsident fort, «waren beide die ganze Nacht fort, wie Sie wissen, und können es nicht hinreichend erklären. Bei Ferguson scheint nach Ihren Feststellungen ja alles klar zu sein, aber er muß erst noch vernommen werden, und nach den heutigen Erfahrungen zweifle ich langsam, ob auch nur eine von ihren Geschichten der Nachprüfung standhält. Farrens Verschwinden ist so verdächtig, daß ich sofort einen Fahndungsbefehl nach ihm herausgeben würde, wenn nicht das Verhalten der anderen ebenso undurchsichtig wäre. Gowan –»
«Gowan etwa auch noch?»
«Gowan ist nach England abgereist, und in Inspektor MacPhersons Bericht ist so einiges –»
«Den kenne ich noch nicht.»
«Nein?» Der Polizeipräsident gab Wimsey eine Zusammenfassung vom Gespräch des Inspektors mit den Dienstboten. Er schloß:
«Da sind so ein paar Punkte, die jedenfalls nachgeprüft werden müssen. Und nun kommt diese ganz und gar üble Geschichte mit Waters.»
«Sprechen Sie sich nur aus», sagte Wimsey. «Geteiltes Leid ist halbes Leid.»
«Also», begann Sir Maxwell, «als Waters heute abend nicht mit den beiden Damen von gegenüber nach Hause gekommen ist, hat Inspektor MacPherson sich noch einmal Mrs. McLeod vorgenommen, die Sie offenbar – allerdings unabsichtlich, wie ich glaube und hoffe – in die Irre geführt hat. Und seine Nachforschungen haben einen sehr merkwürdigen Umstand an den Tag gebracht. Wie es aussieht, hat Waters darum gebeten, am Dienstag früh geweckt zu werden, und dabei scheint er erwähnt zu haben, daß er eventuell nach Glasgow fahren wolle. Am Montagabend hat Mrs. McLeod ihn noch mit Ihnen nach Hause kommen und zu Bett gehen hören. Sie sind dann wieder fortgegangen. Als Uhrzeit dafür gibt sie halb elf an. Ist das richtig?»
«Was? Daß ich um halb elf wieder gegangen bin? Ja, das kann ungefähr stimmen.»
«Gut. Irgendwann zwischen elf und zwölf Uhr hat Mrs. McLeod dann gehört, wie jemand Steinchen an Waters’ Schlafzimmerfenster warf. Sie schläft im übernächsten Zimmer, und beide Zimmer haben ein Fenster zur High Street. Sie hat hinausgeschaut und unten einen Mann stehen sehen. Besonders gut hat sie ihn nicht erkennen können, aber er scheint klein und breit und fest in Mantel und Schal gehüllt gewesen zu sein. Sie wollte gerade hinunterrufen, er solle gefälligst still sein, als Waters’ Fenster aufging, und dann hat Waters wütend gerufen: ‹Zum Teufel, was willst du?›
Der Mann auf der Straße hat etwas geantwortet, was sie nicht verstehen konnte, und dann hat Waters gesagt: ‹Mach doch wenigstens nicht solchen Lärm. Ich komme runter.›
Sie hat sich dann weiter hinausgebeugt und ein paar Schritte weiter die Straße hinunter einen Viersitzer stehen sehen. Kurz darauf ist Waters in legerer Kleidung – Pullover und Hose glaubt sie – unten erschienen, und er und der Mann sind in Waters’ Wohnzimmer gegangen. Dort haben sie eine Weile geredet, und
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