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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Wenn ich einem erzähle, daß ich in der Werbebranche arbeite, fragt er mich unweigerlich, ob ich Plakate male – an die Texte denkt keiner.»
    «Sie denken, die schreibt der Hersteller selbst», sagte Ingleby.
    «Dabei sollten sie mal sehen, was die uns manchmal liefern, wenn sie sich selbst als Werbetexter versuchen.»
    «Das sollten sie wirklich.» Ingleby grinste. «Dabei fällt mir was ein. Erinnert ihr euch an diese dämlichen Dinger, die sie neulich bei Darlings herausgebracht haben – diese Luftkissen für Reisende, mit einer Puppe darauf, die ein ‹Besetzt›-Schild in den Händen hält?»
    «Wozu denn das?» fragte Bredon.
    «Ach Gott, gedacht war das so, daß man das Kissen im Eisenbahnabteil auf einen Platz legt und die Puppe jedem sagt, daß der Platz besetzt ist.»
    «Das kann doch das Kissen auch ohne die Puppe.»
    «Klar, aber Sie wissen ja, wie die Leute sind. Sie lieben das Überflüssige. Na ja, jedenfalls haben sie – Darlings, meine ich – auf eigene Faust eine Anzeige dafür fabriziert und waren furchtbar stolz darauf. Wir sollten die Annonce für sie placieren, bis Armstrong so unverschämt lachte, daß sie ganz rote Köpfe kriegten.»
    «Was war denn los damit?»
    «Ein Bild von einem hübschen jungen Mädchen, das sich bückt, um so ein Kissen auf einen Eckplatz im Abteil zu legen. Text dazu: HÄNDE WEG VON MEINER SITZFLÄCHE!»
    «Toll!» sagte Mr. Bredon.

    Der neue Texter war an diesem Tag erstaunlich fleißig. Er saß noch immer in seinem Zimmer und schwitzte über Sanfect (‹Wo Schmutz ist, da lauert Gefahr!› – ‹Skandal im WC› – ‹Meuchelmörder im Spülbecken!› – ‹Tödlicher als Kanonenkugeln – Keime!›), als Mrs. Crump mit ihrer weiblichen Armee anrückte, um einen Angriff auf des Tages angesammelten Schmutz zu führen, bewaffnet – man mag es kaum sagen – nicht mit Sanfect, sondern mit gewöhnlicher Schmierseife und Wasser.
    «Kommen Sie nur, treten Sie ein!» rief Mr. Bredon leutselig, als die gute Dame ehrerbietig in der Tür stehenblieb. «Kommen Sie und fegen Sie mich mitsamt meiner Arbeit und dem übrigen Unrat hinaus!»
    «Aber nicht doch, Sir», sagte Mrs. Crump, «ich brauche Sie wirklich nicht bei der Arbeit zu stören.»
    «Ich bin ja schon fertig, wirklich», sagte Mr. Bredon. «Ich nehme an, hier gibt es am Tag so einiges für Sie wegzuschaffen, was?»
    «O ja, Sir – Sie machen sich gar keine Vorstellung davon. Papier – also, Papier muß ja wirklich billig sein, wenn man sieht, was davon verschwendet wird. Sackweise, sag ich Ihnen, sackweise geht das hier jeden Abend raus. Sicher, es kommt dann wieder in die Papiermühle, aber es muß trotzdem eine schöne Stange Geld kosten. Und die Schachteln und Kartons und dies und das – Sie würden manchmal staunen, was wir hier so alles finden. Manchmal habe ich den Eindruck, die Herrschaften bringen ihre ganzen Abfälle von zu Hause mit, um sie hier wegzuwerfen.»
    «Das würde mich nicht wundern.»
    «Und meist fliegt das Zeug einfach auf den Boden», erwärmte Mrs. Crump sich immer mehr für das Thema, «kaum einmal in die Papierkörbe, und dabei sind die weiß Gott groß genug.»
    «Das muß Ihnen eine Menge Arbeit machen.»
    «Ach Gott, Sir, dabei denken wir uns schon nichts mehr. Wir fegen einfach alles zusammen und schicken die Säcke mit dem Fahrstuhl runter. Nur manchmal, da müssen wir doch lachen, was wir so alles finden. Ich sehe mir das Zeug ja meist kurz an, damit nicht aus Versehen mal etwas Wertvolles mit weggeworfen wird. Einmal habe ich bei Mr. Ingleby zwei Pfund-Noten auf dem Fußboden gefunden. Er ist aber auch wirklich unordentlich. Und es ist noch gar nicht so lange her – es war genau an dem Tag, an dem der arme Mr. Dean so traurig verunglückt ist –, da lag auf dem Korridor so etwas wie ein geschnitzter Stein her um – sah aus wie irgend so ein Glücksbringer oder ein Amulett. Das muß aber dem armen Mr. Dean aus der Tasche gefallen sein, glaube ich, denn Mrs. Doolittle sagte, sie hat es mal in seinem Zimmer gesehen, darum hab ich's hierhergebracht, Sir, und da in die kleine Schachtel gelegt.»
    «War es das hier?» Bredon faßte in seine Westentasche und holte den Skarabäus aus Onyx hervor, den er Miss Dean unerklärlicherweise zurückzugeben vergessen hatte.
    «Das war es, Sir. Sieht das Ding nicht komisch aus? Als wenn es ein Käfer oder so was sein sollte. Lag in einer dunklen Ecke unter der Eisentreppe, und ich hab zuerst gedacht, es ist nur so ein Kieselstein wie

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