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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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– was? Ihnen nach draußen folgen? Wieder in einem Taxi hinter ihnen herfahren und sich die ganze Zeit ausmalen müssen, wie sie sich aneinanderschmiegten, was sie einander sagten, welche Verabredungen sie trafen, was für neue Teufeleien noch immer auf Pamela warteten, nachdem Victor Dean aus dem Weg war, und was er als nächstes tun wollte oder konnte, damit sie in dieser Welt sicher leben durfte?
    Die Entscheidung blieb ihm erspart. Als die beiden an ihm vorbeigingen, reckte Bredon plötzlich den Kopf über die Mittagsausgabe des Evening Banner und meinte gutgelaunt:
    «Hallo, Willis! Hat's Ihnen geschmeckt? Ausgezeichneter Hammelrücken, nicht? Aber Sie hätten die Erbsen probieren sollen. Kann ich Sie mit zurücknehmen in die Tretmühle?»
    «Danke, nein», grollte Willis; dann ging ihm auf, daß er mit einem «Ja, bitte» wenigstens ein heißes Tete-à-tête im Taxi hätte verhindern können. Aber im selben Taxi mit Pamela Dean und Bredon fahren, das brachte er nicht fertig.
    «Miss Dean muß uns leider verlassen», fuhr Bredon fort. «Sie könnten ruhig mitkommen, um mich zu trösten und mir die Hand zu halten.»
    Pamela war schon halb aus dem Speisesaal. Willis hätte nicht sagen können, ob sie wußte, mit wem ihr Begleiter sich unterhielt, und ihm mit Bedacht aus dem Weg gegangen war, oder ob sie annahm, Bredon spreche mit einem ihr unbekannten Freund. Ganz plötzlich entschloß er sich.
    «Nun ja», sagte er, «es ist schon etwas spät geworden. Wenn Sie ein Taxi nehmen wollen, können wir es uns ja teilen.»
    «So war es auch gedacht», sagte Bredon.
    Willis stand auf, und zusammen folgten sie Pamela.
    «Ich nehme an, Sie kennen unseren Mr. Willis?»
    «O ja.» Pamela setzte ein dünnes, frostiges Lächeln auf. «Victor und er waren früher einmal gute Freunde.»
    Die Tür. Die Treppe. Der Ausgang. Endlich waren sie draußen.
    «Ich muß jetzt gehen. Vielen Dank für die Einladung, Mr. Bredon. Und Sie vergessen es nicht?»
    «Ganz bestimmt nicht. Das sähe mir gar nicht ähnlich.»
    «Guten Tag, Mr. Willis.»
    «Guten Tag.»
    Fort war sie, hurtig ausschreitend in ihren kleinen, hochhackigen Schuhen. Die brausende Strand verschluckte sie. Ein Taxi hielt neben ihnen.
    Bredon nannte die Adresse und ließ Willis zuerst einsteigen.
    «Nettes Ding, Deans Schwester», bemerkte er gutgelaunt.
    «Hören Sie mal, Bredon. Ich weiß ja nicht, worauf Sie es abgesehen haben, aber nehmen Sie sich in acht. Ich hab es Dean gesagt, und ich sag's jetzt Ihnen – wenn Sie Miss Dean in Ihre schmutzigen Geschichten hineinziehen –»
    «Was für schmutzige Geschichten?»
    «Sie wissen genau, was ich meine.»
    «Vielleicht. Und was dann? Bekomme ich das Genick gebrochen wie Victor Dean?» Bredon drehte sich bei die sen Worten um und sah Willis hart in die Augen.
    «Sie bekommen –» Willis besann sich. «Tut nichts zur Sache», sagte er finster, «aber Sie kriegen, was Ihnen zukommt, dafür werde ich sorgen.»
    «Ich bezweifle nicht, daß Sie sehr gründlich dafür sorgen werden», antwortete Bredon. «Aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, was Sie überhaupt damit zu schaffen haben? Soweit ich sehe, scheint Miss Dean von Ihrem Schutz nicht allzusehr erbaut zu sein.»
    Willis wurde dunkelrot.
    «Es geht mich natürlich nichts an», fuhr Bredon in leichtem Plauderton fort, während das Taxi ungeduldig in einer Verkehrsstockung an der U-Bahnstation Holborn tuckerte, «aber auf der anderen Seite scheint es Sie doch auch wieder nichts anzugehen, oder?»
    «Es geht mich etwas an», versetzte Willis. «Es geht jeden anständigen Menschen etwas an. Ich habe gehört, wie Miss Dean sich mit Ihnen verabredet hat», fuhr er wütend fort.
    «Was für ein Detektiv Sie wären!» sagte Bredon bewundernd.
    «Aber Sie sollten, wenn Sie jemanden beschatten, wirklich darauf achten, daß er nicht gegenüber einem Spiegel oder irgendeiner spiegelnden Fläche sitzt. Vor dem Tisch, an dem wir saßen, hing ein Bild, in dem sich der halbe Raum spiegelte. Eine Grundregel, mein lieber Watson. Aber mit ein bißchen Übung werden Sie es sicher besser machen. Na ja, jedenfalls ist an dieser Verabredung gar nichts Geheimnisvolles. Wir gehen am Freitag zu einem Maskenball. Ich treffe Miss Dean um 20 Uhr im Boulestin zum Essen, und von dort gehen wir hin. Vielleicht hätten Sie Lust, uns zu begleiten?»
    Der Polizist ließ den Arm sinken, und das Taxi schoß
    vorwärts in die Southampton Row.
    «Sehen Sie sich lieber vor», knurrte Willis.

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