Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
gesprochen, und er sagt, er kann noch bis sieben warten.»
    «Ich rufe zurück», sagte Mr. Copley und legte auf.
    Schnell ging er im Geiste die Liste der Leute durch, die
    diese Situation zu bereinigen imstande waren. Mr. Tallboy, der Gruppenleiter; Mr. Wedderburn, sein Gruppensekretär; Mr. Armstrong, der verantwortliche Chef der Textabteilung; der Verfasser des Anzeigentextes, wer es auch sein mochte; und als letzte Zuflucht Mr. Pym. Der Zeitpunkt war denkbar unglücklich. Mr. Tallboy wohnte in Croydon und schaukelte und schwitzte jetzt wahrscheinlich noch im Zug; Mr. Wedderburn – er hatte genaugenommen keine Ahnung, wo der wohnte, aber wahrscheinlich war es ein noch abgelegenerer Vorort. Mr. Armstrong wohnte in Hampstead; er stand nicht im Telefonbuch, aber seine Nummer war zweifellos beim Empfang registriert; es bestand eine gewisse Chance, ihn zu erreichen. Mr. Copley eilte nach unten, fand die Liste und die Nummer und rief an. Nach zwei falschen Verbindungen kam er durch. Mr. Armstrongs Haushälterin meldete sich. Mr. Armstrong sei ausgegangen. Sie wisse nicht, wohin er gegangen sei und wann er zurückkomme. Ob sie ihm etwas ausrichten könne? Mr. Copley sagte, es sei nicht wichtig, und legte auf. Halb sieben.
    Er ging noch einmal das Telefonverzeichnis durch. Mr. Wedderburn stand nicht darin und hatte wahrscheinlich kein Telefon. Mr. Tallboys Name war verzeichnet. Ohne große Hoffnung ließ Mr. Copley sich mit der Nummer in Croydon verbinden, aber nur um erwartungsgemäß zu hören, daß Mr. Tallboy noch nicht zu Hause sei. Mr. Copleys Herz sank immer tiefer, als er nun noch bei Mr. Pym anrief. Mr. Pym sei in diesem Augenblick aus dem Haus gegangen. Wohin? Es sei dringend. Mr. und Mrs. Pym seien mit Mr. Armstrong im Frascati zum Essen verabredet. Das klang schon hoffnungsvoller. Mr. Copley rief im Frascati an. O ja, Mr. Pym habe einen Tisch für halb acht bestellt. Er sei noch nicht da. Ob man ihm etwas ausrichten könne, wenn er komme? Mr. Copley hinterließ die Bitte, Mr. Pym oder Mr. Armstrong möchten ihn möglichst vor sieben Uhr in der Firma anrufen, obwohl er im Innersten überzeugt war, daß dabei nichts he rauskommen würde. Zweifellos waren die feinen Herren Direktoren zuvor auf irgendeiner Cocktailparty. Er sah auf die Uhr. Viertel vor sieben. Im selben Augenblick klingelte wieder das Telefon.
    Es war, wie erwartet, der Morning Star , der ungeduldig auf Instruktionen wartete.
    «Ich kann niemanden erreichen», erklärte Mr. Copley.
    «Was sollen wir denn tun? Die Anzeige weglassen?»
    Wenn Sie, lieber Leser, einen weißen Fleck in der Zeitung finden, auf dem steht: DIESER ANZEIGENRAUM IST RESERVIERT FÜR DIE FIRMA SOUNDSO, dann denken Sie sich vielleicht nichts dabei, aber für jeden, der etwas von der Arbeit einer Werbeagentur versteht, tragen diese Worte das unauslöschliche, schändliche Brandmal der Unfähigkeit und des Versagens. Die Agentur der Firma Soundso ist ihrer Aufgabe nicht gewachsen; zu ihrer Entschuldigung ist nichts zu sagen. So etwas DARF ES NICHT GEBEN.
    So sehr Mr. Copley es dieser Bande von Schlampern und Hohlköpfen in seiner Wut auch gegönnt hätte, wenn der Anzeigenraum frei geblieben wäre, stieß er darum doch hastig hervor:
    «Nein, nein, auf keinen Fall! Bleiben Sie am Apparat. Ich will sehen, was ich tun kann.» Somit handelte er ganz, wie sich's gehörte, denn es ist das erste und nahezu einzige Gebot der Geschäftsmoral, daß die Firma an erster Stelle zu stehen hat.
    Er hastete über den Korridor und stürzte in Mr. Tallboys Zimmer, das auf demselben Flur lag wie der Versand und die Textabteilung, an dem der Eisentreppe entgegengesetzten Ende. In einer Minute war er da. Nach einer weiteren Minute des Wühlens in Mr. Tallboys Schubladen hatte er, was er suchte – einen Probeabzug von diesem dämli chen Nutrax-Zweispalter. Ein einziger Blick bestätigte ihm, daß Mr. Weekes' Zweifel voll gerechtfertigt waren. Skizze und Schlagzeile, jede für sich ganz harmlos, waren in dieser Kombination mörderisch. Ohne sich erst lange zu fragen, wie so ein offenkundiger Schnitzer den Adleraugen der Abteilungsleiter entgangen sein konnte, setzte Mr. Copley sich hin und zückte seinen Bleistift. An der Skizze war nichts mehr zu ändern; sie mußte bleiben, wie sie war; seine Aufgabe war es also jetzt, eine neue Schlagzeile zu erfinden, die sowohl zu der Skizze als auch zu der ersten Zeile des Anzeigentextes paßte und die ungefähr gleich lang war wie das Original. In großer

Weitere Kostenlose Bücher