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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Stockwerk rasch zum Händewaschen herunter, bevor es zum Essen ging. Von Mr. Bredon kam die Nachricht, er werde gleich da sein, und Pamela Dean vertrieb sich die Zeit, indem sie die diversen Mitarbeiter der Firma im Vorbeigehen musterte. Ein flotter, adretter junger Mann mit makelloser Frisur aus welligem braunem Haar, einem winzigen dunklen Schnurrbart und sehr weißen Zähnen (Mr. Smayle, Gruppenleiter für Dairyfield Ltd. wenn sie's gewußt hätte); ein großer, kahlköpfiger Mann mit rötlichem, glattrasiertem Gesicht und Freimaurerabzeichen (Mr. Harris von der Au ßenabteilung); ein Mann von etwa Fünfunddreißig mit leicht verdrießlichem, aber gutem Aussehen und unruhigen, hellen Augen (Mr. Tallboy, tief in Gedanken über die Unzulänglichkeiten der Herren Toule & Jollop); ein magerer, gezierter älterer Herr (Mr. Daniels); ein rundlicher kleiner Mann mit gutmütigem Grinsen und blondem Haar, der sich mit einem energisch aussehenden, stupsnasigen rothaarigen Mann unterhielt (Mr. Cole, Gruppenleiter für Harrogate Brothers, die Seifenfirma, und Mr. Prout, der Fotograf); ein gutaussehender, sorgenvoll dreinblickender grauhaariger Mittvierziger in Begleitung eines wohlhabend aussehenden Kahlkopfes mit Mantel (Mr. Armstrong, der Mr. Jollop zu einem besänftigenden und teuren Lunch ausführte); ein unordentlicher, schwermütiger Mensch mit beiden Händen in den Hosentaschen (Mr. Ingleby); ein dünner, raubvogelhafter Mann mit gebeugter Gestalt und gelbsüchtigen Augäpfeln (Mr. Copley, der sich sorgte, ob das Essen ihm bekommen werde); dann ein hagerer, blonder, sorgenvoll dreinblickender junger Mann, der bei ihrem Anblick mitten im Schritt stockte, errötete und weiterging. Das war Mr. Willis. Miss Dean schenkte ihm einen Blick und ein kühles Nicken, das ebenso kühl erwidert wurde. Tompkin am Empfangstisch, dem nichts entging, sah das Stocken, das Erröten, den Blick und das Nicken und fügte seinem Fundus an nützlichem Wissen im stillen einen weiteren Posten hinzu. Dann kam ein schlanker Mann von etwa vierzig Jahren, mit langer Nase und strohblondem Haar, Hornbrille und einer gutgeschneiderten grauen Hose, die allerdings in jüngster Zeit arg mißhandelt worden zu sein schien; er trat auf Pamela Dean zu und sagte, mehr im Ton einer Feststellung als einer Frage:
    «Miss Dean.»
    «Mr. Bredon?»
    «Ja.»
    «Sie hätten nicht herkommen sollen», sagte Mr. Bredon mit mißbilligendem Kopfschütteln. «Sie verstehen, das ist ein bißchen indiskret. Aber – hallo, Willis, wollen Sie was von mir?»
    Es war eindeutig nicht Mr. Willis' Glückstag. Er hatte seine nervöse Aufregung besiegt und mit der offenbaren Absicht kehrtgemacht, Pamela anzusprechen – gerade um zu sehen, daß Bredon ihm zuvorgekommen war. Er antwortete: «O nein, nein, keineswegs» – und es kam mit solch offenkundiger Aufrichtigkeit aus ihm heraus, daß Tompkin sich wieder still eine Notiz machen konnte und sogar schnell hinter seinen Tisch tauchen mußte, damit man sein strahlendes Gesicht nicht sah. Bredon grinste liebenswürdig, und nach kurzem Zögern flüchtete Willis zur Tür hinaus.
    «Entschuldigen Sie», sagte Miss Dean. «Ich wußte nicht –»
    «Macht nichts», sagte Bredon, und dann lauter: «Sie sind gewiß wegen der Sachen Ihres Bruders gekommen, nicht? Ich habe sie hier; ich arbeite nämlich in seinem Zimmer. Sagen Sie, äh – wie wär's, äh – würden Sie mir die Ehre geben, eine Kleinigkeit mit mir essen zu gehen?»
    Miss Dean war einverstanden. Bredon holte seinen Hut, und sie gingen.
    «Oho!» sagte Tompkin im Vertrauen zu sich selbst. «Oho! Was spielt sich denn da ab? Eine schicke Biene ist sie ja, doch, doch. Hat dem Jungen den Laufpaß gegeben, und nun würd's mich nicht wundern, wenn sie's auf den andern abgesehen hätte. Und ich könnte es ihr nicht mal verdenken.»
    Mr. Bredon und Miss Dean begaben sich gemessen und schweigend nach unten. Harry, der Fahrstuhlführer, spitzte vergebens die aufmerksamen Ohren. Doch als sie auf die Southampton Row hinaustraten, wandte die junge Dame sich an ihren Begleiter:
    «Ich war doch etwas erstaunt, als ich Ihren Brief bekam …»
    Mr. Willis, der im Eingang eines Tabakladens nebenan auf der Lauer lag, hörte die Worte und runzelte die Stirn. Dann zog er sich den Hut bis zu den Augenbrauen hinunter, knöpfte seinen Regenmantel bis obenhin zu und nahm die Verfolgung auf.
    Sie gingen durch den nachlassenden Regen bis zum nächsten Taxistand und stiegen in ein Taxi. Mr. Willis

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