Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Namen?»
«Von Montag abend. Der arme Strachan! Der muß ja gedacht haben, ich bin wirklich hingegangen und hab’s getan.»
«Wann haben Sie denn Strachan gesehen?»
«Na eben, in dieser Nacht, bei den Minen. Wußten Sie das nicht?»
«Ich weiß überhaupt nichts», sagte Wimsey. «Ich schlage vor, Sie erzählen mir die ganze Geschichte mal von Anfang an.»
«Bitte. Mir soll’s recht sein. Daß ich an dem Abend einen kleinen Krach mit Campbell hatte, wissen Sie ja sicher schon. Ach so! Dabei fällt mir etwas ein, Wimsey. Hab ich da nicht so was Komisches über Campbell in der Zeitung gelesen? Daß man ihn tot gefunden hätte oder so?»
«Er ist ermordet worden», sagte Wimsey ohne Umschweife.
«Ermordet? Davon habe ich nichts gelesen. Aber ich habe seit Tagen keine Zeitung mehr gesehen. Ich hab nur gelesen – wann war denn das? –, am Mittwochmorgen, glaube ich – so was Ähnliches wie ‹Bekannter schottischer Maler tot im Bach gefunden›.»
«Ach ja, da war’s noch nicht raus. Aber die Wahrheit ist, daß er irgendwann zwischen Montag abend und Dienstag früh kaltgemacht worden ist – oben am Minnoch.»
«So? Geschieht ihm recht, dem Miststück. Ach so, ich glaube, mir schwant jetzt was. Soll ich das vielleicht gewesen sein, Wimsey?»
«Weiß ich nicht», antwortete Wimsey wahrheitsgemäß. «Aber man hält es allgemein für wünschenswert, daß Sie heimkommen und uns was erzählen. Immerhin haben Sie ja am Montagabend nach ihm gesucht.»
«Ja, hab ich. Und wenn ich ihn gefunden hätte, wäre ein Mord fällig gewesen. Aber ich hab ihn nun mal nicht gefunden.»
«Können Sie das beweisen?»
«Na ja – das weiß ich nicht, wenn es dazu kommt. Das ist doch nicht ernst gemeint, oder?»
«Ich weiß es nicht. Erzählen Sie doch mal, Farren.»
«Verstehe. Gut. Also, ich bin am Montagabend gegen sechs nach Hause gekommen und finde dieses Ekel bei meiner Frau.
Mir hat’s gereicht, Wimsey. Ich hab ihn achtkantig rausgeschmissen, und dann hab ich mich wohl ein bißchen dämlich benommen.»
«Moment mal. Haben Sie wirklich Campbell gesehen?»
«Er wollte gerade fort, als ich reinkam. Ich hab ihm gesagt, er soll verschwinden, und dann bin ich rein und hab meine Meinung gesagt. Ich hab zu Gilda gesagt, daß ich den Kerl nicht mehr sehen will. Sie hat ihn verteidigt, und das hat mich geärgert. Sehen Sie, Wimsey, ich sag ja gar nichts gegen Gilda, nur daß sie nicht verstehen kann und will, daß Campbell ein ganz hinterhältiger Hund ist – war –, und sie mich zum Gespött machte. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, immer gut und mitfühlend zu sein, und sie sieht nicht, daß so was bei Burschen wie Campbell nicht funktioniert. Hol’s der Henker, ich weiß , daß der Kerl verrückt nach ihr war. Und als ich ihr ganz freundlich klarzumachen versuchte, daß sie sich zum Narren machte, da ist sie aufs hohe Roß gestiegen und – verdammt noch mal, Wimsey, ich mag nicht wie ein Schwein über meine Frau reden, aber es ist nun mal wahr, daß sie viel zu gut und voller Ideale ist, um zu begreifen, was ein Durchschnittsmann ist. Verstehen Sie, was ich meine?»
«Vollkommen», antwortete Wimsey.
«Meine Frau ist nämlich wirklich eine wunderbare Frau. Nur – na ja, ich glaube, ich habe viele dumme Sachen gesagt.»
«Ich weiß genau, was Sie so gesagt haben», bemerkte Wimsey.
«Sie hat’s mir nicht erzählt, aber ich kann es mir vorstellen. Sie haben herumgetobt, und sie hat gesagt, Sie sollen nicht so etwas Gemeines denken, dann wurden Sie immer hitziger, sie wurde immer kühler, und dann haben Sie Dinge gesagt, die Sie gar nicht so meinten, sozusagen in der Hoffnung, sie damit in Ihre Arme zu bringen; dann hat sie gesagt, Sie wären beleidigend, und ist in Tränen ausgebrochen, und Sie haben sich so hineingesteigert, daß Sie selbst schon halb glaubten, was Sie ihr eigentlich nur gesagt hatten, um sie zu ärgern, und schließlich sind Sie unter Mord- und Selbstmorddrohungen aus dem Haus gerannt und haben sich betrunken. Du lieber Himmel, Sie sind nicht der erste Mann und werden nicht der letzte sein.»
«Na ja, so ungefähr stimmt’s», sagte Farren. «Nur daß ich es derzeit wirklich schon zu glauben anfing. Zumindest war ich überzeugt, daß Campbell nur darauf aus war, so viel Unheil wie möglich anzurichten. Ich hab mich betrunken. Erst hab ich mir in Kirkcudbright ein paar hinter die Binde gegossen, dann bin ich nach Gatehouse gerast, um Campbell zu suchen.»
«Wie haben Sie ihn denn in
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