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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schon für sich zu sorgen.»
    «Wie ist er denn an diese Clique geraten?»
    Miss Meteyard grinste ihn an.
    «Da wird ihn wohl mal eine abgeschleppt haben. Auf seine Art sah er ja ganz gut aus. Es gibt nicht nur eine no stalgie de la banlieue , sondern auch de la boue . Und Sie nehmen mich auf den Arm, Mr. Death Bredon, denn das wissen Sie alles genausogut wie ich.»
    «Soll das ein Kompliment für meine Bildung oder eine Anspielung auf meine Moral sein?»
    «Wie Sie hierhergekommen sind, ist um einiges interessanter, als wie Victor Dean hierhergekommen ist. Unerfahrenen neuen Textern zahlt man hier ein Anfangsgehalt von 4 Pfund die Woche – etwa so viel, wie ein Paar von Ihren Schuhen kostet.»
    «Ah!» sagte Bredon. «Da sieht man wieder, wie der Schein doch trügen kann! Aber es ist offenkundig, meine Verehrteste, daß Sie Ihre Einkäufe nicht im wahren West End tätigen. Sie gehören jenem Bevölkerungsteil an, der bezahlt, was er kauft. Bei aller Hochachtung gedenke ich Sie nicht zu imitieren. Leider gibt es gewisse Dinge, die man nur gegen bar bekommt. Eisenbahnfahrkarten zum Beispiel oder Benzin. Aber es freut mich, daß Ihnen meine Schuhe gefallen. So etwas bekommt man bei Rudge in der Arcade, und im Gegensatz zu Farleys Schuhmoden sieht man sie wirklich in Ascot und überall dort, wo verwöhnte Leute zusammenkommen. Die haben auch eine Damenabteilung, und wenn Sie hingehen und meinen Namen fallenlassen –»
    «Allmählich verstehe ich, wie Sie auf die Werbung als Unterhaltsquelle gekommen sind.» Der Anflug von Zweifel wich aus Miss Meteyards eckigem Gesicht, und an seine Stelle trat so etwas wie Spott. «Na ja, dann gehe ich jetzt mal wieder zu meinen Tomboy Toffees zurück. Danke für die Nachhilfe im Cricket.»
    Bredon schüttelte betrübt den Kopf, als die Tür hinter ihr
    zuging. «Leichtsinnig», murmelte er. «Hätte mich beinahe verraten. Na ja, am besten stürze ich mich jetzt in die Arbeit und versuche so echt wie möglich zu wirken.»
    Er zog eine Kladde voll eingeklebter Nutrax-Anzeigen zu sich und blätterte sie nachdenklich durch. Lange blieb er aber nicht ungestört, denn kurz darauf kam Mr. Ingleby hereinspaziert, eine stinkende Pfeife unter Volldampf und die Hände tief in den Hosentaschen.
    «Sagen Sie, ist der Brewer hier?»
    «Kenne ich nicht. Aber», fügte Bredon mit einer lässigen Handbewegung hinzu, «Sie haben die Genehmigung, alles zu durchsuchen. Priestergang und Geheimtreppe stehen zu Ihrer Verfügung.»
    Ingleby kramte vergeblich im Bücherschrank herum.
    «Den muß jemand geklaut haben. Na ja, aber wie schreibt man Chrononhotonthologos?»
    «Ha, das weiß ich! Und Aldiborontophoscophornio auch. Kreuzworträtsel? Torquemada?»
    «Nein, Schlagzeile für ‹Guter Richter›. Puh, ist das heiß! Und anscheinend dürfen wir jetzt auch noch eine Woche lang Staub und Gehämmer ertragen.»
    «Wieso?»
    «Das Urteil ist gesprochen. Die Eisentreppe wird liquidiert.»
    «Wer sagt das?»
    «Die Direktion.»
    «Menschenskind! Das dürfen die nicht machen.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Schuldanerkenntnis, oder?»
    «Wird ja auch Zeit.»
    «Stimmt auch wieder.»
    «Sie haben so ein erschrockenes Gesicht gemacht, daß ich schon dachte, Sie fühlten sich persönlich betroffen.»
    «Großer Gott, nein, wieso denn? Es geht nur ums Prinzip. Außer daß die Treppe ja auch ihre Verdienste um die Ausmerzung der Untauglichen hat. Wie ich höre, war der selige Victor Dean nicht allseits beliebt.»
    «Ich weiß nicht. Mir kam er nicht so schlimm vor, nur daß er nicht besonders solide und vom Pymschen Geiste durchdrungen war. Die Meteyard hat ihn natürlich zutiefst verachtet.»
    «Warum?»
    «Tja, sie ist ja sonst ganz in Ordnung, aber Kompromisse kennt sie nicht. Mein Motto ist: leben und leben lassen, aber dabei die eigenen Interessen wahren. Wie kommen Sie mit Nutrax voran?»
    «Da habe ich mich noch gar nicht rangetraut. Ich suche noch die ganze Zeit nach einem Namen für Twentymans Ein-Shilling-Tee. Wenn ich Hankin richtig verstanden habe, ist das einzig Empfehlenswerte an ihm der niedrige Preis; ansonsten wird er aus dem Abfall anderer Teemischungen gemacht. Der Name soll solide Qualität und Biederkeit suggerieren.»
    «Nennen Sie ihn doch ‹Haushaltsmischung›. Nichts klingt so zuverlässig, und erst recht erinnert nichts so sehr an muffige Sparsamkeit.»
    «Gute Idee. Ich werd's ihm vorschlagen.» Bredon gähnte.
    «Ich hab zuviel zu Mittag gegessen. Meiner Meinung nach sollte niemand

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