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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und Jem, der es ja so genau nahm mit seinen Hemden und Kragen, und dann für den jungen Arthur und Polly und Rosie und Billy Moggeridge und Susie und Fanny und den kleinen David und das Baby und Jenny Moggeridges Baby Charles, der ein Malheur war, um das sich Jennys Mutter kümmerte, denn Jenny war in Stellung, und das Ganze machte einen Haufen Arbeit, und oft wurde die Wäsche bis Samstag nicht fertig bei all den Männerpullovern und Socken und dem und jenem, und wo man jeden Tropfen Wasser erst holen mußte. Niemand war deshalb an diesem Nachmittag aus dem Haus gegangen, oder wenn, dann höchstens nach hinten raus und nicht vor drei Uhr, als Susie mit den Kartoffeln in den Vorgarten gegangen war, um sie fürs Abendessen zu schälen. Dann hatte sie allerdings einen Mann gesehen, der in kurzen Hosen und mit einem Rucksack auf dem Rücken den Weg vom Strand heraufgekommen war, aber das war ja nicht der Mann, über den Mr. Ormond was wissen wollte, denn er war später mit einer Dame wieder vorbeigekommen und hatte ihnen von der Leiche erzählt, die sie gefunden hatten. Mr. Ormond war trotzdem hocherfreut, von diesem Herrn zu hören. Der Herr hatte eine Hornbrille aufgehabt und war irgendwann »zwischen halb vier und vier Uhr« den Weg heraufgekommen und auf der Straße geradewegs weiter in Richtung Lesston Hoe gegangen. Das mußte natürlich Perkins gewesen sein, und ein kurzes Nachrechnen ergab, daß die Zeit sich sowohl mit seiner eigenen wie mit Harriets Aussage deckte. Harriet war ihm gegen vier Uhr etwa eine halbe Meile weiter begegnet. Aber das bewies gar nichts, und die entscheidende Zeit zwischen halb zwei und drei Uhr blieb im Dunkeln wie zuvor.
    Ratlos und unzufrieden tuckerte Ormond langsam nach Darley zurück und stellte unterwegs fest, wie wenig man von der Straße aus wirklich von der Küste sehen konnte. Überhaupt kam die Straße nur für die Länge einer Meile beiderseits des Bügeleisens richtig nah an die Steilküste heran. Hier befand sich eine große Wiese dazwischen, und die Höhe der Steilküste versperrte den Blick auf den Strand. Es mochte also gar nicht so gefährlich sein, wie man annehmen sollte, am hellichten Tag zum Bügeleisen zu reiten, um einen Mord zu begehen, und es war kaum verwunderlich, daß keiner der Passanten auf der Straße eine braune Stute hatte vorbeilaufen sehen. Aber war sie überhaupt vorbeigekommen? Das Hufeisen bewies es, und der Eisenring im Felsen ließ es vermuten. Dieser Ring aber war es, was Konstabler Ormond eigentlich am meisten plagte, denn wenn er nicht da war, um das Pferd daran festzubinden, wozu dann sonst? Und nach Wimseys jüngster Theorie hatte das Pferd freigelassen und nach Hause geschickt werden müssen, noch ehe das Bügeleisen überhaupt erreicht war.
    Und das war, vom Standpunkt des Mörders aus gesehen, eine recht waghalsige Theorie. Wie konnte er sicher sein, daß das Pferd zurücklaufen und nicht dableiben und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde? Überhaupt war doch viel eher anzunehmen, daß es nach einem Gewaltritt über viereinhalb Meilen erst einmal verschnaufen und sich Zeit lassen würde. Wenn man den Ring einmal ignorierte – konnte es dann vielleicht sein, daß die Stute irgendwo anders angebunden worden war, um später abgeholt zu werden? Dagegen gab es gewichtige Argumente. Es gab an der ganzen Küste nirgends einen Poller oder eine Buhne, an die man ein Pferd hätte binden können, und wenn der Mörder nah an die Steilküste herangeritten wäre, müßten davon zwei Fährten zurückgeblieben sein – die des Pferdes auf dem Hinweg und die des Mörders auf dem Rückweg. Er könnte sich aber gedacht haben, daß dies nicht weiter schlimm sei, da es weit genug vom Bügeleisen weg war. Es konnte sich also lohnen, umzukehren und sich die ganze Küste noch einmal daraufhin anzusehen.
    Er fuhr bis zum Bügeleisen zurück, kletterte auf demselben Wege, den schon Harriet genommen hatte, die Steilküste hinunter und machte sich an deren Fuß entlang auf den Weg in Richtung Darley. Nach etwa halbstündiger Suche fand er, wonach er suchte. In der Steilküste befand sich eine Nische, wo vor einiger Zeit ein schwerer Steinschlag heruntergekommen war. Mitten ins Geröll geklemmt steckte dort ein großer Holzpfahl, der offenbar einmal Teil eines Zaunes gewesen war – zweifellos zu dem Zweck errichtet, Menschen oder streunendes Vieh von diesem gefährlichen Teil der Steilküste fernzuhalten. Wenn die Stute hierhergebracht worden wäre, hätte sie

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