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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Stinkzeug nicht ausstehen«), dann dem Polizisten, der auf die feinen Manieren pfiff, einmal kräftig an der Flasche roch und kundtat, das Parfüm sei »gut, aber ein bißchen zu kräftig für meinen Geschmack«.
    »Nun, die Geschmäcker sind verschieden«, sagte Monty. Er sah sich um, und als sein Blick auf den schweigsamen Mann in der Ecke fiel, ging er selbstsicher auf ihn zu und bat ihn um seine Meinung.
    »Was fällt Ihnen denn ein?« knurrte dieser, indem er widerstrebend hinter seiner Zeitungsbarrikade vorkam und einen struppigen, kriegerischen blonden Schnurrbart nebst einem Paar verdrießlicher blauer Augen enthüllte. »In dieser Bar hat man wohl keinen Augenblick seine Ruhe. Parfüm? Kann ich nicht leiden.« Er riß Mr. Egg ungehalten die Flasche aus der Hand, roch daran und knallte den Stöpsel mit solch blinder, ungeschickter Hast wieder darauf, daß dieser den Flaschenhals verfehlte und unter den Tisch kullerte. »Also, es ist Parfüm. Was wollen Sie sonst noch wissen? Ich kaufe nicht, falls Sie darauf hinauswollen.«
    »Ganz gewiß nicht, Sir«, sagte Mr. Redwood gekränkt, indem er sich beeilte, sein verstreutes Eigentum wieder einzusammeln. »Möchte bloß wissen, was den gebissen hat«, fuhr er in vertraulichem Flüsterton fort. »Hat so ein häßliches Glitzern in den Augen. Die Hände zittern an einem Stück. Auf den sollten Sie mal ein Auge haben, Sergeant. Nicht daß hier ein Mord geschieht. Nun aber, meine Damen und Herren, was sagen Sie dazu, wenn ich Ihnen jetzt erkläre, daß wir diese große Flasche, wie sie dasteht, zum Ladenpreis – wohlgemerkt, zum Ladenpreis – von dreieinhalb Shilling abgeben können?«
    »Dreieinhalb Shilling?« rief Mr. Egg erstaunt. »Also, ich hätte gedacht, das reicht nicht einmal für die Alkoholsteuer.«
    »Würde auch nicht reichen«, triumphierte Mr. Redwood, »wenn es nämlich Alkohol wäre. Es ist aber keiner, und das ist des Rätsels Lösung. Es ist ein Firmengeheimnis, darum darf ich nicht mehr darüber sagen, aber wenn Sie gefragt würden, ob das nicht das allerbeste Parmaveilchenparfüm ist und den teuersten Marken in nichts nachsteht, möchte ich mit Ihnen wetten, daß Sie den Unterschied nicht merken würden.«
    »Wahrhaftig nicht«, sagte Mr. Egg. »Das nenne ich großartig. Schade, daß man nichts Ähnliches für die Weine- und Spirituosenbranche erfinden kann, obwohl ich nicht zu betonen brauche, daß so etwas nun wirklich nicht anginge, und was würde denn auch der Finanzminister dazu sagen! Da wir gerade beim Thema sind, was möchten die Herrschaften gern trinken? Und Sie, Miss? Sie gestatten doch hoffentlich, meine Herren. Für alle noch einmal dasselbe, bitte.«
    Der Wirt eilte, die Bestellung auszuführen, und schaltete, während er durch die Bar ging, das Radio ein, das prompt mit dem 21-Uhr-Zeitzeichen antwortete, gefolgt von der klaren Stimme des Nachrichtensprechers:
    »Hier ist London mit seinem ersten Programm. Bevor ich den Wetterbericht verlese, hier noch eine Durchsage der Polizei. Im Zusammenhang mit der Ermordung von Alice Steward in Nottingham bittet uns die Polizei um folgende Meldung: Dringend gesucht wird ein junger Mann namens Gerald Beeton, der die Ermordete am Nachmittag vor ihrem Tod besucht hat. Beeton ist fünfunddreißig Jahre alt, mittelgroß, mittelschlank, blond, mit kleinem Schnurrbart, blauen oder grauen Augen und vollem, frischem Gesicht. Als er zuletzt gesehen wurde, trug er einen grauen Straßenanzug, einen weichen grauen Hut und einen hellbraunen Regenmantel; es wird angenommen, daß er jetzt in einem Morris mit unbekanntem Kennzeichen durchs Land fährt. Beeton selbst oder jedermann, der über seinen Aufenthaltsort Auskunft geben kann, wird gebeten, sich unverzüglich mit dem Polizeipräsidium Nottingham oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen. Und nun die Wettervorhersage: Ein Tiefdruckgebiet …«
    »Schalten Sie aus, George«, bat Mr. Redwood. »Von Tiefdruckgebieten wollen wir nichts hören.«
    »Richtig«, pflichtete der Wirt ihm bei, indem er das Radio ausschaltete. »Worüber ich mich doch immer wieder wundere, das sind diese Steckbriefe der Polizei. Wie stellen die sich vor, daß einer nach den Angaben, die sie einem da machen, einen Menschen erkennen soll? Mittelgroß und mitteldies und mitteljenes, gewöhnliches Gesicht, heller Teint und weicher Hut – das kann doch jeder sein.«
    »Richtig«, sagte Monty. »Zum Beispiel ich.«
    »Stimmt vollkommen«, sagte Mr. Redwood. »Oder

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