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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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tun sich keinen Gefallen, wenn Sie hier Theater machen. Wirklich nicht. Und – ah, da ist ja der Langersehnte! Dann werde ich mich mal verdrücken. Hallo, Tallboy – ich habe die Dame in Ihrer Abwesenheit ein wenig unterhalten.»
    Tallboys Augen brannten; sein Gesicht war sehr weiß und seine Mundwinkel zuckten. Er sah Bredon ein paar Sekunden stumm an, dann sagte er:
    «Vielen Dank.» Seine Stimme klang gepreßt.
    «Nicht doch, danken Sie nicht mir», sagte Bredon. «Zu danken habe höchstens ich.»
    Damit verließ er die beiden und zog die Tür hinter sich zu.

    «Nun möchte ich doch wissen», sagte Mr. Bredon, der, während er nach oben zu seinem Zimmer zurückging, wieder in seine andere Haut als Detektiv schlüpfte, «ob es möglich ist, daß ich mich in unserem Freund Victor Dean ganz und gar getäuscht habe. Könnte es sein, daß er ein ganz gewöhnlicher Wald- und Wiesenerpresser war, der nur die menschlichen Schwächen seiner Kollegen zu seinem Vorteil ausnutzen wollte? Wäre das ein hinreichender Grund gewesen, ihm den Schädel einzuschlagen und ihn eine Eisentreppe hinunterpurzeln zu lassen? Der einzige, der mir das wahrscheinlich sagen kann, ist Willis, aber der gute Willis ist für meiner Rede wohlbekannten Zauber so taub wie eine Otter. Hat es einen Sinn, ihn noch einmal auszuhorchen? Wenn ich doch nur sicher sein könnte, daß er nicht der Herr ist, der meinem armen Schwager Charles eins übergezogen hat, und daß er nicht immer noch finstere Pläne gegen meinen unwürdigen Leib hegt. Nicht daß mir finstere Pläne gegen mich etwas ausmachten, aber ich möchte auch nicht ausgerechnet den, der es auf mich ab gesehen hat, zu meinem Vertrauten machen, wie der hohlköpfige Held einer dieser Detektivgeschichten, in der sich der Detektiv als der Schurke entpuppt. Wenn ich Willis doch wenigstens irgendwann einmal bei Spiel und Sport gesehen hätte, wüßte ich besser, wie ich mit ihm dran bin, aber er scheint Bewegung und frische Luft zu verabscheuen – und das ist, wenn man's bedenkt, auch wieder irgendwo unheimlich.»
    Nach kurzem weiterem Nachdenken suchte er Willis' Zimmer auf.
    «Ach, Willis», begann Bredon. «Störe ich?»
    «Nein. Kommen Sie nur rein.»
    Willis sah von einem Blatt Papier auf, das die einneh
    mende Überschrift trug: «MAGNOLIA-WEISS, MAGNOLIA-WEICH – das wird man von Ihren Händen sagen.» Er wirkte niedergeschlagen und krank.
    «Hören Sie, Willis», sagte Bredon, «ich brauche mal Ihren Rat. Ich weiß, daß wir beide es anscheinend nicht sehr gut miteinander können –»
    «Nein, nein – das ist meine Schuld», sagte Willis. Er schien eine Sekunde lang mit sich zu kämpfen, dann brachen die Worte aus ihm heraus, als ob sie ihm mit Gewalt entrissen würden:
    «Ich glaube, ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Anscheinend war ich im Irrtum.»
    «Was hatten Sie eigentlich gegen mich? Ich muß ehrlich zugeben, daß ich das nie ganz begriffen habe.»
    «Ich hatte geglaubt, Sie gehörten zu Deans Kokser- und Säuferverein und wollten Pamela – Miss Dean – da wieder hineinziehen. Sie streitet das ab. Ich habe Sie aber dort mit ihr gesehen, und nun sagt sie, es ist meine Schuld, daß Sie – daß Sie – O verdammt!»
    «Was ist denn?»
    «Ich werde Ihnen sagen, was ist», erwiderte Willis heftig. «Sie haben sich an Miss Dean herangemacht – weiß der Himmel, was Sie ihr erzählt haben, und sie will es mir nicht sagen. Sie haben ihr vorgemacht, daß Sie ein Freund ihres Bruders sind oder so was – stimmt das bis hierher?»
    «So wie Sie es ausdrücken, nicht ganz. Ich habe Miss Deans Bekanntschaft in einer Angelegenheit gemacht, die mit ihrem Bruder zu tun hat, aber ich bin ihm nie begegnet, und das weiß sie auch.»
    «Was hatte es dann überhaupt mit ihm zu tun?»
    «Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.»
    «Für mich klingt es jedenfalls ganz schön komisch», sagte Willis, während seine Miene sich argwöhnisch verfinsterte. Dann schien ihm einzufallen, daß er sich ja eigentlich entschuldigen wollte, und er fuhr fort:
    «Na ja, jedenfalls sind Sie mit ihr in dieses gräßliche Haus gegangen, da unten am Fluß.»
    «Das stimmt auch nicht ganz. Ich habe Miss Dean gebeten, mich dorthin zu begleiten, denn ganz ohne Einführung wäre ich da nicht hineingekommen.»
    «Das ist gelogen; ich war ja auch darin.»
    «Miss Dean hatte Anweisung gegeben, Sie einzulassen.»
    «Oh!» Willis war momentan ein wenig aus der Fassung. «Jedenfalls hatten Sie kein Recht, ein anständiges

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