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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schmutzigem Papier bezahlen oder hiermit?«
Er steckte die Hand in die Tasche, holte eine Handvoll goldener Sovereigns heraus und warf sie klimpernd auf den Tisch, wo Glaisher und Umpelty begierig die Hände nach den glitzernden Dukaten ausstreckten. Sie nahmen sie und wogen sie in der Hand; sie fuhren neugierig mit den Fingern über die geriffelten Ränder und das glatte, schimmernde Relief St. Georgs mit dem Drachen.
»Ja«, sagte Wimsey, »das fühlt sich schön an, nicht? Zehn Stück sind es, und nicht mehr wert als gewöhnliche Pfundnoten ∗ , und für mich sind sie genaugenommen überhaupt nichts wert, weil ich so dumm bin und es nicht über mich bringe, sie auszugeben. Aber es ist Gold. Ich hätte nichts dagegen, dreihundert Stück davon zu besitzen, obwohl sie fast fünf Pfund wiegen und mir ungeheuer lästig sein würden. Aber das ulkige daran ist, daß diese zusätzlichen fünf Pfund gerade das sehr empfindliche Gleichgewicht zwischen der Leiche und dem Wasser störten. Das spezifische Gewicht einer Leiche reicht gerade nicht aus, um sie zu versenken – aber nur so gerade. Ein schweres Paar Schuhe oder ein Gürtel voll Gold genügt, um sie hinunterzuziehen und zwischen den Mahlzähnen festzuklemmen
– wie Sie zu Ihrem Leidwesen erfahren mußten, Umpelty. Es wäre ausgesprochen peinlich für die Verschwörer gewesen, wenn Alexis nie gefunden worden wäre. Mit der Zeit hätte Mrs. Weldon zwar an seinen Tod geglaubt, nehme ich an – aber sie hätte womöglich ein Vermögen für die Suche nach ihm ausgegeben.«
»Das ist vielleicht eine komische Geschichte von vorn bis hinten«, sagte Glaisher, »und wer sie nicht sozusagen von Anfang an miterlebt hat, wäre kaum geneigt, sie zu glauben. Nun aber, Mylord, wenn wir davon ausgehen, daß alles so geplant war, wie Sie sagen – wie ging dann der Mord vonstatten?«
»Eben. Wie ging der Mord vonstatten? Und da muß ich ehrlich gestehen, daß wir noch nicht viel weiter sind als vorher. Die Vorarbeiten dazu sind völlig klar. Zuerst muß jemand hierhergekommen sein, um das Gelände zu erkunden. Ich weiß nicht mit Bestimmtheit, wer das war, aber ich habe meine Vermutungen. Jemand, der die Gegend schon kannte, weil er schon öfter hiergewesen war. Jemand, der einen Wagen hatte, in dem er herumfahren konnte. Jemand, der einen sehr guten Grund für sein Hiersein hatte, und geachtete Freunde dazu, deren Gäste über jeden Verdacht erhaben waren.«
»Mrs. Morecambe!«
»Genau. Mrs. Morecambe. Möglicherweise auch Mr. Morecambe. Wir können sicher leicht feststellen, ob dieses saubere Pärchen irgendwann in den letzten Monaten einmal gemeinsam ein Wochenende im Pfarrhaus von Heathbury verbracht hat.«
»Es hat«, warf Umpelty ein. »Sie war Ende Februar für vierzehn Tage hier, und er ist für ein Wochenende nachgekommen. Das hat man uns gesagt, als wir uns dort erkundigten, aber damals haben wir dem keine Bedeutung beigemessen.«
»Natürlich nicht. Schön. So, und nachdem alles bereit ist, trifft der Rest der Bande ein. Morecambe gibt sich als Wanderfriseur aus und sorgt dafür, daß man ihn in der Umgebung wiedererkennt. Das muß er tun, um auf eine schwer zu rekonstruierende Weise ein Rasiermesser kaufen zu können. Sie könnten nun fragen: Wozu überhaupt ein Rasiermesser, wenn sie doch wußten, daß Alexis sich nicht rasierte? Nun, ich kann mir den Grund vorstellen. Ein Rasiermesser ist leiser als eine Pistole und eine typische Selbstmordwaffe. Und es ist sehr zuverlässig und leichter mit sich herumzutragen als zum Beispiel ein Tranchiermesser. Und sollte es irgendwelche Fragen geben, konnte Morecambe immer noch mit einer überzeugenden Geschichte aufwarten, wie er das Rasiermesser Alexis gegeben habe.«
»Ah, ja, daran habe ich gerade gedacht. Meinen Sie, er hätte sich auch gemeldet, wenn Sie nicht diesen Bericht in die Zeitung gesetzt hätten?«
»Schwer zu sagen. Aber ich glaube, er hätte zuerst mal abgewartet, wie sich die Dinge entwickelten. Wahrscheinlich wäre er als zufälliger Zuhörer bei der Leichenschau erschienen und dann, wenn der Untersuchungsrichter Miene gemacht hätte, die Selbstmordtheorie nicht zu akzeptieren, aufgestanden, um mit ein paar wohlgesetzten Worten jeden Zweifel zu beseitigen. Sehen Sie, das Schöne an seiner Verkleidung als Wanderfriseur war ja, daß sie ihm einen hervorragenden Grund gab, zu erscheinen und zu verschwinden wie die Edamer Katze, sogar seinen Namen zu ändern. Übrigens werden wir wahrscheinlich feststellen, daß

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