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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wurde, eine echte Überzeugung vom Wert der Ware jedoch – aus unerfindlichen Gründen – zu einem dürftigen, flachen Stil führte; daß eine noch so weit hergeholte unanständige Nebenbedeutung eines Satzes stets diejenige sei, die von der breiten britischen Öffentlichkeit hineingelesen werde; daß die Graphiker es einzig und allein darauf abgesehen hatten, den Text vollständig aus der Anzeige hinauszudrängen, während umgekehrt der Texter ein heimtückischer Bube war, dessen einziges Bestreben es war, den Anzeigenraum so mit Text vollzupfropfen, daß für Illustrationen kein Platz mehr blieb; daß der Layouter, ein armes Würstchen zwischen diesen Mühlsteinen, seine liebe Not hatte, die beiden streitenden Parteien miteinander zu versöhnen; daß ferner alle Abteilungen sich einig waren in ihrem Haß gegen den Auftraggeber, der es nicht lassen konnte, ein gutes Layout immer wieder mit eingerückten Coupons, Geschenkangeboten, Verzeichnissen örtlicher Agenturen und realistischen Abbildungen ebenso häßlicher wie uninteressanter Verpackungen zu verderben, sehr zum Schaden seiner eigenen Interessen und zum Ärger aller Beteiligten.
    Er lernte auch, sich ohne Hilfe in den beiden von der Werbeagentur gemieteten Etagen zurechtzufinden, bis hinauf zum Dach, wo die Botenjungen unter den Augen eines Betreuers ihre tägliche Gymnastik absolvierten, und von wo man an klaren Tagen einen schönen Blick über London haben konnte. Er machte die Bekanntschaft mehrerer Gruppenleiter und wußte manchmal sogar auf Anhieb, wer von ihnen welche Kunden betreute, während er zu den meisten Angehörigen seiner eigenen Abteilung schon bald ein durchaus herzliches Verhältnis hatte. Die beiden Abteilungschefs, Mr. Armstrong und Mr. Hankin, waren jeder auf seine Art genial und hatten jeder seine ganz persönlichen Schwächen. Mr. Hankin konnte zum Beispiel keine Schlagzeile durchgehen lassen, in der das Wort «großartig» vorkam. Mr. Armstrong hingegen mochte es nicht, wenn in einer Anzeige auf einen Richter oder Juden Bezug genommen wurde, und als die Hersteller von Whifflets Zigaretten eine neue Tabakmischung mit dem Namen «Guter Richter» auf den Markt brachten, war er so gründlich irritiert, daß er den ganzen Auftrag mit Sack und Pack und Esel an Mr. Hankin übergeben mußte. Mr. Copley, ein älterer Mann von ernster Natur, der den Werbeberuf ergriffen hatte, bevor dieser neumodische Trend zu akademisch gebildeten Werbetextern einsetzte, war berühmt für seinen empfindlichen Magen und seine unnachahmlich appetitanregenden Werbetexte für konservierte Lebensmittel. Alles, was aus einer Dose oder Schachtel kam, war für ihn Gift, und er ernährte sich ausschließlich von halbgaren Beefsteaks, Obst und Vollkornbrot. Das einzige, was er ausgesprochen gern schrieb, waren Werbetexte für Bunburys Vollkornmehl, und jedesmal war er zutiefst geknickt, wenn seine ausgefeilten Lobeshymnen, gespickt mit nützlichen medizinischen Details, irgendwelchen Albernheiten aus Inglebys Feder weichen mußten, etwa in der Art, daß Bunburys Vollkornmehl «dem Backen das Bauchweh nehme». Aber bei Ölsardinen und Dosenlachs war er unschlagbar.
    Inglebys Spezialität waren hochnäsige Sprüche über Twentymans Tee («Was man in besseren Kreisen trinkt»), Whifflets Zigaretten («Auf der königlichen Tribüne in Ascot, im königlichen Yacht Club in Cowes – da finden Sie die Kenner, die Whifflets rauchen») und Farleys Schuhe («Ob beim Halali, ob beim Walzer – mit Farleys stehen Sie auf gesunden Füßen»). Er wohnte in Bloomsbury, war Kommunist im literarischen Sinne und trug fast ausschließlich Pullover und graue Flanellhosen. Er war frühzeitig und gründlich desillusioniert und einer der vielversprechendsten Werbetexter, die Pyms Werbedienst je hervorgebracht hatte. Wenn er gerade einmal von Whifflets und modischem Schuhwerk abließ, konnte er sich über nahezu jedes Thema amüsant unterhalten, und schließlich hatte er eine Begabung für «witzige» Texte, wo Witz nicht fehl am Platz war.
    Miss Meteyard war von ähnlicher geistiger Verfassung und konnte über fast alles schreiben, nur nicht über Damenartikel, die hingegen bei Mr. Willis oder Mr. Garrett in besten Händen waren. Ersterer vor allem konnte Mieder und Gesichtscremes mit einem melancholischen Charme anpreisen, für den er sein Gehalt mehr als verdiente. Die Textabteilung insgesamt arbeitete fröhlich zusammen; einer schrieb hilfreich des anderen Schlagzeilen und suchte

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