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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Bulle, glänzend, schön und sichtlich zufrieden, nachdem er gesättigt und aufs beste bedient worden war. Am Samstag war das Schild zum Trocknen ins Waschhaus gekommen. Am Sonntag hatte der Maler beide Seiten mit Firnis überzogen und das Bild wieder ins Waschhaus gestellt. Am Sonntagabend war der Firnis, wenngleich noch ein bißchen klebrig, doch offenbar so trocken, daß das Schild an seinen Platz gehängt werden konnte, und da hing es nun. Der Künstler war am Sonntagnachmittag zu Fuß weitergezogen. George war von dem Bullen so angetan, daß er von dem Herrn kein Geld nehmen wollte, und statt dessen hatte er ihm eine Empfehlung an einen Freund in einem Nachbardorf mitgegeben, dessen Wirtshausschild ebenfalls der Erneuerung bedurfte.
    Der Motorist hörte diese Geschichte mit großem Interesse an und erkundigte sich nebenbei nach des Malers Namen. Die Wirtin brachte das Gästebuch.
    «Da steht’s», sagte sie. «Mr. H. Ford aus London, aber der Aussprache nach hätte man ihn ja eher für einen Schotten gehalten.»
    Der Motorist blickte ins Buch, und ein kleines Lächeln spielte um die Winkel seines breiten Mundes. Dann nahm er einen Füllfederhalter aus der Tasche und schrieb unter Mr. H. Fords Unterschrift:
     
    Peter Wimsey, Kirkcudbright. Viel Spaß bei der Bullenhatz .
    Dann stand er auf, schnallte den Gürtel seines Ledermantels fest und meinte freundlich: «Wenn Freunde von mir hierherkommen und sich nach Mr. Ford erkundigen sollten, zeigen Sie ihnen unbedingt das Gästebuch, und sagen Sie, ich lasse Mr. Parker aus London schön grüßen.»
    «Mr. Parker?» wiederholte die Wirtin verwundert, doch beeindruckt. «Sie können sich darauf verlassen, ich sag’s ihnen, Sir.»
    Wimsey bezahlte und ging. Als er anfuhr, sah er sie mit dem Buch in der Hand unter dem Schild stehen und den Bullen betrachten, der so wacker auf leuchtend grüner Wiese tollte.
    Das Dorf, von dem die Wirtin gesprochen hatte, lag nur sechs Meilen von Brough entfernt und war über eine Abzweigung zu erreichen. Es hatte nur ein einziges Gasthaus, und das Gasthaus besaß statt eines Schildes nur eine leere Eisenstange. Wimsey lächelte wieder, hielt den Wagen vor der Tür an, trat an die Bar und bestellte einen Krug Bier.
    «Wie heißt denn Ihr Gasthaus?» fragte er bald.
    Der Wirt, ein fixer Engländer, grinste breit.
    « Hund und Büchse , Sir. Unser Schild ist gerade unten und wird renoviert. Ein Herr sitzt hinten im Garten und malt. Einer von diesen Wandermalern, aber ein Herr. Kommt von drüben aus Schottland, der Aussprache nach. Der gute George Wetherby vom Bullen in Brough hat ihn mir geschickt. Da soll er gute Arbeit geleistet haben. Will sich bis nach London hinuntermalen, soweit ich verstanden habe. Sehr netter Herr. Richtiger Künstler – malt Bilder für die Ausstellungen in London, zumindest sagt er das. Meinem Schild kann ein bißchen Farbe nicht schaden – und die Kinder haben ihren Spaß daran, ihn da herumpinseln zu sehen.»
    «Ich kenne auch kein schöneres Vergnügen», meinte Wimsey, «als zuzuschauen, wie andere arbeiten.»
    «Wie? Ja, ganz recht, Sir. Wenn Sie in den Garten gehen, Sir, können Sie ihn sehen.»
    Wimsey lachte und ging hinaus, den Krug in der Hand. Er tauchte unter einem kleinen, von verwelkten Kletterrosen überwachsenen Bogen hindurch, und richtig, da saß auf einem umgedrehten Eimer, das Schild von Hund und Büchse vor sich auf einem Küchenstuhl, der schmerzlich vermißte Hugh Farren und pfiff vergnügt vor sich hin, während er Farben auf seine Palette drückte.
    Farren saß mit dem Rücken zu Wimsey und drehte sich auch nicht um. Drei Kinder sahen fasziniert zu, wie die dicken Farben auf das Brett quollen.
    «Was ist das, Mister?»
    «Das ist das Grün für den Rock von dem Mann. Nein – nicht draufdrücken, du machst dich ganz voll. Ja, du darfst den Deckel draufschrauben. Richtig, damit die Farbe nicht eintrocknet. Ja, leg’s in die Kiste … Das ist Gelb. Nein, ich weiß, daß auf dem Bild kein Gelb vorkommt, aber ich will es unters Grün mischen, damit es heller wird. Du wirst schon sehen. Vergiß den Deckel nicht. Wie? Ach, einfach irgendwohin in die Kiste. Weiß – ja, das ist eine große Tube, nicht? Man muß nämlich in die meisten Farben ein bißchen Weiß mischen – warum? Na ja, sonst kommen sie nicht richtig raus. Das wirst du sehen, wenn ich den Himmel male. Wie bitte? Du willst den Hund ganz weiß haben? Nein, ich kann hier nicht deinen Scruggs malen. Warum nicht? Na, weißt

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