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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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festgestellt, daß man den Strand nur auf etwa eine Meile beiderseits des Bügeleisens von der Straße aus einsehen kann. Als sie sich’s dann näher überlegten, könnten sie sich gesagt haben, daß ein Mann, der da über den offenen Strand reitet, vielleicht doch auffallen würde. Also hat Perkins das Pferdchen da angebunden, wo die Deckung endete, und ist das letzte Stück zu Fuß gegangen, weil er dadurch weniger aufzufallen glaubte.«
    »Ja, da könnte was dran sein. Aber es hängt alles davon ab, um welche Zeit Perkins durchs Dorf gekommen ist. Da müssen wir uns mal erkundigen. Wohlgemerkt, Ormond, ich sage nicht, daß Sie sich das nicht alles genau überlegt haben, und ich freue mich, daß Sie so von sich aus und selbständig vorgegangen sind; aber um Fakten kommen wir letzten Endes doch nicht herum.«
    »Nein, Sir, gewiß nicht, Sir. Aber wenn es nicht Perkins war, Sir, könnte es natürlich noch immer jemand anders gewesen sein.«
    »Wer könnte jemand anders gewesen sein?«
    »Der Komplize, Sir.«
    »Das hieße, noch einmal ganz von vorn anfangen, Ormond.«
    »Ja, Sir.«
    »Na, dann ziehen Sie mal los und sehen Sie zu, was Sie herauskriegen.«
    »Ja, Sir.«
    Glaisher rieb sich nachdenklich das Kinn, als Ormond fort war. Diese Geschichte bereitete ihm ganz schönen Kummer. Heute morgen erst hatte der Polizeipräsident ihm die Hölle heiß gemacht. Der Polizeipräsident, ein Militarist alter Schule, fand, daß Glaisher viel zuviel Theater machte. Für ihn stand absolut fest, daß dieser minderwertige ausländische Tanzlümmel sich selbst die Kehle durchgeschnitten hatte, und er fand, man solle schlafende Hunde nicht unnötig wecken. Glaisher hätte sie liebend gerne schlafen lassen, aber er war zutiefst überzeugt, daß an dem Fall doch mehr dransein mußte. Er war sich seiner Sache nicht sicher, von Anfang an nicht. Da gab es zu viele Merkwürdigkeiten: das Rasiermesser, die Handschuhe, Weldons unverständliches Benehmen, Mr. Pollocks Schweigsamkeit, das Hufeisen, den Befestigungsring, Brights Irrtum mit den Gezeiten und vor allem die chiffrierten Briefe und das Foto der geheimnisvollen Feodora – jedes dieser Dinge konnte, für sich genommen, eine ganz gewöhnliche und harmlose Erklärung haben, aber alle zusammen – nein, alle zusammen sicher nicht. Er hatte diese Punkte dem Polizeipräsidenten vorgetragen und zähneknirschend die Erlaubnis erhalten, die Ermittlungen fortzusetzen. Aber glücklich war er deswegen nicht.
    Was mochte Umpelty zur Zeit tun? Glaisher hatte den Bericht über seinen Ausflug mit Wimsey nach London gehört und fand, daß die Geschichte dadurch in noch tieferes Dunkel gehüllt wurde. Dann gab es da noch diesen Ärger mit Bright. Berichten zufolge schlug Bright sich arbeitend nach London durch. Es würde ganz schön schwierig sein, ihn weiter im Auge zu behalten, zumal Glaisher in Verlegenheit gewesen wäre, wenn er einen guten Grund für seine Überwachung hätte angeben sollen. Was hatte Bright schließlich verbrochen? Zugegeben, er war ein zweifelhafter Charakter und hatte gesagt, es sei Flut gewesen, während in Wirklichkeit Ebbe gewesen war – aber in jeder anderen Beziehung hatte er offenbar die reine Wahrheit gesagt. Glaisher hatte das Gefühl, daß er sich mit sehr unzureichenden Gründen bei den Polizeibehörden von einem halben Dutzend Grafschaften unbeliebt machte.
    Er verdrängte den Fall aus seinen Gedanken und wandte sich einem Stapel von Routineangelegenheiten zu, wo es um kleine Diebstähle und Verkehrssünden ging, und darüber wurde es Abend. Nach dem Abendessen aber fühlte er sich von neuem vom Fall Alexis geplagt. Umpelty hatte ihm das Ergebnis einiger Routineanfragen wegen Perkins gemeldet, wobei als interessantestes Ergebnis herausgekommen war, daß Perkins Mitglied des Sowjet-Clubs war und angeblich mit dem Kommunismus sympathisierte. Gerade solche Sympathien muß er haben, dachte Glaisher: Immer waren es diese schwächlichen, friedfertigen, schüchtern wirkenden Leute, die nach Revolution und Blutvergießen schrien. Aber in Verbindung mit den chiffrierten Briefen gewann diese Information eine gewisse Bedeutung. Wann würden endlich die Fotos von dem Brief, den man bei Alexis gefunden hatte, vorliegen? Glaisher war gereizt, fuhr seiner Frau über den Mund, trat der Katze auf den Schwanz und beschloß, ins Bellevue zu gehen und Lord Peter Wimsey zu besuchen.
    Wimsey war nicht da, und weitere Nachforschungen führten Glaisher in Mrs. Lefrancs Pension, wo er

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