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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Besitzer des abhanden gekommenen Gefährts selbst zu sprechen. Die Informationen flossen in Fülle. Er müsse nach einem sechs Jahre alten Raleigh-Fahrrad mit zwei neuen Dunlop-Reifen suchen. Der Rahmen sei schwarz lackiert; einer der Griffe an der Lenkstange sei leicht angebrochen; die Klingel fehle und die Bremsen seien defekt. In einer alten Werkzeugtasche befinde sich ein Reparatursatz; an der Mittelstange sei eine Luftpumpe und hinten ein Gepäckträger. Der Sergeant schrieb sich die Einzelheiten auf, versprach, die Augen offen zu halten und zog weiter.
    Bei Waters zu Hause war es schwieriger. Mrs. McLeod hatte das Fahrrad zwar Woche um Woche im Hauseingang stehen sehen, doch wie die meisten Menschen ihrer Art und ihres Geschlechts hatte sie von seinem Aussehen nur die allerverschwommenste Vorstellung. Es sei «ein altes Ding», von der «üblichen Farbe», an das Zubehör könne sie sich «einfach nicht erinnern», aber sie glaube, es sei eine Lampe daran, oder zumindest daran gewesen, denn einmal habe sie sich über Öltropfen auf dem Boden beschweren müssen. Nach der Marke zu schauen sei ihr noch nie in den Sinn gekommen.
    Ihr Söhnchen hingegen erwies sich als der bessere Beobachter. Es sei ein uraltes Humber-Fahrrad gewesen, erklärte er, sehr verrostet und ohne Klingel, Lampe oder Pumpe. «Aber auf ’nem kleinen Gepäckanhänger steht Mr. Waters’ Name», fügte er an, glücklich, so einen nützlichen Hinweis geben zu können.
    «Na schön, aber der dürfte wohl jetzt nicht mehr dran sein», meinte der Sergeant.
    Er fuhr weiter zur Mrs. Farren. Hier zog er zunächst eine komplette Niete. Mrs. Farren «hatte nicht die allermindeste Ahnung», von welcher Marke das Fahrrad ihres Mannes sei. Sie entschuldigte sich für ihre Unbedarftheit in solch praktischen Dingen und ließ den Sergeant fühlen, daß derlei Trivialitäten unter dem Niveau eines Künstlers seien. «Ich fürchte», fügte sie an, «ich kann Ihnen nicht einmal sagen, von welcher Marke mein eigenes ist.»
    «Hm», machte der Sergeant, dem plötzlich eine Idee kam.
    «Könnten Sie mich wohl mal einen Blick auf Ihr Fahrrad werfen lassen, Madam?»
    «Aber gewiß.» Sie führte ihn zu einem Schuppen und zeigte auf ein sauberes, gut gepflegtes Sunbeam-Fahrrad, nicht mehr neu, aber wohlgeölt und allgemein in gutem Zustand.
    «Sie halten es aber schön in Orrrdnung», lobte Dalziel.
    «Ich habe eben alles gern schön ordentlich und sauber», sagte Mrs. Farren. «Der Ordnung und Sauberkeit wohnt eine wahre Schönheit inne. Selbst unbelebte Dinge können so etwas wie Anmut atmen, wenn man sie hegt und pflegt. Finden Sie nicht?»
    «Zweifellos, Mrs. Farren, zweifellos. Könnte es wohl sein, daß Ihr und Mr. Farrens Fahrrad zur gleichen Zeit gekauft worden sind?»
    «O nein – seines ist neuer als meins.»
    «Aha», sagte Dalziel enttäuscht. «So, so. Nun ja, aber Mr. Farren wird ganz bestimmt auf kurz oder lang wieder auftauchen. Sie haben wohl noch nichts von ihm gehört?»
    «Nein. Aber das überrascht mich eigentlich nicht. Er verschwindet manchmal so und bleibt dann tagelang fort. Sie wissen doch, wie die Männer sind – besonders Künstler und Angler.»
    «Ach ja», pflichtete Dalziel ihr tröstend bei. «Jedenfalls, wenn wir Ihrem Mann begegnen, werden wir ihm sagen, daß er daheim erwartet wird. Kann ich noch kurz mit dem Mädchen sprechen? Vielleicht kennt sie die Marke.»
    «Jeanie? Aber natürlich – obwohl ich kaum glaube, daß sie viel darüber weiß. Ich sage ihr immer, sie soll die Augen besser offen halten – aber ich gebe da wohl selbst ein schlechtes Beispiel, fürchte ich. Übrigens, Sergeant, würden Sie mir wohl verraten, warum –»
    Sie unterbrach sich und griff an ihren Hals, als ob die Worte schwer auszusprechen wären, oder als ob sie sich, wenngleich sie die Frage stellen zu müssen glaubte, vor der Antwort fürchtete.
    «Warum was, wollten Sie fragen?»
    «Warum dieser Aufwand um das Fahrrad meines Mannes?»
    Der Sergeant sah sie einen Augenblick durchdringend an, dann wandte er den Blick ab und antwortete liebenswürdig:
    «Ach, nichts weiter. Hier sind nur in letzter Zeit ein paar Fahrräder fortgekommen, und wir haben einen Händler in Castle Douglas aufgestöbert, der bei ein paar von seinen Dingern die Herkunft nicht besonders gut nachweisen kann. Und nun machen wir eben die Runde durch den ganzen Bezirk, um zu sehen, ob jemand eines davon identifizieren kann. Sind Sie übrigens völlig sicher, daß

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