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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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in den paar Sekunden nach dem Kampf hatte der Mörder sich schwerlich seinen raffinierten Plan ausdenken können.
    Aber – war die Begegnung denn wirklich reiner Zufall gewesen? Bei Licht betrachtet ließ Campbells Verhalten doch auf das genaue Gegenteil schließen. Er hatte sein Auto genau an der Stelle der Straße geparkt, wo zwei Wagen am schwersten aneinander vorbeikamen, und als er den anderen Wagen kommen hörte, war er sogar mitten auf die Straße gefahren und hatte sie ganz blockiert. Ziemlich hirnverbrannt allerdings, denn dabei provozierte er eher einen tödlichen Unfall als eine Begegnung irgendwie anderer Art. Andererseits wußte man aber, daß Campbell um diese Zeit ziemlich betrunken gewesen war, und das mochte ihn für die Gefahr eines Zusammenstoßes blind gemacht haben.
    Aber wenn man der Zeugin trauen konnte (und hier hatte er schließlich keine Wahl, konnte nicht hier etwas glauben und da etwas nicht glauben, ganz wie es in seine Theorie paßte), stand eines fest: Wer auch immer mit der Begegnung gerechnet hatte, es war nicht der Mörder. Und wenn der Mörder die Begegnung nicht vorhergesehen hatte, konnte er das Verbrechen nicht geplant und also auch das falsche Alibi nicht im vorhinein ausgetüftelt haben.
    «Ach ja», dachte der Inspektor bei sich, «aber das folgt daraus nun auch wieder nicht. Er kann sich sehr wohl das Alibi vorweg ausgedacht haben, und das Verbrechen wollte er ganz woanders begehen. Als er dann so unverhofft mit Campbell zusammenstieß, hat er seinen schurkischen Plan eben gleich an Ort und Stelle in die Tat umgesetzt.»
    Trotz allem blieb der Widerspruch mit dem Wagen. Und nicht zu vergessen der Mann, der kurz nach dem Vorfall in Richtung Kirkcudbright gerast war. War das der Mörder gewesen? Unmöglich, wenn der Mörder erst Campbells Wagen nach Gatehouse brachte. Wenn es aber jemand anders gewesen war, wer konnte es sein? Er mußte dem Mörder auf der Straße begegnet sein. Man mußte ihn ausfindig machen. Nach einigem weiteren Nachdenken schob der Inspektor diesen Teil des Problems als momentan unlösbar beiseite und wandte sich einem anderen Gesichtspunkt zu.
    Wie paßte diese Geschichte, falls überhaupt, mit den Erkenntnissen über Farren zusammen? Und hier nun ließ der Inspektor mit einemmal die flache Hand auf den Tisch sausen. Natürlich! Die Zeiten stimmten genau, und hier lag auch die Erklärung dafür, warum Farren auf den Weg zur Golfbahn abgebogen war. Offenbar hatte er die wohlgemeinte Lüge des jungen Bauern, der ihn nach Creetown schicken wollte, durchschaut. Er hatte in Gatehouse nach Campbell gesucht, und als er ihn nicht fand, war er zu dem Schluß gekommen, daß er noch in Kirkcudbright sein müsse. Daraufhin war er schnell zu Strachan gefahren, wahrscheinlich um sich Strachans Wagen auszuleihen. Ob Strachan nun sein Komplice war, konnte man noch nicht sagen. Wahrscheinlich nicht. Nein! Wieder ließ eine Erleuchtung die Hand des Inspektors auf den Tisch knallen. Das erklärte alles – warum er den falschen Wagen genommen und die Leiche zurückgelassen hatte und alles. Farrens erster Gedanke war gewesen, Strachan den Mord in die Schuhe zu schieben. Man sollte die Leiche in Strachans Wagen finden und daraus schließen, Strachan habe Campbell fortgelockt und ermordet.
    Ein miserabler Plan, gewiß. Strachan würde sofort berichten, wie er Farren sein Auto geliehen habe. Wahrscheinlich konnte er für diese Transaktion Zeugen aufbieten. Überdies sähe das Ganze von vornherein sehr unglaubwürdig aus. Wer wäre schon dumm genug, sein eigenes Auto mit einem Ermordeten darin einfach in der Gegend stehen zu lassen? Dieser Punkt war dem Inspektor sofort aufgefallen, und wenn Farren anschließend über seine Tat nachgedacht hatte, mußte er gesehen haben, wie unüberlegt sein erster Plan gewesen war. Aber während er dann Campbells Wagen nach Gatehouse fuhr, hatte er Zeit gehabt, über alles nachzudenken. Etwas Besseres war ihm eingefallen – diesen Unfall am Minnoch vorzutäuschen. Was dann? Was würde er dann getan haben?
    Zuerst hätte er natürlich Campbells Wagen zurückgebracht und in die Garage gestellt. Dann wäre er zu Strachans Haus gegangen und hätte sein Fahrrad geholt. Um diese Nachtzeit wäre ihm das ein Leichtes gewesen, ohne dabei gesehen zu werden, wenn man davon ausging, daß er die Mühle – und das war ja möglich – an einem geeigneten Ort abgestellt hatte, etwa gleich hinterm Gartentor.
    In höchster Erregung zog der Inspektor einen

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