Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel
Haushälterin auch. Meine Mutter«, fuhr der junge Mann namens Arthur unter Vorwegnahme der nächsten Frage fort, »ist vor zwei Jahren gestorben.«
»Das ist trotzdem sehr interessant«, sagte Mr. Egg aufmunternd. »Sie sollten es der Polizei erzählen.«
»Hab ich doch, oder nicht?« meinte Arthur grinsend, indem er auf den Sergeanten deutete. »Obwohl ich ja glaube, die wissen das schon alles. Oder muß ich deswegen zur Wache?«
»Für den momentanen Zweck«, antwortete der Sergeant, »bin ich eine Polizeiwache. Aber Sie könnten mir Ihren Namen und Ihre Adresse nennen.«
Der junge Mann stellte sich als Arthur Bunce vor und gab eine Adresse in London an. In dem Moment fiel dem jungen Mädchen namens Gertrude etwas ein.
»Aber was ist mit der Blechbüchse? Meinen Sie, er hat sie umgebracht, um an das Geld zu kommen?«
»Von der Blechbüchse steht nichts in der Zeitung«, warf der Mann im Regenmantel ein.
»Alles setzen die auch nicht in die Zeitung«, sagte der Sergeant.
»Es scheint jedenfalls nicht in der Zeitung zu stehen, in der unser unfreundlicher Zeitgenosse liest«, flüsterte Mr. Redwood, und während er das sagte, erhob sich der Genannte und kam an die Servierluke, vorgeblich um noch ein Bier zu bestellen, augenscheinlich aber mit der Absicht, mehr von der Unterhaltung mitzubekommen.
»Ob man den Kerl wohl erwischen wird?« sprach Redwood nachdenklich weiter. »Die – meine Güte, ja! Das ist die Erklärung – die halten ganz schön die Augen offen. Ich hab mich nämlich schon gewundert, warum man mich vor Wintonbury angehalten hat, um meinen Führerschein zu kontrollieren. Wahrscheinlich überprüfen sie sämtliche Morris’, die unterwegs sind. Da haben sie ja was zu tun!«
»Zumindest alle Morris’ in dieser Gegend«, sagte Monty.
»Mich haben sie nämlich vor Thugford angehalten.«
»Oho!« rief Arthur Bunce. »Das sieht ja ganz so aus, als ob sie dem Burschen schon auf der Spur wären. Los, Sergeant, heraus damit. Sagen Sie uns, was Sie wissen, ja?«
»Ich kann Ihnen gar nichts darüber sagen«, antwortete Sergeant Jukes würdevoll. Der Unfreundliche kam von der Servierluke zurück und ging wieder in seine Ecke, und gleichzeitig erhob sich der Sergeant und ging an einen weiter abseits stehenden Tisch, um völlig unnötigerweise seine Pfeife über einem Blumentopf auszuklopfen und an Ort und Stelle wieder zu füllen, so daß seine wuchtige Gestalt zwischen dem Unfreundlichen und der Tür blieb.
»Den kriegen sie nie«, sagte der Unfreundliche ganz plötzlich und unerwartet. »Den kriegen sie nie. Und wissen Sie auch, warum? Ich sag’s Ihnen. Nicht weil er zu schlau für sie ist, sondern weil er zu dumm ist. Das ist alles viel zu gewöhnlich. Ich glaube überhaupt nicht, daß es dieser Beeton war. Lesen Sie keine Zeitung? Haben Sie nicht gelesen, daß die alte Dame ihr Wohnzimmer im Parterre hatte und das Eßzimmerfenster oben offen war? Jeder X-beliebige hätte da mit der größten Leichtigkeit durchs Eßzimmer eindringen können – Miss Steward war ja ziemlich taub –, um sie zu überraschen und ihr eins über den Schädel zu geben. Zwischen dem Gartentor und den Fenstern ist nur ein Weg aus Natursteinplatten, und gestern nacht herrschte klirrender Forst, so daß er keine Fußabdrücke auf dem Teppich hinterlassen konnte. Solche Morde sind besonders schwierig aufzuklären – keine Raffinesse darin, kein offenkundiges Motiv. Denken Sie an den Mord von Reading, denken Sie an –«
»Einen Moment, Sir«, unterbrach ihn der Sergeant. »Woher wissen Sie das mit den Steinplatten? Davon steht nämlich nichts in der Zeitung, soviel ich weiß.«
Der Unfreundliche stockte mitten im Redefluß und schien leicht aus der Fassung gebracht.
»Ich habe es, genau gesagt, mit eigenen Augen gesehen«, erklärte er mit sichtlichem Widerstreben. »War heute morgen da, um es mir anzusehen – aus privaten Gründen, mit denen ich Sie nicht zu behelligen brauche.«
»Das ist aber ein etwas eigenartiges Verhalten, Sir.«
»Meinetwegen, aber das geht Sie nichts an.«
»Selbstverständlich nicht, Sir«, sagte der Sergeant. »Jeder Mensch hat nun mal sein kleines Steckenpferd, und vielleicht sind Natursteinplatten das Ihre. Sind Sie Landschaftsgärtner, Sir?«
»Nicht direkt.«
»Vielleicht Journalist?« mutmaßte Mr. Redwood.
»Das kommt der Sache schon näher«, sagte der andere.
»Sie haben wohl meine drei Füllfederhalter gesehen, wie? Der typische Amateurdetektiv.«
»Journalist kann der Herr
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