Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
mit dem mitternächtlichen Besuch. Schließlich war das offenbar derjenige, der Campbell als letzter lebend gesehen hat.»
    «Wie meinen Sie das? Ich hab ihn doch morgens noch gesehen.»
    «Gesehen und mit ihm gesprochen, meine ich», sagte Wimsey.
    «Er könnte der Polizei wertvolle Hinweise geben, wenn sie ihn erst hätte.»
    «Warum meldet er sich denn nicht?»
    «Ach Gott, das kann hundert Gründe haben. Vielleicht hat er geklauten Lachs verkauft, oder, wie Sie sagen, er war eine Sie. Wer weiß?»
    «Stimmt. Also gut. Ich mache reinen Tisch, wie man so sagt. Am besten tue ich’s gleich, sonst meinen die noch, ich wüßte mehr, als ich sage.»
    «Ja», sagte Wimsey. «Ich würde keine Zeit verlieren.»
    Er verlor selbst keine, sondern fuhr auf kürzestem Weg nach Kirkcudbright zurück, wo er Inspektor MacPherson begegnete, wie er gerade in sein Auto steigen wollte.

Lord Peter Wimsey
    «He, hallo!» rief Wimsey. «Wo soll’s denn hingehen? Ich hab was für Sie!»
    Der Inspektor stieg wieder aus und begrüßte Wimsey herzlich.
    «Soso», meinte er. «Ich hab Ihnen auch was zu zeigen. Kommen Sie einen Augenblick mit rein?»
    Der Inspektor hatte nicht das mindeste dagegen, daß jemand seinen schönen Zeitplan bewunderte, und Wimsey sparte nicht mit Applaus. «Und das Schönste ist», meinte er, «ich kann Ihnen noch ein paar Lücken füllen helfen.»
    Er ließ seine Neuigkeiten vom Stapel, während der Inspektor dabeisaß und sich die Lippen leckte.
    «Tja», sagte der letztere, «die Sache ist klar wie der Tag. Armer Farren – muß der in einer Verfassung gewesen sein, daß er hingeht und so was macht. Schade, daß wir so viel Zeit verloren haben. Hundert zu eins, daß er jetzt längst außer Landes ist.»
    «Oder gar nicht mehr am Leben», warf Wimsey ein.
    «Tja, stimmt leider auch. Er hat gesagt, daß er mit Campbell abrechnen und sich dann selbst was antun will. Das sagen die Leute oft und tun’s dann doch nicht, aber manch einer tut’s wirklich.»
    «So ist es», sagte Wimsey.
    «Ich denke mir», fuhr MacPherson fort, «es wäre sicher nicht verkehrt, einen Suchtrupp in die Berge hinter Creetown zu schicken. Sie erinnern sich vielleicht noch an die traurige Geschichte vor ein, zwei Jahren, als diese arme Frau sich in eine von den alten Bleiminen gestürzt hat. Wo es solche Scherereien einmal gegeben hat, da kann es sie auch ein zweites Mal geben. Wäre schrecklich, wenn der arme Mann tot irgendwo da oben läge und wir ihn nicht fänden. Ach ja. Wissen Sie, Mylord, ich glaube, genau das fürchtet Mrs. Farren auch, sie mag’s nur nicht sagen.»
    «Ganz Ihrer Meinung», sagte Wimsey. «Sie glaubt wahrscheinlich, daß ihr Mann sich umgebracht hat, und sagt’s nur nicht, weil sie den Verdacht hat, daß er auch den Mord begangen hat. Schicken Sie nur mal gleich Ihre Spürhunde los, Inspektor, und wir beide machen uns dann auf die Suche nach dem Schraubenschlüssel.»
    «Es gibt schrecklich viel Arbeit», sagte MacPherson. «Ich glaube kaum, daß wir für alle diese Ermittlungen genug Leute haben.»
    «Nur Mut», versuchte Wimsey ihn aufzumuntern. «Sie haben doch die Geschichte jetzt ganz schön im Griff, oder?»
    «Schon», erwiderte der Inspektor vorsichtig, «aber so ganz verlaß ich mich da lieber nicht darauf. Da ist noch manche schwache Stelle, und ich will die anderen Verdächtigen vorerst noch nicht aus den Augen lassen.»
    Klein Helen hatte den Ort der Begegnung zwischen Campbell und dem Mann im Auto so genau beschrieben, daß sie nicht mitgenommen werden mußte, um ihnen die Stelle zu zeigen. «Ist bequemer und besser, wenn wir unter uns sind», bemerkte MacPherson, indem er sich mit einem Seufzer des Wohlbehagens auf den Beifahrersitz von Wimseys großem Daimler wuchtete. In gut sechs Minuten waren sie bei der Kurve. Hier setzte Wimsey den Inspektor ab, und nachdem er den Wagen irgendwo abgestellt hatte, wo er andere Verkehrsteilnehmer nicht störte, ging er zurück und beteiligte sich an der Suche.
    Laut Helens Erzählung hatte sie hinter dem halbversunkenen Steinwall auf der, von Kirkcudbright aus gesehen, linken Straßenseite Position bezogen. Wimsey und MacPherson begannen darum von den beiden Enden her und suchten, aufeinander zugehend, einen mehrere Meter breiten Streifen hinter dem Steinwall ab. Es war ein Fest für die Bandscheiben, so im Gras herumzustochern, und während Wimsey den Rücken beugte und streckte, dichtete er nach Art der Wanze auf der Mauer vor sich hin:
    Vor der Nase, tief

Weitere Kostenlose Bücher