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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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gezwungen sein, nachmittags um halb drei zu arbeiten. Das ist wider die Natur.»
    «In diesem Beruf ist alles wider die Natur. O Gott, da kommt schon wieder ein Tablett! Gehen Sie bloß weiter! Gehen Sie!»
    «Tut mir leid», entgegnete Miss Parton strahlend, indem sie mit dem Tablett eintrat, auf dem in sechs Untertassen eine graue Masse dampfte. «Mr. Hankin sagt, Sie möchten bitte alle von diesem Porridge kosten und sagen, was Sie davon halten.»
    «Meine Allerverehrteste, wissen Sie, wieviel Uhr es ist?»
    «Ja, ich weiß, es ist schrecklich. Die Proben sind mit A, B und C gekennzeichnet, und hier ist der Fragebogen, und geben Sie mir dann bitte die Löffel zurück, damit ich sie für Mr. Copley spülen kann.»
    «Mir wird ganz schlecht», stöhnte Ingleby. «Von wem kommt das Zeug? Peabody?»
    «Ja – die bringen jetzt ein Porridge in Dosen heraus. ‹Hochland-Porridge›. Kein Kochen, kein Umrühren – einfach die Dose erhitzen. Achten Sie auf den Dudelsackpfeifer auf dem Etikett.»
    «Wissen Sie was», sagte Ingleby, «versuchen Sie doch mal Ihr Glück bei Mr. McAllister.»
    «Hab ich schon, aber sein Kommentar ist nicht druckreif. Hier sind Zucker und Salz und ein Kännchen Milch.»
    «Was wir im Dienste der Öffentlichkeit leiden müssen!» Mr. Ingleby schnupperte angewidert an dem Brei und tauchte zögernd den Löffel hinein. Bredon ließ die Proben genüßlich auf der Zunge zerlaufen und hinderte Miss Parton am Weggehen.
    «Moment, schreiben Sie das gleich auf, solange es noch frisch ist. Probe A: Feines, blumiges, leicht nußartiges Bukett voll ausgereift; ein großer, männlicher Porridge. Probe B: Extra trocken, edel, elegant im Charakter, bedarf nur noch –»
    Miss Parton ließ ein entzücktes Kichern ertönen, und Ingleby, dem Kichern auf die Nerven ging, suchte das Weite.
    «O sagt mir, zeitlose Schönheit», fragte Mr. Bredon, «was war eigentlich mit meinem vielbeweinten Vorgänger los? Warum konnte Miss Meteyard ihn nicht leiden, und warum singt Mr. Ingleby sein Lob mit leisen Verwünschungen?»
    Das war für Miss Parton kein Problem.
    «Na ja, weil er sich nicht an die Spielregeln hielt. Er hat immer in anderer Leute Zimmern herumspioniert und ihre Ideen geklaut, um sie hinterher als seine eigenen auszugeben. Wenn ihm jemand eine gute Schlagzeile lieferte, und Mr. Armstrong oder Mr. Hankin gefiel sie, hat er nie gesagt, von wem sie stammte.»
    Diese Erklärung schien Mr. Bredon zu interessieren. Er machte sich auf den Weg über den Flur und sah zu Mr. Garrett hinein. Garrett füllte gerade verbissen seinen Porridge-Bericht aus und sah mit einem Grunzer auf.
    «Hoffentlich störe ich Sie nicht in einem Augenblick der Verzückung», tönte Bredon. «Ich will Sie nämlich nur etwas fragen. Ich meine, es geht um ein Problem der Etikette, verstehen Sie, sozusagen um eine Benimmfrage. Ich meine – passen Sie auf. Hankie hat mich beauftragt, mir ein paar schöne Namen für einen billigen Tee auszudenken, und was ich bisher hatte, war einfach schlecht, und da kam Ingleby, und ich hab ihn gefragt: ‹Wie würden Sie diesen Tee nennen?› Einfach so, und er hat gemeint: ‹Nennen Sie ihn Haushaltsmischung!› Ich fand, damit war der Nagel genau auf den Kopf getroffen. Das Ei des Kolumbus.»
    «Na und?»
    «Na ja, und nun hab ich mich vorhin mit Miss Parton
    über diesen Dean unterhalten, der die Treppe hinuntergefallen ist – Sie wissen schon –, und warum hier ein paar Leute nicht so begeistert von ihm waren, und sie meinte, das komme daher, daß er anderer Leute Ideen stibitzt und als seine eigenen ausgegeben hat. Und nun möchte ich einfach wissen, ob es sich vielleicht picht schickt, andere zu fragen. Ingleby hat ja nichts gesagt, aber wenn ich womöglich ins Fettnäpfchen getreten bin –»
    «Also, das ist so», sagte Mr. Garrett. «Es gibt so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz – jedenfalls an unserem Ende des Korridors. Man läßt sich helfen, wo man kann, legt auch das Ergebnis unter eigenem Namen vor, aber wenn dann Mr. Armstrong oder irgendwer sonst sich vor Begeisterung überschlägt und Blumen auf die Bühne wirft, wird erwartet, daß man einen Hinweis fallenläßt, von wem die Idee eigentlich stammt, und daß sie einem selbst eben auch gefallen hat.»
    «Aha, so. Vielen herzlichen Dank. Und umgekehrt, wenn er in die Luft geht und sagt, daß ihm so was Dämliches seit 1919 nicht mehr unter die Augen gekommen ist, steckt man sich das vermutlich selbst an den Hut.»
    «Natürlich. Wenn

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