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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sagte Mr. Pym. «Sie sind beide der Meinung, daß Sie einmal einen guten Texter abgeben werden.» Er lächelte wieder, und Bredon grinste schamlos zurück.
    «Das ist ja auch ganz gut so, unter den gegebenen Umständen, nicht?»
    Mr. Pym erhob sich plötzlich und stieß die Tür auf, die sein Zimmer von dem kleinen Sekretariat nebenan trennte.
    «Miss Hartley, könnten Sie vielleicht einmal zu Mr. Vickers gehen und ihn bitten, mir die Unterlagen über den Darlings-Etat herauszusuchen? Sie können gleich darauf warten und sie mitbringen.»
    Miss Hartley sah, daß sie um den Genuß herumkommen sollte, Mr. Pyms Ausführungen über den Dienst in der Werbung zu hören, die ihr – dank der dünnen Holzwand und Mr. Pyms volltönender Stimme – bestens vertraut waren; sie erhob sich gehorsam und ging. Das bedeutete für sie die Gelegenheit zu einem netten kleinen Schwätzchen mit Miss Rossiter und Miss Parton, solange Mr. Vickers die Unterlagen zusammensuchte. Und besonders eilig würde sie es auch nicht haben. Miss Rossiter hatte angedeutet, daß Mr. Willis alle möglichen Andeutungen über Mr. Bredon gemacht habe, und darüber wollte sie gern Näheres wissen.
    «Also», sagte Mr. Pym, indem er sich hastig mit der Zunge über die Lippen fuhr und den Anschein erweckte, als wappne er sich für ein sehr unerfreuliches Gespräch. «Was haben Sie mir zu sagen?»
    Mr. Bredon stützte ungeniert die Ellbogen auf den Tisch seines Arbeitgebers und redete eine Zeitlang mit leiser Stimme, während Mr. Pyms Wangen blasser und blasser wurden.

4
Erstaunliche Kunststücke eines Harlekins
    Es war schon die Rede davon, daß der Dienstag in der Textabteilung der Agentur Pym ein Tag des allgemeinen Heulens und Zähneknirschens war. Verursacher desselben waren die Herren Toule & Jollop, die Hersteller von Nutrax, Maltogen und Jollops Rindfleischkonzentrattabletten für Reisende. Anders als die meisten Kunden, die zwar ebenfalls auf ihre Art lästig waren, ihre Lästigkeit aber per Post und aus vernünftiger Entfernung sowie in vernünftigen Abständen zur Geltung brachten, suchten die Herren Toule & Jollop jeden Dienstag Pyms Werbedienst zu einer wöchentlichen Konferenz heim. In der Zeit ihrer Anwesenheit begutachteten sie die geplanten Annoncen für die kommende Woche, warfen die in der letzten Woche gefaßten Beschlüsse über den Haufen, überfielen die Herren Pym und Armstrong mit neuen Plänen, hielten diese beiden wichtigen Männer stundenlang im Konferenzraum fest, was den Arbeitsablauf empfindlich störte, und machten sich allseits unbeliebt. Einer der Punkte, die in der dieswöchigen Séance diskutiert wurden, war die zweispaltige Nutrax-Anzeige für den Morning Star vom Freitag, die in dieser führenden Tageszeitung eine bedeutende Position in der rechten oberen Ecke der Regionalseite innehatte, gleich neben der Freitagsglosse. Danach nahm sie natürlich auch noch andere Positionen in anderen Blättern ein, aber der Morning Star vom Freitag war das, worauf es eigentlich ankam.
    Der Ablauf der Ereignisse um diese ärgerliche Anzeige war für gewöhnlich folgender: Etwa jeden dritten Monat sandte Mr. Hankin ein SOS an die Textabteilung des Inhalts, daß weitere Texte für Nutrax-Anzeigen dringend benötigt würden. Mit vereinter Geisteskraft produzierte die Abteilung etwa zwanzig Anzeigentexte und legte sie Mr. Hankin vor, unter dessen überaus kritischem Blaustift sie auf ein rundes Dutzend zusammenschmolzen. Diese wurden ins Atelier geschickt und dort entsprechend ausgelegt und mit Illustrationen versehen. Dann schickte oder überreichte man sie den Herren Toule & Jollop, die bis auf ein halbes Dutzend alles mürrisch ablehnten und den Rest durch törichte Änderungen und Zusätze weiter verdarben. Die Texter wurden dann angetrieben, noch einmal zwanzig Entwürfe anzufertigen, von denen nach einem ähnlichen Auslese- und Überarbeitungsprozeß wiederum ein halbes Dutzend die kritische Prüfung überlebte, so daß nunmehr die erforderlichen zwölf Doppelspalten für die nächsten drei Monate vorhanden waren. Die Textabteilung atmete vorübergehend auf, die Entwürfe bekamen den blauen Stempel «Vom Kunden genehmigt», und die vorgesehene Reihenfolge ihres Erscheinens wurde notiert.
    Am Montag jeder Woche holte Mr. Tallboy, der Gruppenleiter für Nutrax, einmal tief Luft und machte sich an die Aufgabe, den Doppelspalter für Freitag sicher in den Morning Star zu bringen. Er suchte den für die Woche vorgesehenen Text heraus und

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