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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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eigentlich dafür sorgen, daß es rauskommt und so weiter.»
    «Sollte wohl, obwohl man ja leider einen Menschen nicht wieder lebendig machen kann. Wenn man das könnte, gäb’s natürlich kein Zögern. Aber –»
    «Außerdem», sagte Wimsey, «weiß man nie, in welche Richtung ein Indiz weisen wird. Manchmal halten Leute Informationen zurück, weil sie sich in den Kopf gesetzt haben, ihren Mann oder Sohn oder ihr Liebchen zu schützen; sie machen der Polizei einen Haufen Scherereien, und wenn es dann schließlich doch herauskommt, zeigt sich, daß es das einzige auf der Welt war, was den Betreffenden noch vor dem Galgen retten konnte – ich meine Mann oder Sohn oder Liebchen, versteht sich.»
    Ferguson nickte zufrieden.
    «Wenn ich doch nur wüßte, warum die sich so für den Montagabend interessieren», sagte er langsam.
    «Sie wollen den finden, der den Mann zuletzt lebend gesehen hat», antwortete Wimsey ohne zu zögern. «Das macht man immer so. Gehört ganz einfach zum Geschäft, nachzulesen in allen Detektivromanen. Natürlich war derjenige, der ihn zuletzt gesehen hat, nie der Mörder. Das wäre zu einfach. Eines Tages werde ich mal ein Buch schreiben, in dem man zwei Männer in eine Sackgasse hineingehen sieht, und plötzlich fällt ein Schuß, der eine Mann wird ermordet aufgefunden, während der andere mit einer Pistole in der Hand wegrennt, und nach zwanzig Kapiteln mit tausend falschen Fährten stellt sich heraus, daß der mit der Pistole wirklich der Mörder war.»
    «Na ja, in neun von zehn Fällen war er’s ja auch – im wirklichen Leben, meine ich. Oder vielleicht nicht? Ich weiß es nicht.»
    «Aber was haben Sie denn nun der Polizei erzählt?» fragte Wimsey ein wenig unwirsch, dieweil er nervös mit einer Tube weißer Farbe spielte.
    «Ich hab gesagt, ich wäre den ganzen Abend zu Hause gewesen, und sie fragten, ob ich nebenan irgend etwas Verdächtiges gehört oder gesehen hätte. Ich hab nein gesagt, und, sehen Sie, ich könnte auch nicht direkt das Gegenteil behaupten. Sie haben gefragt, ob ich Campbell habe heimkommen sehen, und ich hab gesagt, nein, aber ich hätte seinen Wagen kommen hören. Das war kurz nach zehn gewesen. Ich hatte die Uhr schlagen gehört und es an der Zeit gefunden, in die Falle zu kriechen, weil ich am nächsten Morgen meinen Zug kriegen mußte. Ich hatte noch einen letzten Schluck getrunken und aufgeräumt und mir ein Buch zum Lesen herausgesucht und war gerade die Treppe raufgestiegen, als ich ihn kommen hörte.»
    «Und das war das letzte, was Sie von ihm gehört haben?»
    «J-a. Nur daß ich so ein verschwommenes Gefühl hatte, kurz darauf noch einmal die Tür auf- und wieder zugehen zu hören, als ob er noch einmal fortgegangen wäre. Aber ich kann’s nicht sicher sagen. Wenn er fortgegangen ist, muß er aber später wiedergekommen sein, denn ich hab ihn morgens mit dem Wagen wegfahren sehen.»
    «Na, das ist doch schon etwas. Um wieviel Uhr war das?»
    «Irgendwann zwischen halb und Viertel vor acht – ganz genau kann ich’s nicht sagen. Ich war gerade beim Anziehen, mußte mir noch mein Frühstück machen, Sie verstehen, damit ich den Bus zum Bahnhof noch kriegte. Es sind schließlich sechseinhalb Meilen bis da draußen.»
    «Sie haben tatsächlich Campbell in seinem Wagen gesehen?»
    «Ja natürlich, ganz genau. Das heißt, wenn ich vor Gericht als Zeuge aussagen müßte, könnte ich nur seine Kleidung und das allgemeine Aussehen beschwören. Sein Gesicht habe ich nicht gesehen. Aber es war ohne jeden Zweifel Campbell.»
    «Aha.» Wimseys Herz, das schon einen Schlag übersprungen hatte, beruhigte sich wieder. Er hatte Ferguson bereits in Handschellen gesehen. Wenn er geschworen hätte, Campbell zu einem Zeitpunkt noch lebend gesehen zu haben, zu dem er nach Wimseys sicherem Wissen längst tot war -! Aber so leicht wurden einem Detektiv nun mal die Dinge nicht gemacht.
    «Was hatte er an?»
    «Natürlich diesen scheußlichen Tartanmantel und seinen berühmten Hut. Die kann man einfach nicht verwechseln.»
    «Nein. Also, und was haben Sie der Polizei nun nicht gesagt?»
    «Ein paar Kleinigkeiten. Erstens – obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß da ein Zusammenhang besteht – hat es am Montagabend so gegen acht einen kleinen Spektakel gegeben.»
    «Was Sie nicht sagen. Oh, das tut mir leid – Ferguson, ich hab Ihnen eine nagelneue Winsor & Newton-Tube ruiniert. Das ist meine ewige Zappelei. Jetzt ist sie völlig zerdrückt.»
    «So? Ach, das macht

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