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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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es könnte dieser Herr sein.«
    »Eben«, räumte der Mann im Regenmantel ein. »Oder anders gesagt, es kann jeder zweite sein.«
    »Ja, oder –« Monty deutete mit einer Kopfbewegung vorsichtig nach der Zeitung in der Ecke – »der da.«
    »Sie sagen es«, fand Mr. Redwood, »aber den hat sich ja noch keiner so genau angucken können, außer George.«
    »Die Hand würde ich für ihn nicht ins Feuer legen«, antwortete der Wirt lächelnd. »Er ist hier reingekommen, hat etwas zu trinken bestellt und bezahlt, ohne mich dabei auch nur anzusehen, aber was ich von ihm gesehen habe, paßt auf die Beschreibung ebensogut wie bei jedem andern. Und außerdem fährt er einen Morris – der steht zur Zeit in der Werkstatt.«
    »Das spricht noch nicht gegen ihn«, wandte Monty ein.
    »Einen Morris fahre ich auch.«
    »Ich auch«, sagte der Mann im Regenmantel.
    »Und ich«, stimmte Redwood in den Chor ein. »Immer die heimische Wirtschaft stärken, sage ich. Nur hilft es einem nicht, jemanden zu identifizieren. Nichts für ungut, Sergeant, aber warum kann die Polizei das der Öffentlichkeit nicht ein bißchen leichter machen?«
    »Warum?« versetzte der Sergeant. »Weil die Polizei auf die dämlichen Beschreibungen angewiesen ist, die sie von der Öffentlichkeit kriegt. Darum.«
    »Ein Punkt für Sie«, räumte Redwood liebenswürdig ein.
    »Aber sagen Sie, Sergeant, das ist doch alles nur fauler Schmus, daß die Polizei dem Kerl nur ein paar Fragen stellen will, oder? Ich meine, in Wirklichkeit will sie ihn doch verhaften.«
    »Das zu sagen, steht mir nicht an, Sir«, antwortete der Polizist gewichtig. »Da müssen Sie sich schon selbst Ihr Urteil bilden. Zunächst will die Polizei den Mann nur sprechen, weil er der letzte war, von dem man weiß, daß er die Frau gesehen hat, bevor sie umgebracht wurde. Wenn er vernünftig ist, wird er sich melden. Wenn er der Aufforderung nicht nachkommt – nun, dann können Sie davon halten, was Sie wollen.«
    »Wer ist das denn überhaupt?« fragte Monty.
    »Da fragen Sie mich aber was! Haben Sie denn die Abendzeitung nicht gelesen?«
    »Nein, ich bin seit fünf Uhr auf Achse.«
    »Also, das war so: Die alte Dame, diese Miss Alice Steward, wohnte allein mit einem Dienstmädchen in einem kleinen Haus am Rande von Nottingham. Gestern hatte das Mädchen seinen freien Nachmittag, und wie sie gerade fortgehen wollte, kam dieser Kerl in seinem Morris vorgefahren – sagt sie, wobei man diesen Mädchen ja nicht ganz trauen kann, und wenn Sie mich fragen, kann es ebensogut ein Austin oder Wolseley oder sonstwas gewesen sein. Er fragt, ob er zu Miss Steward kann, und das Mädchen führt ihn ins Wohnzimmer, und dabei hört sie die alte Dame sagen: ›Nanu, Gerald!‹ – oder sowas. Na ja, sie geht daraufhin also ins Kino, und wie sie um zehn Uhr zurückkommt, findet sie die alte Dame mit eingeschlagenem Schädel.«
    Mr. Redwood lehnte sich zu Mr. Egg hinüber und stieß ihn an. Der Fremde in der Ecke hatte seine Lektüre unterbrochen und lauerte verstohlen hinter der Zeitung hervor. »Das hat ihn munter gemacht«, flüsterte Mr. Redwood.
    »Nun, Sergeant, aber woher wußte das Mädchen den Nachnamen des Mannes und wer er war?«
    »Na ja«, antwortete der Sergeant, »ihr war eingefallen, daß sie die alte Dame einmal von einem jungen Mann namens Gerald Beeton hat reden hören – schon vor etlichen Jahren, sagt sie, und viel konnte sie uns darüber nicht erzählen. Sie wußte nur noch den Namen, weil das derselbe war wie auf ihrem Kochbuch.«
    »Was das in Lewes?« fragte plötzlich der junge Mann namens Arthur.
    »Kann sein«, antwortete der Sergeant, wobei er den jungen Mann ziemlich scharf musterte. »Die alte Dame war aus Lewes. Warum?«
    »Ich weiß noch, daß ich früher mal, als ich noch zur Schule ging, meine Mutter von einer alten Miss Steward in Lewes hab sprechen hören; die soll sehr reich gewesen sein und einen jungen Mann aus einer Apotheke adoptiert haben. Ich glaube, er ist dann weggelaufen und auf die schiefe Bahn geraten oder so was. Jedenfalls ist die alte Dame aus der Stadt weggezogen. Man erzählte sich, daß sie sehr reich gewesen sein soll und ihr ganzes Geld in einer Blechbüchse oder so ähnlich aufbewahrt hat. Eine Kusine meiner Mutter kannte eine alte Frau, die Miss Stewards Haushälterin gewesen war – aber wahrscheinlich ist das alles Quatsch. Jedenfalls war das vor sechs oder sieben Jahren, und soviel ich weiß, ist die Kusine meiner Mutter inzwischen tot, und die

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