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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Etablissement, wo sein Name ihm unverzüglich zu einer Unterredung mit dem Besitzer verhalf.
    Wie Wimsey erwartet hatte, war Scotland Yard schon vor ihm dagewesen. Alle Informationen, über die das Unternehmen verfügte, hatte es schon dorthin weitergegeben. Sie liefen auf sehr wenig hinaus. Das Foto war vor ein paar Jahren aufgenommen worden, und über das Modell wußte man nichts Näheres. Es war nur ein kleines Atelier, das sich auf billige Schnellporträts spezialisiert hatte und keinerlei künstlerische Ansprüche erhob.
    Wimsey bat, einen Blick auf das Negativ tun zu dürfen, das ihm nach längerer Suche auch vorgelegt wurde.
    Wimsey besah es sich, dann zog er die Evening News mit dem Bild aus der Tasche.
    »Sehen Sie sich das mal an«, sagte er.
    Der Besitzer betrachtete das Bild und dann wieder das Negativ.
    »Da schlägt’s doch dreizehn«, sagte er. »Das ist aber komisch.«
    »Ich nehme an, das Bild ist in einem Vergrößerungsgerät entstanden, ja?« fragte Wimsey.
    »Ja. Das Negativ muß verkehrtherum eingelegt worden sein. Was nicht alles passiert! Wissen Sie, Sir, manchmal müssen wir ja regelrecht gegen die Zeit arbeiten, und ich nehme an – aber das ist trotzdem Schlamperei. Ich werde dem nachgehen.«
    »Machen Sie mir einen Abzug richtigherum?« fragte Wimsey.
    »Aber gewiß, Sir. Sofort.«
    »Und schicken Sie auch einen an Scotland Yard.«
    »Ja, Sir. Merkwürdig, daß es gerade dieses Bild ist, nicht wahr, Sir? Warum hat das der Kunde nur nicht gemerkt? Aber normalerweise nehmen wir ihn in drei oder vier verschiedenen Positionen auf, und er wird sich nicht mehr daran erinnert haben.«
    »Sehen Sie lieber mal nach, ob Sie ihn noch in anderen Positionen haben, und überlassen Sie mir die auch.« »Das habe ich schon getan, Sir, aber es sind keine anderen da. Zweifellos wurde dieses Bild hier ausgesucht und die andern danach vernichtet. Abgelehnte Negative heben wir nämlich nicht auf, Sir. Wir hätten keinen Platz dafür. Aber ich mache hiervon sofort drei Abzüge.«
    »Tun Sie das«, sagte Wimsey. »Je schneller, desto besser. Im Schnelltrockenverfahren. Und retouchieren Sie die Abzüge nicht.«
    »Nein, Sir. Sie haben sie in ein bis zwei Stunden, Sir. Aber ich wundere mich doch, daß der Kunde nicht reklamiert hat.«
    »So verwunderlich ist das nicht«, sagte Wimsey. »Wahrscheinlich fand er sich auf diesem Bild am besten getroffen. So mußte es ihm ja auch erscheinen. Sehen Sie, er selbst bekommt sein Gesicht nur so zu sehen. Dieses Foto, auf dem die rechte und linke Seite vertauscht sind, zeigt genau das Gesicht, das er täglich im Spiegel sieht – das einzige Gesicht, das er wirklich als das seine erkennt. ›Wie’s Gott mir gab‹ und so.«
    »Das ist allerdings wahr, Sir. Und ich bin Ihnen sehr dafür verbunden, daß sie uns auf den Fehler aufmerksam gemacht haben.«
    Wimsey betonte noch einmal, daß Eile geboten sei, und verabschiedete sich. Es folgte noch ein kurzer Besuch im Somerset-Haus, worauf er sein Tagwerk beendete und nach Hause ging.
    Erkundigungen in Brixton nach der ihm von Mr. Duckworthy angegebenen Adresse brachten Wimsey schließlich auf die Spur von Leuten, die ihn und seine Mutter gekannt hatten. Eine betagte Dame, die in derselben Straße seit vierzig Jahren einen kleinen Gemüseladen hatte, konnte sich gut an sie erinnern. Sie hatte das enzyklopädische Gedächtnis des Leseunkundigen und wußte noch genau, wann sie dorthin gezogen waren.
    »Zweiunddreißig Jahre werden es nächsten Monat«, sagte sie. »An Michaeli war’s. Sie war so eine hübsche junge Frau, und meine Tochter, die gerade ihr erstes erwartete, hat sich sehr für den süßen kleinen Bengel interessiert.«
    »Ist der Junge nicht hier geboren?«
    »O nein, Sir. Er ist irgendwo in der Südstadt geboren, aber mir fällt jetzt auf, daß sie nie genau gesagt hat, wo – nur daß es irgendwo in der Gegend vom Neuen Kanal war. Sie war eine von der stillen Sorte und hielt sich strikt für sich. Fürs Reden war sie nicht zu haben. Sehen Sie, nicht einmal meiner Tochter, die doch guten Grund hatte, sich dafür zu interessieren, hat sie was davon erzählt, wie die Geburt war. Chlorriform sagte sie, hat sie gekriegt, das weiß ich noch, und daß sie sich an nichts mehr erinnern kann, aber ich glaube, daß es sie schwer mitgenommen hat, und sie mochte einfach nicht gern daran denken. Ihr Mann – das war auch ein netter Mann – der hat zu mir gesagt: ›Erinnern Sie sie nicht daran, Mrs. Harbottle‹, hat er

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