Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
Wahrheit», sagte er. «Jemand leitet von dieser Agentur aus einen riesigen Rauschgiftring. Wen gibt es hier, der viel mehr Geld hat, als er haben dürfte, Mr. Pym? Wir suchen einen sehr reichen Mann. Können Sie uns da helfen?»
Mr. Pym war nicht mehr imstande, jemandem zu helfen. Er war kreidebleich.
«Rauschgift? Von hier aus? Um Gottes willen, was werden unsere Kunden sagen? Wie soll ich vor den Aufsichtsrat hintreten? Diese Schlagzeilen …»
«Eine gute Schlagzeile ist die halbe Werbung», sagte Lord Peter und lachte.
17
Heiße Tränen eines Herzogsneffen
Die Woche ging ruhig dahin. Am Dienstag genehmigte Mr. Jollop gnädig eine neue Anzeige aus der «Zitaten»Serie für Nutrax – «Und küßten uns in Tränen» («Aber Tränen und Zank, und seien sie noch so poetisch, sind fast immer ein Zeichen für überreizte Nerven»); am Mittwoch senkte Grüne-Aue-Margarine den Preis trotz verbesserter Qualität («Man sollte es nicht für möglich halten, daß man etwas Vollkommenes noch verbessern kann, aber es ist uns gelungen!»); Sopo adoptierte eine neue Werbefigur («Susan Sopo macht die Schmutzarbeit für Sie»); Tomboy-Toffee beendete seine Cricket-Serie mit einer Großanzeige mit den Porträts einer vollständigen Elf berühmter Cricketspieler, die alle Tomboy-Toffees aßen; fünf Leute gingen in Urlaub; Mr. Prout sorgte für eine Sensation, indem er in einem schwarzen Hemd zur Arbeit erschien; Miss Rossiter verlor ihre Handtasche, in der sich ihre Prämie befand, und bekam sie auf dem Fundbüro zurück; in der Damengarderobe wurde ein Floh entdeckt und sorgte für große Unruhe, grundlose Verdächtigungen und viel Herzeleid. Im Schreibzimmer verdrängte der Floh momentan sogar das viel saftigere und ergiebigere Thema des Besuchs, den Mr. Tallboy erhalten hatte. Denn ob nun Mr. Tompkin oder der Botenjunge am Empfang oder sonst jemand (allerdings weder Mr. Ingleby noch Mr. Bredon, die sich nicht soweit vergessen hätten) den Mund nicht hatte halten können, die Geschichte war jedenfalls irgendwie durchgesickert.
«Und wie er das von seinem Gehalt macht, weiß ich auch nicht», bemerkte Miss Parton. «Ich finde jedenfalls, daß es eine Schande ist. Dabei ist seine Frau so nett. Wir haben sie voriges Jahr bei der Gartenparty kennengelernt, weißt du noch?»
«Die Männer sind alle gleich», sagte Miss Rossiter verächtlich. «Auch dein Mr. Tallboy. Ich hab dir ja gleich gesagt, Parton, daß der alte Copley in dieser anderen Sache gar nicht so allein schuld war, wie du meintest, und jetzt glaubst du's mir vielleicht. Ich meine, wenn ein Mann irgendwo etwas tut, was sich nicht gehört, tut er es auch anderswo. Und wie er das von seinem Gehalt schafft – na, was ist denn mit diesen 50 Pfund in einem Umschlag? Wohin die gegangen sind, ist ja wohl klar.»
«Wohin das Geld geht, ist immer klar», meinte Miss Meteyard sarkastisch. «Die Frage ist nur, woher es kommt.»
«Das hat Mr. Dean auch immer gesagt», fiel Miss Rossiter ein. «Wissen Sie noch, wie er Mr. Tallboy immer wegen seiner Börsenmakler gehänselt hat?»
«Die berühmte Firma Smith», sagte Mr. Garrett. «Smith, Smith, Smith, Smith, Smith & Smith ohne Ende.»
«Geldverleiher, wenn Sie mich fragen», sagte Miss Rossiter.
«Gehen Sie zum Cricketspiel, Miss Meteyard? Meiner Ansicht nach sollte Mr. Tallboy als Kapitän zurücktreten und jemand anderen an seine Stelle lassen. Kein Wunder, daß keiner scharf darauf ist, unter ihm zu spielen, wenn solche Geschichten im Umlauf sind. Finden Sie nicht auch, Mr. Bredon?»
«Ganz und gar nicht», sagte Mr. Bredon. «Solange der Mann ein guter Kapitän ist, soll es mir egal sein, ob er so viele Frauen hat wie Salomon und obendrein ein Schwindler und Betrüger ist. Was macht das schon?»
«Mir würde es viel ausmachen», meinte Miss Rossiter.
«Wie weiblich sie ist», beklagte Mr. Bredon sich bei niemand im besonderen. «Immer muß sie Persönliches in die Sache mit einfließen lassen.»
«Kann schon sein», entgegnete Miss Rossiter, «aber verlassen Sie sich darauf, wenn Hankie oder Pymmie das wüßten, wär's um Mr. Tallboy bald geschehen.»
«Direktoren erfahren immer als letzte, was sich in der Belegschaft tut», sagte Miss Meteyard, «sonst könnten sie sich bei der Betriebsfeier nicht immer so schön hinstellen und glühende Reden über gute Zusammenarbeit und die große, glückliche Familie halten.»
«Familienzank, Familienzank.» Mr. Ingleby machte eine wegwerfende Gebärde. «Kindlein,
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