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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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«Ich könnte Sie beim Wort nehmen.»
    «Ich persönlich wäre entzückt», erwiderte Bredon, «und ob Sie Miss Dean in eine peinliche Situation bringen oder nicht, wenn Sie sich uns anschließen, müssen Sie selbst entscheiden. So, und hier sind wir nun wieder zu Hause. Wir werden unsere allerliebste kleine Neckerei einstellen und uns wieder mit Sopo und Pompagner und Peabodys Hochland-Porridge befassen müssen. Eine vergnügliche Beschäftigung, wenn auch ein wenig ereignisarm. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Wir dürfen Kampf, Mord und plötzlichen Tod nicht öfter als einmal wöchentlich erwarten. Wo waren Sie übrigens, als Victor Dean die Treppe hinunterfiel?»
    «Auf der Toilette», sagte Willis kurz angebunden.
    «Was, tatsächlich?» Bredon musterte ihn noch einmal aufmerksam. «Auf der Toilette? Sie interessieren mich immer mehr.»

    Um die Teezeit war die Atmosphäre in der Textabteilung schon viel weniger gespannt. Die Herren Brotherhood waren dagewesen und wieder gegangen und hatten nichts gesehen, was ihr Anstandsgefühl verletzt hätte; Mr. Jollop, durch den Lunch besänftigt, hatte mit nahezu leichtsinniger Bereitwilligkeit drei große Plakatentwürfe genehmigt; er saß zur Zeit bei Mr. Pym und war drauf und dran, den Etat für die Herbstkampagne zu erhöhen. Der vielgeplagte Mr. Armstrong, seiner Pflicht entbunden, sich Mr. Jollops annehmen zu müssen, hatte sich zu seinem Zahnarzt begeben. Als Mr. Tallboy zu Miss Rossiter kam, um von ihr eine Briefmarke für seine Privatkorrespondenz zu kaufen, verkündete er voll Freude, daß der Nutrax-Zweispalter in die Druckerei gegangen sei.
    «Ist das diese ‹Kribbel-Krabbel›-Anzeige?» fragte Mr. Ingleby. «Das wundert mich aber. Da hatte ich bestimmt mit Schwierigkeiten gerechnet.»
    «Die gab's auch, glaub ich», sagte Tallboy. «Ob das nicht zu kindlich sei, und ob die Leute es auch verstehen würden? Oder ob es nicht so aussähe, als ob wir den Kunden Ungeziefer andichteten? Und ob die Illustration nicht etwas zu modernistisch sei? Aber irgendwie hat Armstrong sie durchgebracht. Kann ich diesen Brief in Ihren Ausgangskorb legen, Miss Rossiter?»
    «Selbstverfreilich», antwortete die Dame mit gütigem Humor und nahm den Brief auf dem dargereichten Korb entgegen. «Alle Liebesbriefe werden von uns mit Vorzug behandelt und sofort auf dem schnellsten und kürzesten Weg dem Empfänger zugestellt.»
    «Lassen Sie mal sehen», sagte Garrett. «Wetten, daß der an eine Dame ist – und so was ist ein verheirateter Mann! Nein, Finger weg, Tallboy, alter Schwerenöter – werden Sie wohl stillhalten? Sagen Sie uns, an wen er ist, Miss Rossiter.»
    «K. Smith, Esq.», sagte Miss Rossiter. «Sie haben die Wette verloren.»
    «Betrug! Aber das ist sowieso alles nur Tarnung. Ich habe Tallboy im Verdacht, daß er sich irgendwo einen Harem hält. Diesen gutaussehenden Männern mit den blauen Augen kann man nicht trauen.»
    «Klappe halten, Garrett. Im übrigen», sagte Mr. Tallboy, indem er sich aus Garretts Griff befreite und ihm einen spielerischen Schlag in die Magengrube versetzte, «habe ich noch nie in meinem ganzen Leben eine solche Bande von Naseweisen gesehen wie hier in eurer Abteilung. Nichts ist euch heilig, nicht einmal die Geschäftskorre spondenz eines Kollegen.»
    «Wie sollte Werbeleuten etwas heilig sein?» fragte Ingleby, indem er sich vier Stück Zucker angelte. «Wir verbringen unsere Tage damit, wildfremden Menschen die intimsten Fragen zu stellen; soll dabei unser Feingefühl vielleicht nicht abstumpfen? ‹Mutter! Ist dein Kind auch wirklich schon sauber?› – ‹Haben Sie ein Völlegefühl nach dem Essen?› – ‹Sind Sie mit Ihrem Abfluß zufrieden?› – ‹Sind Sie sicher, daß Ihr Toilettenpapier keimfrei ist?› – ‹Ihre intimsten Freunde würden Sie das nicht fragen.› – ‹Haare an den verkehrten Stellen?› – ‹Lassen Sie sich gern auf die Finger gucken?› – ‹Haben Sie sich je gefragt, was Sie gegen Körpergeruch tun können?› – ‹Wenn Ihnen etwas zustoßen sollte – sind Ihre Lieben gesichert?› – ‹Warum so viel Zeit in der Küche vertun?› – ‹Sie halten diesen Teppich für sauber – aber ist er es?› – ‹Machen Schuppen Sie zum Märtyrer?› Also wirklich, manchmal frage ich mich, warum die leidgeprüfte Öffentlichkeit sich nicht einmal erhebt und uns totschlägt.»
    «Die weiß gar nichts von unserer Existenz», meinte Garrett.
    «Alle Leute glauben, Anzeigen schrieben sich von allein.

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