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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mich danach zu fragen?»
    «Nein, ich lasse mich nie schicken. Ich gehe immer, wohin ich will.»
    «Also warum willst du denn nun so genau über Victor Dean Bescheid wissen?»
    «Das ist doch richtig schön geheimnisvoll, nicht? Und was hat Milligan zu Dean gesagt?»
    «Nicht viel, aber zu mir hat er gesagt, ich soll ihn mir warmhalten. Und später hat er dann ganz plötzlich gesagt, ich soll ihn zum Teufel jagen.»
    «Und als braves kleines Mädchen haben Sie alles getan, was man Ihnen sagte?»
    «Ich hatte Victor sowieso über. Und es ist nicht ratsam, sich mit Todd anzulegen.»
    «Sicher nicht – er könnte den Nachschub sperren, wie? Wo kriegt er das Zeug eigentlich her?»
    «Den Koks meinst du? Weiß ich nicht.»
    «Stimmt vermutlich. Und Sie können es wohl auch nicht aus ihm herausbringen. Nicht mit all Ihrem Charme, Circe?»
    «Oh, nicht bei Todd. Der hält dicht. Ein dreckiges Schwein ist er. Ich verachte ihn. Ich würde alles tun, um von Todd loszukommen. Aber er weiß zuviel. Und außerdem hat er den Stoff. Es haben schon viele versucht, von Todd loszukommen, aber sie sind immer wiedergekommen – freitags und samstags.»
    «Da verteilt er das Zeug?»
    «Meist. Aber –» sie begann wieder zu lachen – «heute abend warst du nicht da, oder? Es war zu komisch. Es muß ihm ausgegangen sein oder so was. Einen Höllenkrach hat's gegeben. Und dieses Furunkelweib, Babs Woodley, die hat das ganze Haus zusammengebrüllt. Gekratzt hat sie ihn. Hoffentlich kriegt er 'ne Blutvergiftung. Er hat versprochen, daß es morgen da ist, aber richtig idiotisch hat er ausgesehen, wie ihm das Blut so übers Kinn gelaufen ist. Sie hat gesagt, sie will ihn erschießen. Es war einfach herrlich.»
    «Zweifellos eine Rabelaissche Szene.»
    «Zum Glück hatte ich genug und konnte ihr wenigstens so viel geben, daß sie still war, und dann haben wir ein Autorennen beschlossen. Ich hab gewonnen – oder hätte gewonnen, wenn du nicht dazwischengekommen wärst. Wie kommst du überhaupt hierher?»
    «Ach, nur so. Ich komme immer nur so.»
    «Das stimmt nicht. Du kommst nur manchmal so. Du gehörst nicht zu Todds festem Kreis, oder?»
    «Zur Zeit nicht.»
    «Willst du vielleicht? Laß das lieber. Ich besorge dir das Zeug, wenn du möchtest. Aber Todd ist ein Tier. Von dem solltest du dich fernhalten.»
    «Warnen Sie mich in meinem Interesse?»
    «Ja.»
    «Welche Liebe!»
    «Nein, ich mein's ehrlich. Das Leben ist so schon die Hölle, aber wenn du dich mit Todd einläßt, wird's noch schlimmer.»
    «Warum machen Sie dann nicht Schluß mit Todd?»
    «Geht nicht.»
    «Angst vor ihm?»
    «Weniger vor ihm. Mehr vor den Leuten hinter ihm. Todd hat auch Angst. Er würde mich nie freigeben. Eher würde er mich töten.»
    «Faszinierend! Ich glaube, ich muß Todd näher kennenlernen.»
    «Am Ende hättest du dann auch Angst.»
    «So? Nun, auch Angsthaben kann aufregend sein.»
    «Komm mal herunter, Harlekin, dann zeig ich dir, wie das Leben auch auf andere Art aufregend sein kann.»
    «Könnten Sie das?»
    «Versuch's mal.»
    Es raschelte im Laub, und er glitt herunter und stand neben ihr.
    «Nun?»
    «Heb mich hoch. Ich bin ganz verkrampft.»
    Er hob sie hoch, und sie fühlte seine Hände hart wie Eisen unter der Brust. Sie war groß, und als sie den Kopf drehte, um ihn anzusehen, konnte sie seine Augäpfel auf gleicher Höhe mit den ihren blitzen sehen.
    «Na, wäre ich recht?»
    «Wofür?»
    «Für dich.»
    «Für mich? Wozu sollten Sie für mich gut sein?»
    «Ich bin schön.»
    «Nicht so schön, wie Sie mal waren. In fünf Jahren werden Sie häßlich sein.»
    «In fünf Jahren? Fünf Jahre will ich dich nicht behalten.»
    «Ich würde Sie nicht für fünf Minuten haben wollen.»
    Das kalte Morgenlicht drang allmählich durch das Ge
    zweig. Es zeigte ihr nur ein vorstehendes, unerbittliches Kinn und den dünnen Bogen eines lächelnden Mundes. Sie wollte rasch nach seiner Maske greifen, aber er war zu flink für sie. Ganz betont langsam wandte er sie zu sich um, drehte ihr beide Arme auf den Rücken und hielt sie so fest.
    «Was jetzt?» fragte sie spöttisch.
    «Nichts. Ich bringe Sie nach Hause.»
    «Du willst also, ja? Du willst?»
    «Wie schon einmal.»
    «Genau wie schon einmal?»
    «Nicht ganz genau, denn damals waren Sie betrunken. Jetzt sind Sie nüchtern. Aber abgesehen von diesem winzigen Unterschied wird das Programm nach dem gehabten Schema ablaufen.»
    «Du könntest mir einen Kuß geben, Harlekin.»
    «Verdienen Sie einen Kuß?

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