Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
du, Scruggs ist eigentlich kein Hund, den man mit auf die Jagd nimmt. Eben weil er keiner ist, darum. Hier muß ein Retriever her. Also gut, dann male ich einen weiß-braunen Spaniel. O ja, das ist ein hübscher Hund mit langen Ohren. Doch, sicher so einer wie der von Oberst Amery. Nein, ich kenne Oberst Amery nicht. Hast du den Deckel wieder aufs Weiß geschraubt? Himmel, wenn du immer so die Sachen verlierst, muß ich dich wieder zu deiner Mutter schicken, da kriegst du dann was hintendrauf. Was? Nun, der Mann hat einen grünen Rock an, weil er ein Jäger ist. Kann ja sein, daß der Wildhüter von Oberst Amery keinen hat, aber der hier hat einen an. Nein, ich weiß auch nicht, warum Jäger grüne Röcke anhaben – damit sie nicht frieren, nehme ich an. Nein, so braune Farbe wie die von dem Baumstamm habe ich nicht. Die muß ich aus anderen Farben zusammenmischen. Nein, jetzt habe ich alle Farben, die ich brauche. Du kannst sie wegtun und die Kiste zumachen. O ja, ich weiß immer ziemlich genau, wieviel ich brauchen werde, bevor ich anfange. Das Messer hier heißt Spachtel. Nein, das soll auch gar nicht scharf sein. Man macht damit nur die Palette sauber und so weiter. Manche malen auch mit dem Spachtel. Ja, er wackelt schön hin und her, aber lange hält er das nicht aus, was du da machst, mein Junge. Doch, natürlich kann man mit einem Spachtel malen, wenn man will. Du kannst sogar mit den Fingern malen, aber versuchen würde ich’s an deiner Stelle nicht. Ja, doch, die Oberfläche wird dann rauher, und überall stehen dicke Farbkleckse. Na schön, ich zeig’s dir gleich mal. Ja, ich fange mit dem Himmel an. Warum? Na, was meinst du denn wohl? Richtig, weil der Himmel oben ist. Na klar ist das Blau zu dunkel, aber ich tue ja etwas Weiß hinein. Ja, und etwas Grün. Das hast du nicht gewußt, daß der Himmel auch ein bißchen grün ist? Ha, und ob. Und manchmal auch ein bißchen rot und rosa. Nein, ich male keinen roten und rosa Himmel. Der Mann und die Hunde sind doch gerade erst losgezogen. Auf dem Bild ist früher Morgen. Ja, ich weiß, auf der anderen Seite kommen sie mit vielen Vögeln und anderen Sachen nach Hause, da male ich dann auch einen schönen roten und rosa Sonnenuntergang hinein, wenn du jetzt brav bist und nicht zuviel fragst. Nein, sei ein liebes Mädchen und reiß nicht so an meinem Arm herum. Ach du meine Güte!»
«Hallo, Farren», sagte Wimsey. «Finden Sie nicht auch, daß die junge Generation ein bißchen zu neugierig ist?»
«Mein Gott!» sagte der Maler. «Wimsey, bei allem was heilig ist! Wie kommen Sie denn hierher? Sagen Sie nicht, daß meine Frau Sie geschickt hat!»
«Nicht direkt», sagte Wimsey. «Aber jetzt, wo Sie’s sagen, glaube ich schon, daß sie so was Ähnliches wollte.»
Farren seufzte.
«Na los schon», sagte er. «Spucken Sie’s aus, damit wir’s hinter uns haben. Ab zu Mutter, ihr Gören. Ich habe mit diesem Herrn zu reden.»
«So», sagte Wimsey, nachdem sie allein waren, «zuallererst möchte ich klarstellen, daß ich nicht das mindeste Recht habe, Fragen zu stellen. Aber ich würde mich riesig freuen, wenn Sie mir möglichst genau erklärten, wo Sie seit Montag abend überall gesteckt haben.»
«Ich nehme an, mein Betragen wird in Kirkcudbright bitter kritisiert», meinte Farren. «Von zu Hause fortzulaufen und so.»
«Nun, das nicht», sagte Wimsey. «Ihre Frau bleibt steif und fest dabei, daß an Ihrem Verschwinden überhaupt nichts ungewöhnlich ist. Aber – um es gleich zu sagen – die Polizei sucht Sie überall.»
«Die Polizei? Warum in aller Welt –?»
«Ich denke, ich werde mir ein Pfeifchen anzünden», sagte Wimsey. «Also sehen Sie, wo Sie doch so wild herumgeredet haben von wegen Selbstmord und so, wissen Sie nicht mehr? Und dann findet man Ihr Fahrrad in der Nähe der alten Bleimine hinter Creetown. Das – stimmt doch nachdenklich, nicht?»
«Ach! Das Fahrrad hab ich ganz vergessen. Na ja, aber Gilda wird doch – ich hab ihr doch geschrieben.»
«Deswegen macht sie sich jetzt keine Sorgen mehr.»
«Da muß sie ja einen ordentlichen Schrecken gekriegt haben. Ich hätte ihr früher schreiben sollen. Aber – ach was! Ich hab einfach nicht daran gedacht, daß die das finden könnten. Und – ach du liebes bißchen! Der gute Strachan muß ja was durchgemacht haben.»
«Wieso gerade Strachan?»
«Also – hat er das denn nicht den Leuten erzählt?»
«Hören Sie mal, Farren, wovon sprechen Sie eigentlich, in drei Teufels
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