Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
Mädchen um so etwas zu bitten. Das ist es doch gerade, weswegen ich mit Dean aneinandergeraten bin. So ein Haus ist nicht der richtige Ort für sie, und das wissen Sie auch.»
«Stimmt; und ich bedaure, daß ich mich leider genötigt sah, sie darum zu bitten. Aber wie Sie bemerkt haben werden, habe ich dafür gesorgt, daß ihr nichts passieren konnte.»
«Davon weiß ich nichts», knurrte Willis.
«Sie sind kein sehr guter Detektiv», meinte Bredon lächelnd.
«Sie müssen mir schon abnehmen, daß sie vollkommen sicher war.»
«Ihnen nehme ich zwar nichts ab, aber Pamela sagt dasselbe, und ihr werde ich wohl glauben müssen. Aber wenn Sie nicht selbst so ein Schweinehund sind, warum wollten Sie dann dorthin?»
«Das ist wieder eine Frage, die ich Ihnen nicht beantworten kann. Aber ich kann Ihnen ein paar plausible Erklärungen zur Auswahl anbieten. Zum Beispiel könnte ich ein Journalist sein, der den Auftrag hat, von innen heraus eine Reportage über diese neueste Art von Nachtclubs zu schreiben. Oder ich könnte ein Detektiv und auf einen Rauschgiftschmugglerring angesetzt sein. Oder ich könnte ein Fanatiker irgendeiner nagelneuen Religion sein und es mir zur Aufgabe gemacht haben, die sündigen Seelen der Nachkriegsgesellschaft zu retten. Oder ich könnte verliebt sein – meinetwegen in die berüchtigte Dian de Momerie – und mit Selbstmord gedroht haben, falls ich ihr nicht vorgestellt werde. Ich nenne Ihnen diese vier Möglichkeiten einfach aufs Geratewohl, und ich traue mir zu, noch weitere zu finden, wenn ich mir Mühe gebe.»
«Vielleicht sind Sie auch selbst ein Rauschgifthändler», meinte Willis.
«Sehen Sie, das war mir nicht eingefallen. Aber wenn ich einer wäre, glaube ich kaum, daß ich Miss Deans Hilfe gebraucht hätte, um in diese Kreise hineinzukommen.»
Willis brummelte etwas Unverständliches.
«Aber wenn ich recht verstehe», sagte Bredon, «hat Miss Dean mich schon von dem Verdacht gereinigt, ein ganz und gar verkommenes Subjekt zu sein. Also, wo liegt der Hund begraben?»
«Das Gemeine ist», stöhnte Willis, «daß Sie – mein Gott, Sie Schwein! – daß Sie Miss Dean sitzengelassen haben, und jetzt sagt sie, daß ich daran schuld bin.»
«So etwas sollten Sie nicht sagen, mein Lieber», antwortete Bredon aufrichtig bekümmert. «Das tut man nicht.»
«Nein – ich weiß, daß ich mich nicht wie ein Gentleman benehme. Ich war ja auch nie –»
«Wenn Sie jetzt sagen, daß Sie nie auf einer Privatschule waren», unterbrach ihn Bredon, «schreie ich. Ich habe einfach die Nase voll von den Copleys und Smayles und all den anderen Heulsusen, die in der Gegend herumrennen und ihre Minderwertigkeitskomplexe pflegen, indem sie die Vorzüge dieser oder jener Schule gegeneinander abwägen, wo das doch nicht den Hauch einer Rolle spielt. Reißen Sie sich zusammen. Niemand, egal wo er zur Schule gegangen ist, sollte so über eine Frau reden. Schon gar nicht, wenn es jeglicher Grundlage entbehrt.»
«Das tut es eben nicht!» widersprach Willis. «Sie sind sich vielleicht gar nicht darüber im klaren, aber ich bin es. Ich weiß, Mann ist Mann und so weiter, aber Leute wie Sie haben etwas in ihrem Auftreten, worauf die Frauen fliegen. Ich weiß, daß ich nicht schlechter bin als Sie, aber ich sehe nicht so aus, und das macht es.»
«Ich kann Ihnen nur versichern, Willis –»
«Ich weiß, ich weiß. Sie haben Miss Dean nie den Hof gemacht – das wollten Sie doch sagen –, Sie haben ihr weder mit Worten, Blicken oder Taten irgendwelche Hoffnungen gemacht – pah! Das weiß ich. Sie gibt es ja zu. Und das macht es nur noch schlimmer.»
«Ich habe den Eindruck», sagte Mr. Bredon, «daß Sie beide ein ziemlich albernes Pärchen sind. Und ich bin sicher, daß Sie sich in Miss Deans Gefühlen gewaltig täu schen.»
«Aber natürlich!»
«Ganz sicher. Jedenfalls hätten Sie mir davon nichts sagen dürfen. Und außerdem könnte ich daran gar nichts ändern.»
«Sie hat von mir verlangt», sagte Willis zerknirscht, «daß ich mich bei Ihnen entschuldige und dafür sorge – und Sie bitte – und die Sache wieder in Ordnung bringe.»
«Da gibt es nichts in Ordnung zu bringen. Miss Dean weiß genau, daß meine Gespräche mit ihr rein geschäftlicher Natur waren. Und Ihnen kann ich nur eines sagen, Willis – wenn Sie so einen Auftrag angenommen haben, müssen Sie ja in ihren Augen ein Waschlappen sein. Warum in aller Welt haben Sie ihr nicht geantwortet, eher würden Sie mich in der
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