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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dieser andere.»
    «Welcher andere?»
    «Nun ja, Sir, ein paar Tage früher hatte ich an genau derselben Stelle einen runden Kieselstein gefunden. Ich hab mir damals noch gesagt, nanu, wie kommt denn der hierher, das ist aber komisch. Aber der muß aus Mr. Atkins Zimmer gewesen sein, denn Mr. Atkins hatte dieses Jahr schon früh seinen Urlaub genommen und war ans Meer gefahren, weil er doch krank gewesen war, und Sie wissen ja, wie die Leute sich an der See immer die Taschen vollstopfen mit Muscheln und Kieselsteinen und so.»
    Bredon fischte wieder in seiner Westentasche.
    «War es so einer?» Er zeigte ihr einen glatten, vom Wasser rundgeschliffenen Kiesel, etwa so groß wie ein Daumennagel.
    «Ja, so ein ganz ähnlicher war das, Sir. Haben Sie den auch auf dem Korridor gefunden, Sir, wenn ich fragen darf?»
    «Nein – auf dem Dach.»
    «Aha!» sagte Mrs. Crump. «Dann sind das also die Jun
    gen, die da oben Unsinn treiben. Wenn ihr Aufseher sie auch nur einen Moment aus den Augen läßt, weiß man nie, was sie treiben.»
    «Die machen da oben ihre Gymnastik, nicht? Feine Sache. Stählt die Muskeln und sorgt für eine stramme Figur. Wann machen sie das? In der Mittagspause?»
    «O nein, Sir. Mr. Pym würde nie zulassen, daß sie nach dem Essen da herumrennen. Er sagt, das ruiniert ihre Mägen, und sie kriegen Bauchschmerzen davon. Mr. Pym nimmt das sehr genau. Regelmäßig um halb neun müssen sie da sein, in Unterhemd und Hose. Zwanzig Minuten haben sie, und dann Umziehen zum Dienst. Nach dem Essen sitzen sie in ihrem Aufenthaltsraum und lesen was oder spielen irgendwas Ruhiges. Aber in ihrem Zimmer müssen sie bleiben, Sir; Mr. Pym läßt nicht zu, daß in der Mittagspause einer in den Büros herumläuft, Sir, natürlich bis auf den einen, der mit dem Desinfektionsmittel rumgeht, Sir.»
    «Ah ja, natürlich! Sei sicher mit Sanfect.»
    «Richtig, Sir, nur daß sie hier ‹Jeyes flüssig› nehmen.»
    «Aha», sagte Mr. Bredon, von neuem erstaunt über die merkwürdige Unlust von Werbefirmen, die Artikel auch zu benutzen, von deren Lob sie leben. «Tja, Mrs. Crump, ich glaube, man ist hier sehr um unser Wohlergehen besorgt, was?»
    «O ja, Sir, Mr. Pym ist sehr auf unsere Gesundheit bedacht. Und so ein freundlicher Mensch ist er, Sir. Nächste Woche, Sir, da haben wir unten in der Kantine ein Teekränzchen für die Putzfrauen, mit Eierlaufen und anderen Spielen, wo wir die Kinder mitbringen können. Die kleinen Mädchen von meiner Tochter freuen sich immer schon darauf, Sir.»
    «Das glaube ich gern», sagte Mr. Bredon, «und sie wür
    den sich gewiß auch über ein paar neue Haarschleifen oder dergleichen freuen –»
    «Das ist sehr lieb von Ihnen, Sir», sagte Mrs. Crump hocherfreut.
    «Nicht der Rede wert.» Ein paar Münzen klimperten. «Na, dann will ich mich mal trollen und Sie an die Arbeit lassen.»
    Ein richtig netter Herr, fand Mrs. Crump, und überhaupt nicht eingebildet.

    Es kam genauso, wie Mr. Willis erwartet hatte. Er hatte seine Opfer vom Boulestin aus verfolgt, und diesmal war er ganz sicher, daß man ihn nicht entdeckt hatte. Sein Kostüm – er ging als Geheimbündler, mit schwarzem Kittel und schwarzer Kapuze mit Augenschlitzen – war leicht über seinen Alltagsanzug zu ziehen. In einen alten Regenmantel gehüllt, hatte er am Covent Garden hinter einem bequemerweise dort stehenden Lieferwagen Wache gehalten, bis Bredon und Pamela Dean das Restaurant verließen; sein Taxi hatte er um die Ecke warten lassen. Seine Aufgabe wurde ihm dadurch erleichtert, daß die beiden anderen diesmal nicht mit einem Taxi fuhren, sondern in einer riesengroßen Limousine, die Bredon selbst steuerte. Der Verkehrsansturm der Theaterbesucher war längst vorbei, als die Jagd begann, so daß er es nicht nötig hatte, der Limousine verdächtig nah auf den Fersen zu bleiben. Die Fahrt ging in westlicher Richtung, durch Richmond und immer weiter nach Westen, bis sie vor einem großen, freistehenden Haus am Flußufer endete. Auf dem letzten Abschnitt der Fahrt hatten sie Gesellschaft von anderen Autos und Taxis bekommen, die in dieselbe Richtung fuhren; und bei der Ankunft fanden sie die Zufahrt von unzähligen parkenden Autos zugestellt. Bredon und Miss Dean gingen geradewegs ins Haus, ohne einen Blick hinter sich zu tun.
    Willis, der sich im Taxi sein Kostüm angezogen hatte, rechnete mit Schwierigkeiten beim Eintritt, aber es gab keine. In der Halle trat nur ein Diener auf ihn zu und fragte ihn, ob er Mitglied sei.

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