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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Pferdestärken, aber der junge Spenlow war zu betrunken, um noch lange durchzuhalten, und Harry Thorne war schon immer ein miserabler Fahrer gewesen. Sie brauchte sich nur in sicherem Abstand anzuhängen und zu warten, bis sie Bruch machten. Wenn «Spot» Lancaster sie doch nur in Ruhe ließe! Es störte sie beim Fahren, wenn er mit seinen plumpen Händen nach ihren Hüften grabschte. Sie nahm die schmale Sandale ein wenig vom Gashebel und stieß ihm zornig den Ellbogen ins erhitzte Gesicht.
    «Hör auf damit, du Trottel! Durch dich landen wir noch im Graben, und dann haben wir verloren.»
    «He, sag mal!» protestierte Spot. «Mach so was nicht! Das tut weh.»
    Sie ignorierte ihn und hielt den Blick auf der Straße. Alles stimmte heute nacht bis aufs I-Tüpfelchen. Bei Todd Milligan hatte es einen sehr anregenden und amüsanten Krach gegeben, und Todd hatte mal so einiges zu hören bekommen. Um so besser. Sie hatte Todds Herumkommandiererei satt. Sie war gerade richtig beschwipst, nicht zuviel und nicht zuwenig. Die Hecken blitzten und brüllten an ihnen vorüber; die Straße, erhellt von den tastenden Scheinwerfern, wirkte wie ein Kriegsschauplatz voller Löcher und Hügel, die sich unter den jagenden Rädern wie durch ein Wunder glätteten. Der Wagen nahm die Bodenwellen wie ein Schiff. Sie wünschte nur, es wäre ein offener Wagen, nicht Spots ordinäre, spießige Limousine.
    Der Chrysler vor ihnen schlingerte bedenklich, schleuderte sein großes Heck hin und her wie ein Fisch den Schwanz. Was hatte Harry Thorne so ein Auto zu fahren, wenn er es nicht einmal auf der Straße halten konnte! Und jetzt nahte eine scharfe S-Kurve. Dian wußte das. Ihre Sinne schienen unnatürlich geschärft – sie sah die Straße vor sich ausgebreitet wie auf einer Landkarte. Thorne nahm die erste Kurve – viel zu weit –, und der junge Spenlow schnitt ihn von links. Jetzt machte sie das Rennen – nichts konnte sie mehr daran hindern. Spot trank schon wieder aus einer Reiseflasche. Sollte er doch. Ihr konnte es nur nützen. Der Chrysler, mit brutaler Gewalt auf die andere Straßenseite gerissen, erwischte den Bentley in der Innenkurve, drückte ihn gegen die Böschung und riß ihn herum, bis er quer auf der Straße stand. War da noch Platz zum Vorbeifahren? Sie scherte aus, ihre Außenräder holperten übers Grasbankett. Der Chrysler taumelte weiter, heftig schlingernd infolge des Anpralls. Er raste die Böschung hinauf und brach durch die Hecke. Sie hörte Thorne einen Schrei ausstoßen – sah den großen Wagen wie durch ein Wunder wieder auf den Rädern landen, ohne sich zu überschlagen, und antwortete mit einem Triumphschrei. Und dann war die Straße plötzlich taghell, wie im Strahl eines Suchscheinwerfers, der den Schein ihrer eigenen Lampen schluckte wie die Sonne ein Kerzenlicht.
    Sie beugte sich zu Spot hinüber. «Wer ist das da hinter uns?»
    «Weiß nicht», knurrte Spot, indem er vergebliche Verrenkungen ausführte, um durch das kleine Heckfenster hinauszusehen.
    «Irgendein komischer Trottel.»
    Dian schob das Kinn vor. Zum Teufel , wer hatte so ein Auto? Im Rückspiegel war nur das grelle Licht des Scheinwerferpaars zu sehen. Sie trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Wagen machte einen Satz nach vorn. Aber der Verfolger hielt mühelos mit. Sie zog zur Straßenmitte. Sollte er sie rammen, wenn er wollte. Er blieb unbarmherzig dran. Aus der Dunkelheit sprang eine schmale, bucklige Brücke auf sie zu. Sie schoß hinüber und schien über den Rand der Welt hinauszuspringen. Dann ein Dorf mit einem breiten, offenen Platz. Das war eine Chance für den Mann. Er nutzte sie. Ein großer dunkler Schatten tauchte neben ihr auf, lang, flach und offen. Aus dem Augenwinkel schielte sie nach dem Fahrer. Für die Dauer von fünf Sekunden blieb er neben ihr, Kopf an Kopf, und sie sah die schwarze Maske und Kappe und einen Blitz von Schwarz und Silber. Dann verengte sich die Straße wieder, und er zog an und setzte sich vor sie. Sie erinnerte sich, was Pamela Dean zu ihr gesagt hatte: «Du wirst ihn sehen, wenn du am allerwenigsten mit ihm rechnest.»
    Was immer passierte, sie mußte dranbleiben. Er fuhr vor ihr her, leicht und kraftvoll wie ein Panther, das rote Rücklicht in neckend kurzem Abstand vor ihr. Sie hätte aufschreien mögen vor Wut. Er spielte mit ihr!
    «Ist das alles, was dein dämlicher Ofen schafft?»
    Spot war eingeschlafen. Sein Kopf fiel gegen ihren Arm, und sie stieß ihn unsanft weg. Zwei Meilen,

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